Читать книгу Indien, ich komme - Marie J. D. Caulfield - Страница 20
Оглавление14. Das Tor Lebendig Wasser
Mann o Mann, zitterten seine Knie. Jetzt krieg keinen Herzinfarkt, John Feelgood. Du hast Totes Wasser überstanden. Er stand nun vor dem Tor Lebendig Wasser. Das Wesen mit den blonden Haaren davor winkte ihm ebenfalls zu und sagte „Der Glaube und das Vertrauen, der Respekt und das Leben. Die Liebe und der Genuss. Sonne und kein Regen. Lerne“ Ohne erst darüber nachzudenken, hatte er doch ähnliches von DER STIMME gehört, ging er ohne Zögern durch dieses Tor. Ganz schnell war er auf der anderen Seite und das Wesen hinter ihm winkte John noch schnell zu und sagte lächelnd „Wenn dir Vögel und Fische begegnen, dann freue dich. Auch wenn sie dir zu groß erscheinen mögen. Aber pass auf den Hai Ben McKnife auf. Der ist klug. Der ist sehr klug. Der gibt nie auf. Überlege genau, was Du ihm sagst. Überlege erst und entscheide dann. Denke nach, bevor du ihm glaubst. Ein verdammt schnelles Ja könnte ein verdammt schneller Tod sein, um es mit deinen Worten auszudrücken. Valentine, die Schildkröte aus dem Meer ist alt und sehr weise. Sie kannst du alles fragen. El Sonchero ist ein großer Kämpfer. Er heißt auch El Sonchero, der Kämpfer. Der gibt nie auf. Er kann dir Tipps in allen Lebenslagen verraten, besonders, wenn es hart auf hart kommt. Fragen ergeben Antworten und durch Antworten erhältst du mehr Wissen. Mehr Wissen bedeutet leben. Nun gehe weiter, schreite über diese Schwelle der Hoffnung und der Liebe. Habe keine Angst. Noch etwas, du Menschenkind, wenn Freude und Glück den Tag dominieren, wenn das Lächeln immer lächelt, wenn die Sonne immer scheint, ohne dass Regen fällt, dann schärfe deine Sinne. Ach ja, noch etwas. Suchst du den ehrwürdigen Meister auf, dann behandele ihn mit Respekt.“ John lächelte ganz vorsichtig. Oh Mensch, was sollte denn das schon wieder bedeuten? Also ging John los und wollte über das Gesprochene von eben nachdenken, da passierte es schon. Der Nebel kam angriffslustig geräuschlos von oben hinab zu ihm und legte sich über ihn. Vom Kopf angefangen schlängelte sich dieser geheimnisvolle Dunst bis ganz nach unten zu seinen Füßen. John war eingekesselt. Er war blind. Er konnte nichts mehr sehen. Wohin sollte er jetzt gehen? Und welche Richtung bitte?
Er überlegte kurz, blieb stehen und zögerte. Warum sollte er überhaupt weitergehen? Er konnte doch eh nichts sehen. Da flüsterte ihm eine Stimme ganz behutsam ins Ohr: „Habe keine Angst und beginne ab jetzt, an dich zu glauben. Auch, wenn du nicht sehen kannst. Du hast meine Worte gehört. Nun liegt es an dir. Glaube und vertraue mir, denn der Glauben und das Vertrauen gehört zum Leben.“ Eins war klar, das war dieselbe Stimme von dem Wesen mit dem goldgelben Haar. Es war freundlicher und vertrauenserweckender. Trotzdem, er musste nachdenken. „Mann oh Mann“ sagte er zu sich selbst „Ich versteh nichts mehr. Ich soll weitergehen, obwohl ich nichts sehen kann. Wie soll ich denn bitteschön keine Angst haben in einer Welt, die ich noch nicht mal kenne, die mir total fremd ist. Dann erzählte mir das Wesen etwas von einem Hai, einer Schildkröte Valentine und von einem El Sonchero, dem Kämpfer. Der Hai hatte auch einen Namen. Ben Mcknife. Das ich nicht lache. Damned, ich bin schon über 50 Jahre und habe mit irgendwelchem Spielzeug nichts mehr am Hut. Oh mein Gott, Ben McKnife und El Sonchero, der Kämpfer! Wieso soll ich denn an so einen Schwachsinn