Читать книгу Nanne - Eine Kindheit im 2. Weltkrieg und Jugend in der DDR - Marianne Heinrich - Страница 11
ОглавлениеFasching
Dann begannen endlich die Vorbereitungen auf den Fasching, welcher in unserer Region sehr ausgiebig und mit viel Aufwand gefeiert wurde. Während der „Tollen Tage“ kam traditionsgemäß kaum jemand zum Schlafen.
Die Leute gingen zum Maskenball ins Schützenhaus. Dort wurde gefeiert und getanzt. Für den Ball wurden vorher fantasievolle Kostüme entworfen und genäht. Pünktlich um 24 Uhr war dann die spannende Demaskierung und die Preisvergabe für die drei schönsten Kostüme.
Für meine Eltern und Freunde kam die Zeit der Hausbälle und für uns Kinder waren diese Feste das Höchste. Unser Wohnhaus war geradezu dafür geeignet, denn es war ein altes, herrschaftliches Fachwerkhaus.
Die Decke im Hausflur war sehr schön ausgemalt und der Boden mit bunten Fliesen belegt. Eine Trennwand mit schön geschliffenen Glasfenstern begrenzte den dahinter liegenden Wirtschaftsbereich. Ins obere Stockwerk führte eine sehr schöne, geschwungene Holztreppe, die Lampen waren aus verschnörkelten, geschliffenen Glas. Die Haustür und die vorderen Wohnungstüren waren ebenso schön gestaltet und besaßen geschmackvolle Messingklinken. Der Eingangsbereich war wichtiger Bestandteil der kleinen Faschingsbälle, war er doch als exzellente Tanzfläche sehr begehrt.
Unsere Gäste waren hauptsächlich befreundete Ehepaare und Freundinnen meiner Mutter, deren Männer im Krieg waren. Alle waren wunderschön kostümiert. Es wurde getanzt, gesungen, gegessen und viel getrunken.
Wir Kinder mussten leider früh ins Bett. Durch den Lärm bedingt war es aber kein Problem wach zu bleiben und das wollten wir auch. Sobald Ruhe eingekehrt war und unsere Mutter schlief, schlichen wir uns nach unten ins Wohnzimmer und leckten voller Wonne alle Schnaps- und Likör gläser gründlich aus.