Читать книгу Nanne - Eine Kindheit im 2. Weltkrieg und Jugend in der DDR - Marianne Heinrich - Страница 7
ОглавлениеAnstrengende Waschtage
Wir hatten ein Waschhaus mit einer Wäschewinde, einem großen Trog und natürlich einen Waschkessel. Die Waschtage kündigten sich für uns Kinder immer durch große Hektik an: Es wurden große Wäschekörbe aus den oberen Schlafzimmern und vom Boden nach unten geschleppt, dann wurde sortiert, Kochwäsche und Buntes. Kein einziges schmutziges Wäschestück durfte liegen bleiben.
Solche Waschtage setzten Planung und Lust zum Arbeiten voraus. Sie waren Schwerstarbeit und nicht einfach so zu wiederholen, außerdem war die Einschätzung des Wetters wichtig, denn es konnte leider kein 5-Tage-Wetterbericht abgerufen werden.
Tage vorher wurde Feuerholz gehackt. Dann in allen verfügbaren Wannen die schmutzige Wäsche schon mal eingeweicht. Am nächsten Morgen ging es dann richtig los, im Waschkessel wurde zuerst die Waschlauge bereitet, dann kam zunächst die weiße Wäsche hinein und während sich die Waschlauge langsam erwärmte und irgendwann zu kochen anfing, musste man kräftig mit einem Holzstock die Wäsche umherwirbeln und sehr aufpassen, dass man sich dabei nicht verbrühte. Es war sehr heiß und den Geruch der dampfenden Brühe werde ich wohl nie vergessen.
Währenddessen kam auf eine kleine Holzbank ein sogenannter Waschzuber, an diesem wurde eine Wäschewinde befestigt. Aus Sicherheitsgründen musste dann aber erst einmal die Wäsche etwas abkühlen, dazu füllte man einige Eimer kaltes Wasser nach. Stück für Stück mussten dann die einzelnen Wäschestücke aus dem Kessel gezerrt und durch die Wäschewinde gekurbelt werden. Das war nicht nur heiß, sondern auch schwer.
Dann ging es endlich aus dem stickigen Waschhaus hinaus auf die Wiese, auf die sogenannte Bleiche. Fein säuberlich wurden nun die einzelnen Wäschestücke ausgebreitet und der Sonne ausgesetzt. Wir Kinder hatten nun die Aufgabe möglichst oft mit schweren Gießkannen zwischen den ausgelegten Wäschestücken umherzubalancieren um die Wäsche zu besprengen, denn diese durfte auf gar keinen Fall zu trocken werden, denn dann gab es hässliche Flecken auf der schönen, weißen Wäsche.
Gegen Abend kam die Wäsche in die große Zinkbadewanne und in einen Holztrog. Dort wurde sie gründlich und mit viel Mühe gespült, ausgewrungen und wenn es das Wetter erlaubte im Garten, sonst aber auf dem Boden auf langen Wäscheleinen aufgehängt, dabei musste man aber auch aufpassen, dass man nur saubere Holzklammern erwischte.
Am nächsten Tag wurden große Wäschestücke wie Bettzeug und Tischtücher aussortiert und dann kam das Wäschelegen, das war fürchterlich, denn meine Mutter war dann immer sehr angespannt und ungeduldig.
Zwischen mir und meiner Mutter befand sich ein großes Wäschestück, jeder hatte zwei Enden in den Händen. Dann wurde gezogen und gezerrt, möglichst auch schräg und wenn einem so ein Ende aus den Händen flutschte, weil man als Kind nicht genug Kraft hatte, gab es Schimpfe, das war das Mindeste. Dann wurden die Wäschestücke beim aufeinander Zugehen zu zweit zusammen gelegt.
Mit endlich sauber zusammengelegter Wäsche ging es dann auf die sogenannte Rolle. Diese stand in einem Haus in der Bahnhofstraße und war ein großes, hölzernes Ungetüm was aus Rollen bestand und einen geradezu angsteinflößenden Lärm verursachte. Hier wurden dann die zusammengelegten Wäschestücke möglichst akkurat ausgebreitet und die Wäsche wurde gemangelt. Danach glänzte und duftete sie und war endlich schrankfertig.
Sonnabend war Badetag. Ich erinnere mich an die große Zinkbadewanne, welche dann aus dem Waschhaus in die Küche geschleppt wurde. Auf dem Ofen und dem Gaskocher wurden große Töpfe mit Wasser erhitzt, dann wurden die Schlüssellöcher und die Glasscheiben an den Türen mit Handtüchern verhängt. Dann begann das Baden. Einer nach dem anderen, zuerst meine Mutter, dann meine große Schwester – und zuletzt ich, die Jüngste. Meine Schwester und ich bekamen zu unserem Bad einen zusätzlichen Topf heißes Wasser in die Wanne gekippt, ansonsten blieb das Wasser der Vorbaderin drin.
Nach dem Baden ging es immer sofort ins Bett, welches im Winter immer durch eine schöne tönerne Wärmflasche vorgewärmt war.
Obwohl wir manchmal wenig zu essen hatten, war meine Mutter immer sehr einfallsreich beim Kochen. Deshalb war Sonnabend auch noch aus einem anderen Grund ein besonderer Tag, denn entweder gab es mittags Wasserkakao und Buttersemmeln oder Abernplinsen (Kartoffelpuffer) mit Apfelkompott oder Margarinebemmen (Margarinebrote) mit Quark und Zucker, dazu Muckefuck (Malzkaffee).
Ich glaube auch, dass in dieser Zeit die gute alte Kochkiste wieder zu Ehren kam. Darin konnte man Essen warm halten, was besonders im Sommer, wenn unser großer grüner Kachelofen nicht beheizt war, sehr nützlich war.