glauben? Okay, John, was bleibt dir anders übrig, als weiterzugehen? Mann hey, reiß dich jetzt zusammen und gehe los. Geh einfach los“ Er musste diesem Wesen vertrauen. Und da fühlte er auf einmal etwas Neues in ihm. War dieses Gefühl wirklich neu? Hatte er das nicht schon einmal gehabt? Es war definitiv kein ungutes Gefühl. Es war nicht wie ein ängstliches Gefühl. Nein, das letzte Mal, dass er so fühlte, das war zu der Zeit, als er noch ein Kind war. Mann hey, plötzlich musste er lächeln. Als 11 jähriges Kind zu Hause hatte er einen Nachbarn. Der wiederum hatte einen großen Kirschenbaum in seinem Garten. Im Sommer war dieser Baum voll von diesen süßen Kirschen. Es gab dann nichts aufregenderes, als mit seinem Freund und Klassenkamerad Buddy heimlich über den Zaun zu klettern, die Leiter zu holen, um damit die Baumkrone mit seinen verlockenden roten Früchten zu erreichen. Die Beiden stachelten sich an, machten sich Mut, gaben sich die Hände, streckten die Hände zum Liberty Zeichen, wie die Flower Power People in Woodstock, und kletterten an den Ästen hoch, um die dicksten und süßesten Kirschen zu ergattern. Mann hey, war das immer ein kleines Abenteuer gewesen. Besonders dann, wenn sein bösartiger und verdammt geiziger Nachbar Mr. Dooby, der schon ziemlich alt war, diesen Raubzug der Kinder bemerkte und mit seiner Mistgabel in der rechten Hand und einem Gehstock in der anderen zum Baum humpelte und die beiden Kinder verfluchte, die sich ungefragt in seinem Heiligtum austobten. GinTonic, sein zahnloser Zwergpinscher kläffte solidarisch mit seinem Herrchen. Dooby Baby hatte eine leicht angekratzte Stimme und die klang ziemlich komisch, wenn er rief „Bei dem Geist meiner Frau Emily. Euch soll der Satan holen. John Feelgood und Buddy Kennedy, ich erzähl das alles euren Eltern. Dein Vater, kleiner Feelgood, dreht sich im Grab um. Deine Mutter Buddy Kennedy sollte 1000 Ave Maria für dich beten. Ihr verdammten kleinen Klugscheißer, kommt sofort hier runter und bezahlt jede einzelne Kirsche mit eurem Taschengeld“ John und Buddy wussten ganz genau, dass der Alte Dooby Asthmaprobleme hatte. Immer dann, wenn er sich aufregte, musste er nach Luft schnappen. Dann fing er an zu hecheln. So suchte er seinen klapprigen Holzstuhl auf seinem Freisitz auf, um sich etwas auszuruhen. Er schüttelte den Kopf, murmelte ziemlich gequält etwas in seinen weißen Bart und kehrte dann laut fluchend in sein Haus zurück, um sich das Astmaspray zu holen. Johnny und Buddy kicherten und kletterten schnell hinunter, über den Zaun und ab in ihren Garten. Der ältere John, hier und jetzt hinter der linken Tür von Lebendig Wasser, fühlte diesen Tatendrang von damals wieder in sich, mit dem Mut von damals, lächelte und marschierte los. Nun ging es in diese fremde Welt. Er fühlte so etwas wie -Was soll denn mir eigentlich passieren? Mensch John, wirst du auf einmal wirklich mutig? Spürst du das Vertrauen? Dieses Wesen hatte zwar in Rätseln gesprochen aber ich fühle, dass viel Wahres in dem stecken muss. Er dachte wieder an den Kirschenbaum, an seinen Kumpel Buddy und die verdammt süßen Früchte. Mit dem Gefühl des kindlichen Mutes ging er los und schon nach einigen Sekunden hatte er den unwiderstehlichen Zwang, an etwas Essbares zu denken. Dieser kleine Tagtraum mit den Kirschen hatte ihn etwas hungrig gemacht. Etwas? Er fühlte plötzlich mächtigen Hunger. Aber er hatte hier doch gar nichts zu essen. Während er leicht gefrustet weiterging, dachte er daran, wie er