Читать книгу Indien, ich komme - Marie J. D. Caulfield - Страница 10

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5. Daddy

“Losing my Religion” by REM Ohne Worte

Johns Körper war nun etwas größer. Er fühlte Haare am Kopf und in seiner Achsel sprießen. „Was ist denn nun schon wieder los?“ konnte er gerade noch denken. „Bitte helft mir doch!“ flehte er in die unendliche Trostlosigkeit. Little John war um einige Jahre gealtert. Vier Wände setzten sich aus der dunklen Dimension kommend langsam und schleppend zu einem Zimmer zusammen. Er fühlte etwas Trauriges. Aus einem Fenster durchbrachen ein paar Sonnenstrahlen die unwirkliche und unheimliche Stille. Er fand sich auf einmal in seinem 10jährigen Körper und in einem Krankenhauszimmer wieder. In einem Bett lag sein über alles geliebter Daddy. Über Daddy bückte sich ein Mann in einem weißen Kittel, der scheinbar ergebnislos mit seiner rechten Faust auf seine Brust einhämmerte. „ Sorry, Mr.Feelgood, dieser Herzinfarkt war definitiv. Exitus.“ sagte der Dr. Smith-Nephew ziemlich erschöpft. „Ich habe alles in meiner Macht stehende getan. Möge der LIEBE GOTT ihrer armen Seele gnädig sein, Dr. Feelgood. Mögen Sie in Frieden ruhen.“ Eine Gänsehaut überfiel Little John mit brutaler und eiskalter Härte. Ein paar Worte kamen sehr stotternd aus seinem zugefrorenen Mund. „Neeeeiiiiiinnnnnn Daddy, neeeeiiiinnnnn!!! “ Zu mehr war er nicht mehr fähig, denn Daddy war nicht mehr bei ihm. Sein Dad hatte die letzte große und für Johnny auch unwirkliche und endgültige Reise ohne Wiederkehr angetreten. Seine Mom hielt Daddys Hand in unendlicher Verzweiflung fest an sich. In diesen Augenblicken verlor Little John nicht nur seinen über alles geliebten Daddy, sondern auch seinen Glauben.

Seinen Glauben an den vermeintlich LIEBEN GOTT und den Glauben an ein glückliches Leben. Er fühlte eine schwarze und tiefe Ohnmacht. Er fühlte etwas, das neu war. Er fühlte eine ohnmächtige Wut und er wollte laufen, einfach nur aus dem Zimmer dieser tiefsten Trauer und des größten Schmerzes laufen. Aber er blieb wie angeklebt stehen. Als ob ihn irgendetwas hier an diesem Flecken des Schreckens und des Grauens behalten wollte. Oh Shit, Little John spürte zum ersten Mal Angst. Angst, die für ihn sehr beklemmend war. Sein Herz spielte plötzlich verrückt. Es überschlug sich. Er fühlte die Pulsschläge im ganzen Körper. „Hilfe, Hilfe!! Mom, hilf mir, bitte, bitte!!!“, wollte er aus sich hinausschreien. Und bevor er in sich zusammensackte, weinend und immer wieder weinend, kaum ein Wort mehr aus sich hinausbringend, da wurde es wieder dunkel um ihn.

Es war die Dunkelheit. Diese fremde Dunkelheit lag nun im unendlich großen Universum seines Lebens, die ihn durch Raum und Zeit wirbeln ließ. Die Dunkelheit, die ihn noch einmal an die Orte seines Lebens wirbelte, die sein Leben prägen sollten, die aus ihm den Menschen John machten. Nur so weit konnte John in diesem Moment noch nicht denken. Seine Gedanken waren ausgeschaltet und er fühlte sich schwerelos. Sein Körper war einfach funktionslos. Das einzige, was er jetzt vernahm, war ein plötzlich aufkommender Geruch. Kleine Geruchssalven kitzelten seine Nasenflügel und setzten ihren Weg fort zu einem Ort seines Gehirns, in dem Erinnerungen ihren Platz hatten. Augenblicklich wurden diese freigesetzt und da passierte es auch schon. Die Dunkelheit löste sich auf, eine neue Szene entstand.

Indien, ich komme

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