seine John Feelgood Meatballs gebraten hatte. Seine Mutter hatte es ihm als Jugendlicher beigebracht und er hatte das Rezept für sich etwas verfeinert. Für drei Meatballs brauchte er ungefähr 200 Gramm Hackfleisch, aber nur vom Rind. Er war zwar ein vegetarischer Typ, aber bei Ausnahmen, wie immer dann, wenn es darum ging, konsequent zu handeln, aß er lieber minced meat vom Rind als vom Schwein. Er gab sich somit die Bestätigung, gesünder gegessen zu haben. Er legte das Fleisch in eine Schüssel und vermischte es mit einem Eigelb und mit älterem Weißbrot, das er vorher ins Wasser gelegt hat. Durch das Eigelb bekamen die Meatballs eine innere Festigkeit und das Brot machte sie zart. Das, was er am liebsten reinmengte, waren zwei gepresste Knoblauchzehen. Das war ein Tipp seines italienischen Freundes Giovanni. John mochte es scharf und so gab er Cayenne Pfeffer dazu. Je nach Laune halt mehr oder weniger. Er legte dazu die Scheibe von Buddy Guy auf. „Mustang Sally“ war sein cooking Song. In Gedanken warf er dabei seine Fender um den Bauch und schon ging es los. So wie früher in seiner Band, als er kniend diese feine Gitarre in seine Hände nahm und seine Zähne das Plektron ersetzten. Die Musik, besonders der Blues und der Soul waren ihm immer wichtig gewesen. Ja, sie galten bei ihm sogar als ein lebenselementarerer Bestandteil. Überall begleitete ihn die Musik. Sie spiegelte das gewisse Etwas aus seiner Stimmung wieder. Ganz gleich, in welcher Stimmung er war. War er glücklich oder traurig, die Musik war ihm immer ein treuer Weggefährte. So, wie seine schwarzen Freunde vom Mississippi Delta ihren Blues sangen, wenn sie die verdammt harte Sklavenarbeit auf den Baumwollfeldern verrichten mussten. Diese Musik kam von der Seele und befreite diese Menschen. Ja, sie fingen sogar an, dabei zu lächeln. Wow, dieser Blues vereinte auf diese Weise ihre Körper mit dem Universum. Erst dann fühlten sie den LIEBEN GOTT. Denn waren sie zusammen eine Einheit mit dem Schöpfer geworden, kamen zu neuen Kräften, die ihrem Leben immer wieder einen Sinn gaben. So gab die Musik John seinem Leben einen Sinn und zwar schon als Teenie. Immer dann, wenn er in der Schule seine Sklavenarbeit in Form eines Vokabeltests zu verrichten hatte. Oder dann, wenn seine Mom ihm auftrug, Löwenzahn aus dem Rasen zu entfernen. Ja, das war immer eine verdammt harte Strafarbeit. Seine Musik löste ihn so vom Frust und von dem Stress. Hier in der Küche begleitete die Musik seine sensible Gewürzlaune. Petersilie, Paprika und etwas Curry rundeten nun den bluesigen Meatball ab. Zurück von diesem Gourmet Gedankentrip in die Realität seines Komaexkurses, forderte er sich nun auf, loszuzugehen. Irgendwohin musste diese Reise ja führen. Er war ja schließlich durch die Tür von Lebendig Wasser gegangen, also erwarteten ihn auch lebendige Dinge und mit dem Gefühl des Ich-bin-tatsächlich-mutig-geworden bekam John eine positive Lebenseinstellung. Okay, aber….trotzdem…. wohin ging es denn???? Wohin führte ihn dieser Weg????? Er konnte doch wegen dieses Nebels gar nichts sehen. Trotzdem, sollte er vertrauen? Hmm, wo war denn da bitte die gesunde Logik? John, fang nicht schon wieder an zu zweifeln. Du warst es und du wirst es immer bleiben, Johnny, the ever thinker. Gerade hast du Mut gespürt, gerade hat sich deine Lebenseinstellung geändert und schon fängst du wieder an zu zweifeln. John schüttelte den Kopf und ging weiter. Aber nur ein paar Meter und da passierte es schon.
Ich sah mir sein Life Konzert an. Ich hörte seine Stimme und fühlte: Seine Stimme birgt Geheimnisse. Sie klingt so mystisch. Sie zog mich in ihren Bann. Seine Stimme klang voller Tatendrang. So entschlossen. Sie klang so, als würde sie sagen „Höre gut zu. Was ich dir jetzt singe, wird dich in eine Welt verzaubern, in der du dich wohl fühlen wirst. Komm mit mir. Ich lade dich ein. Sei Herzlich willkommen!“ „Secret World“ von und mit Peter Gabriel
Er fühlte keinen Boden mehr unter seinen Füßen. Er trat ins Leere. „Verdammt, was ist denn das?“ konnte er sich gerade noch mit Schrecken sagen hören und dann kam er, der Sturz. Er versuchte noch, sich irgendwo festzuhalten. Aber seine Hände fanden keinen Halt und er rauschte gnadenlos in die Tiefe. Er fiel und wurde immer schneller. Er fuchtelte mit den Armen und mit den Beinen „Oooooooooh, uuuuuuhh, Shit, Help, Help! What the hell!!!“ schrie er. „Neiiiiiiiiiiiinnnnnnn!!“ Bevor er wieder in eine todesähnliche Panik sank, hörte er eine Stimme. die ihm in sein Ohr flüsterte: “Glaube und vertraue, fang an zu lernen und respektiere das Leben, deins und das gesamte Leben auf der Erde. Erst dann kannst du lieben und dann kannst du das Leben in seiner Form, wie du es siehst, genießen.“
Diese ihm bekannte und angenehme Stimme machte ihn zwar etwas ruhiger, änderte aber nichts an der Tatsache, dass er immer weiter und immer schneller in die Tiefe fiel. Und dass seine Angst unbeschreiblich groß war. Tödliche Angst! Instinktiv schaute er unter sich, wollte er doch wissen, wann er auf dem unvermeidlich harten Boden aufschlagen würde. „Verdammt, wie soll ich lieben, leben, lieben, genießen, vertrauen und wieder lieben und wieder leben und wieder genießen, wenn ich gleich zu einem Klumpen unförmiger Menschenmasse beim Aufschlag auf dem Boden geformt werde. Verdammt, oh shit!!“
Noch bevor er dieses Wort ausschreien konnte, sah er plötzlich unter sich etwas großes Dunkles auf ihn hochkommen. Er versuchte ganz hektisch mit den Armen eine Balance in der Luft zu halten, so wie er es bei den Fallschirmspringern im Fernsehen gesehen hatte. Dadurch hatte er eine Sekunde Zeit, gezielter unter sich zu schauen. „Was, wie bitte? Ist das die Halluzination vor meinem unweigerlichen Aufprall?“ fragte er sich ungläubig, denn was er da unter sich zu ihm immer näher hochkommen sah, hatte die Form eines übergroßen Vogels. Die Umrisse dieses riesengroßen Geschöpfes hatte er gerade noch als bekannt identifizieren können, da lag er schon nach einer butterweichen Landung auf ihm. Dieses mächtige Ding hatte ihn bei diesem bestimmt tödlich ausgehenden Sturz aufgefangen. Wow! Mit seinem Gesicht lag er so auf der wohl weichsten und lebendigsten Unterlage, wie er es noch nie vorher je erlebt hatte. Er erhob seinen Kopf, um viele todbringende Sorgen erleichtert, stützte sich auf seine Arme und sah sich um. Was hatte ihn da gerettet? Stark verwundert versuchte er, seine Gedanken zu sortieren, da drehte sich ein gefiederter Kopf zu ihm hin. Dieser hatte eine interessante lila Färbung mit einem goldgelben Schnabel unterhalb der dunklen Augen. Das alles gehörte zu der gewaltlosen Spezies einer Raubvogelklasse. Die Überlänge des Schnabels erinnerte ihn an einen Säbel aus dem Märchen 1000 und 1 Nacht. Oberhalb dieses Schnabels auf dem Kopf trug er einen blauen Lederhelm mit seitlich angebrachten Mikro , den John aus einem Film her kannte, wo die Piloten eines offenen Doppeldeckers diesen Helm immer dann aufgesetzt hatten, ging es um einen Wettflug. Auf diesem Federkopf sah er eine flach aufgesetzte goldene Krone und der schaute John an und sagte: „Hi John Feelgood, herzlich willkommen. Bist du gut angekommen? Sei wollkommen in meiner Welt, in der Cartoon Welt Lebendig Wasser. In der Welt, wo alles glücklich und friedlich ist. In der Welt der Ausrufezeichen. Sei herzlich willkommen auf meinem Rücken. Mein Name ist King BeagleEagle der Erste und ich freue mich, dass du es dir bei mir gemütlich machen konntest. Mein Auftrag lautet, dir ein paar Dinge des Lebens beizubringen. Ich regiere die Welt Lebendig Wasser schon seit einer Ewigkeit. Diese Welt ist wie die eure und doch ganz anders. Das Leben ist das Leben. Ich wünsche dir herrliche 5 Sinne mit Herz. Halt dich fest, der Flug ins Leben beginnt.“ John war wieder mal verdammt froh, gerettet worden zu sein. Er realisierte das freundlich gefiederte Geschöpf als einen Adler mit einem hellbraunen Federkleid bis zum Kopf. Dann war dieser mit Sicherheit der große Bruder von denen, die er aus dem Zoo von LCC kannte, die Königsadler. Tatsächlich war John in dem Moment, in dem er von King BeagleEagle dem Ersten aufgefangen wurde, in die fantastische Welt der Cartoons geschlüpft. Für den angegrauten John war diese Welt tatsächlich vorhanden. Er wurde ebenfalls in dem Moment eine Cartoon Figur, als er vom King aufgefangen wurde. Diese neue Welt war extra für ihn geschaffen worden. Ja, er sollte in dieser Welt die Lektion ich-lerne-immer-also-lebe-ich erhalten. Er sollte tatsächlich lernen, sich und das Leben zu respektieren. Für King BeagleEagle der Erste war es etwas Neues, einem Menschen das Lernen beizubringen. Noch dazu in dem Alter. Als König der Tiere war ihm diese Art und Weise, Untertanen zu führen, fremd. Okay, um ihn mal näher kennenzulernen, flog er mit dem Gast auf seinem Rücken hinunter in tiefere Regionen. „Hey Schüler John, eins vorweg. Ich vergaß dir zu sagen, dass du in dieser Welt alle Tiere verstehen kannst. Und weil du alle verstehen kannst, werden dich auch alle verstehen. Wir alle sprechen in dieser Welt die gleiche Sprache.“ King BeagleEagle der Erste war sichtlich erleichtert, hatte er den langen Willkommenstext fließend seinem Gast erzählen können, den er von der jungen Kaiserin der Liebe Lakshima im Schloss Ameisenstein erhalten hatte. Das war das erste Mal in seiner königlichen Laufbahn, dass er etwas auswendig lernen musste. Noch dazu, wo er doch nicht mehr der Jüngste war. John, der sich schon verdammt wohl auf dem Rücken des Königs der Lüfte fühlte, nickte begeistert King BeagleEagle dem Ersten zu und antwortete ihm. „Hi King BeagleEagle, es ist mir eine große Ehre, dein Gast zu sein. Vielen Dank, dass du mich vor dem sicheren Tod gerettet hast. Ich bin mir jetzt schon sicher, dass du mir ein guter Lehrer sein wirst. Ich werde mich bemühen, deinen Anforderungen gerecht zu werden und kann es gar nicht erwarten, dein Volk kennenzulernen.“ King antwortete sofort: “Bingo, John Feelgood. That`s it“ John hatte sich recht schnell an diese neue Situation angepasst und fing an, sie zu mögen. „ Hey Johnnyji, so wirst du doch von deinen Freunden genannt, halt dich an mir fest. Deine kleine Erkundungsreise fängt nun an.“
Liebe Leserin und lieber Leser
Als ich mit diesem Kapitel anfing, musste ich sofort an den unsterblichen Song von Steve Miller denken „Fly like an eagle“. Ich hörte ihn mir an und konnte mich sofort in John hineinversetzen, der auf dem Rücken von King EagleBeagle seinen ersten Vogelflug erlebt hatte.
In diesem Moment änderte der stolze Vogel seine Flugrichtung und ging in einen Sturzflug über. Unter ihnen lag ein großes Wasser und es sah so aus, als würde King BeagleEagle der Erste zum Tauchen hineinfliegen. Tauchen? Johnny wollte gerade tief Luft holen, aber kurz vor dem Wasser wechselte der Königsadler vom Sturzflug in einen Steigflug. „Wow“ rief John ganz entzückt „Ich lieeeeebbeeeee das!“ In dieser fast senkrechten Steigung drehte sich nun King BeagleEagle der Erste um die eigene Achse und er genoss es sichtlich, seinem Schüler die Flugtauglichkeit eines blaublütigen Vogels zu demonstrieren. John fühlte sich um viele Jahre jünger. Ja, als Collegeschüler war er einer der ersten auf dem Kirmes und lief sofort zu seiner favorisierten Achterbahn. Da war die Hölle los. Da ging richtig was ab. Jedes Jahr war diese Attraktion schneller und steiler und jedes Mal war er anfangs etwas ängstlich einzusteigen. So sprach er sich in einem eigenen Dialog Mut zu: „Johnny Feelgood, mach dir jetzt nicht in die Hose. Letztes Jahr hast du es geschafft. Dieses Jahr auch. Mann hey, ich werde meinen Magen besiegen. I am bloody that sure!“ Er liebte die Action heiß und innig. Hier und jetzt erlebte er das gleiche. Action pur und das auf dem Rücken eines Vogels, der so groß wie ein Privatjet in seiner Welt war. „Das ist der helle Wahnsinn, King Eagle. Wow, das liiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeebe icccchhhhhh!“ King BeagleEagle der Erste genoss es zu sehen, dass sein Gast die hellste Freude an diesem Flug hatte. Das Wasser unter ihnen hatte die gleiche Farbe wie die Ozeane bei ihm zu Hause. Ja, in der Tat, so smaragdgrün und azurblau ist bei ihm der Pazifik. Aus dieser Flughöhe sah er ein buntes Leben von Wellen mit ihren Schaumkronen, springenden Delfinen und Walfischen. Möwen und andere Seevögel begleiteten diese intelligenten Wassertiere mit Gesängen, als ob sie ihnen für ihre Tauch- und Schwimmshow applaudieren wollten. Indes wechselte BeagleEagle wieder vom Steig- in den Sturzflug.
Anmerkung des Autors: In der friedlichen und glücklichen Welt des Cartoons bevorzuge ich in bestimmten Situation den Meinungsaustausch über direkte Dialoge. Ein Zeichner und schon hätte ich ein Comic im Buch.
Es war keine einzige Wolke zu sehen und John entdeckte ein Storchenpaar in der Nähe eines lebhaft dampfenden Vulkans, die auf ihrer Zug Route waren, um für Nachwuchs zu sorgen. Der King sah sie auch und schon beendete er seinen Sturzflug, um in gemäßigter Geschwindigkeit parallel an den stolzen Vögeln vorbei zu fliegen. „Die sind auf ihrer Reise zur Halbinsel Happy Bavarian Forest.“ erklärte der King „Dort in Tekcity Forest haben die das gemütlichste und ertragreichste Storchenleben, wovon Verwandte dieser Weißvogelgattung im Land Totes Wasser nur träumen können“ informierte der King den Gast und flog voller Freude in Form von Wellen, mal hoch und wieder tief. Dies wiederholte er so lange, bis sie wieder über dem offenen Meer waren. „Merke dir eins, John Feelgood“ lehrte der King seinem Schüler, „ Als ich noch ein Prinzenvogel war, da lernte ich, mich zu freuen und glücklich zu sein. Seit dem ich über die Tierwelt herrsche, wache ich darüber, dass die Freude und das Glück uneingeschränkt bleiben. So freue ich mich, seit dem ich der King bin. Ich liebe die Freude und Freude ist herrlich. Meine Untertanen, die auch meine Freunde sind, freuen sich. Auf Brave Island scheint nur die Sonne. Ich liebe es, King zu sein. Ich liebe die Sonne.“ In einer märchenhaften Geschwindigkeit ging es nun weiter in Richtung Penguin Bay auf Brave Island, wo er einen bemerkenswerten Sinkflug hinlegte. „An den Passagier Feelgood. Hier spricht Cpt. BeagleEagle, wir verlassen nun die Flughöhe und bereiten uns auf die erste Zwischenlandung an der Penguin Bay vor. Bitte nehmen sie den Federgurt vor ihnen zur Kenntnis. Schnallen sie sich bitte damit an und nehmen sie die liegende Bauchhaltung ein. Genießen sie die königliche Landung “ rief der gekrönte Adler aus und bremste mit seinen Krallen nach erfolgreichem Flugmanöver die Landegeschwindigkeit auf einem für ihn präparierten Landeplatz ab bis zum Stillstand. „Okay, Feelgoody, Zeit für einen Drink. Dort drüben ist die River Smile Bar, eine Erfrischungsbar, während ich meine Flügel säubere. Hinter der Bar steht mein Freund Antonio, der Pinguinboy, der keine Wünsche offen lässt. Steige ab, mein Freund, und genieße Tonys Drink“
John sah eine Bar, hinter der ein Pinguin stand. Dieser schwimmende Vogel war von stattlicher Größe, John schätzte ihn auf ungefähr einen Meter, er gehörte zum Clan der Humboldtpinguine. Sein Haupt kleidete ein Cappy mit den Farben der Brave Island. Es war eine blau weiß gerautete Schirmmütze mit den unübersehbaren Initialen „BI“ auf dem Schirm. In seinem Schnabel hing ein schwarzer Glimmstängel, der mit einem Feuer noch nie konfrontiert wurde. Dieser animalische Barkeeper wollte bestimmt nur einen coolen Eindruck hinterlassen. Naja, Geschmackssache. Hinter Antonio standen zwei mannshohe Kokosnüsse, in denen Trinkgläser und diverse Flaschen aufbewahrt waren. Dieser Erfrischungsstand wurde von zwei Palmen geschmückt, die ihre Blätter beschützend auf diese gastfreundliche Einrichtung und ihrem Chef hielten. Ein paar Yards hinter der Bar rauschte der River Smile mit erfrischend klarem und rauschendem Quellwasser. Darin wimmelte es nur so von kleinen und größeren Fischen, die ihre helle Freude daran hatten, zu der Musik zu schwimmen und zu springen, die Antonio täglich auflegte. Meist war es ein rhythmisch belebender Samba mit Elementen, die aus der südamerikanischen Welt von Totes Wasser kamen. Auf dem Grund dieses fließenden Wunderwassers konnte man die fluoreszierenden Sandwürmer sehen, die gerade dabei waren, sich eine kleine Sandburg zu bauen. Die Libellen mit den prächtigsten Farben sorgten für die passende Stimmung mit ihrer umwerfenden Luftakrobatik. John befand sich in einer heilen Welt. Gebrüder Grimm hätten Schneewittchen in diesem Land geschrieben.
Die folgende Unterhaltung verursachte eine von mehreren Hirnaktionen in John, dessen Wirkung erst im zweiten Teil zum Tragen kommen sollte. Bemerkenswerte Veränderungen sowohl im Land Totes Wasser als auch im Reich Lebendig Wasser sollte bald glückliche Realität werden. Die Insel mit ihren Tieren und Pflanzen sollte auf den Kopf gestellt werden.
King-Toni: Hi, Toni, wie geht`s Dir? Ich möchte dir John vorstellen. Er ist erstmal nur vorübergehend Gast und kommt als Schüler hierher aus dem Land Totes Wasser. Gib ihm einen Drink auf meine Rechnung. Dann geht es weiter zu El Sonchero, dem Kämpfer.
John, das ist Antonio, Tony, das ist John.
Antonio-John: Hi John, ist mir eine Ehre. Willkommen in Penguin Bay. Fühl dich einfach wohl. Mein Sand ist dein Sand.
Antonio-King: Hi Bruder, welch ein Glanz in meiner Bar. Du wirst von Mal zu Mal jünger. WOW! Hey, ich hab eine neue Schmiere für deine Tragflächen. Kriegste für die Hälfte, weil du es bist. 20 Glückscheine und schon bist du der Überflieger
King-Antonio: Du verdammter kleiner Schleimer. Versuchst es schon wieder. Meine Flügel schlagen noch unter der Sonne. Sie lächelt, meine Flügel lächeln. Nein, mein Guter.
Antonio-King: Hey King, jetzt stell dir mal vor, dass du unterwegs mit deinem neuen Gast `nen Hänger erleidest. Du kannst nicht mehr, weil deine Flügel immer schwerer werden. Ein Vogel in deiner Position muss immer gut eingeschmiert sein. Königlich gut.
King überlegt und hält sich seinen linken Flügel vor seinem Schnabel
und lächelt zu John.
King-John: Hihi, Feelgoody, der Kleine versucht es immer wieder. Beim Verkauf seiner selfmade Ware kommt sein ganzer Charme heraus und er wirkt dabei so cool, da kann ich ihm nichts abschlagen.
King-Antonio: „Okaydoky, du kleiner missratener Schwarzfrack. Wenn ich dich nicht besser kennen würde, dann hätte ich dich schon längst als mein Lunchpaket für den Abflug fertig. Ich nehme die Schmiere. Sollte ich unterwegs abstürzen, dann ist deine Haftpflicht dran. Ich schätze, die hat dir sowieso schon gekündigt. Ich als dein König werde dann über dich im Schadensfall hart aber gerecht urteilen.
Flügelschlag auf Flügelschlag und die Ware und Glückscheine wechseln die Besitzer
Toni zu Beiden: Hey, ihr Beiden, ich muss mal was loswerden
King-Toni: Oh no Antonio, Madonna mia, nicht schon wieder.
Antonio ist ein aufgeweckter Humboldtpinguin, der mit Hingabe seinen zweiten Job ausübt. Als königlich ernannter Kommunikationspinguin versucht er, über eine verschlüsselte Leitung, die er bis Totes Wasser aufgebaut hat, mit seinen Freunden, den Tierfamilien, zu reden. Diese Gespräche sind öfters von höchster Priorität, deshalb auch verschlüsselt. Von einem Geheimdienst der Familie Mensch wurde er schon öfters ausspioniert. „Die müssen sich überall reinmischen, auch wenn es Freunde sind. So kommen die nie zu einem Zustand des Glücklich sein“ meinte er und erfand so eine Verschlüsselungstechnik der Pinguinklasse III a. Er entwarf später das erste Kryptohandy für die politisierenden Menschen von Totes Wasser. Ebenso erfand er einen Kommunikationshelm, auch ComHelm genannt, auf den ich aber später noch eingehen werde. Separate Headsets, eingesetzt im Flugbetrieb erwiesen sich als nützlich. Als Barkeeper setzte er seinen gut ausgeprägten Geschäftssinn ein und verkaufte sowohl Handy als auch Com-Helme mit Erfolg. King war ein begeisterter Stammkunde von ihm. Seine drahtlose Kommunikationstechnik war ununterbrochen in Betrieb, musste er doch über alles frisch informiert werden, was in seiner Welt vor sich ging. Johnny sollte als Gast davon profitieren. Da Tony als Barkeeper sehr viel Zeit für diesen Job investierte, arbeitete er immer wieder an Verbesserungen dieser Technik. Antonio feilte auch weiter an seiner rhetorischen Kunst. So passierte es ab und zu, dass er Neuigkeiten hörte und diese in einem amüsanten Kontext vergnügt an andere weiter erzählte. Im Kreise der Menschenfamilie sagt man dazu heute „Small Talk“
Schon leicht genervt tippte also der King mit seinem rechten Flügel auf den Thresen.
King zu John: John, dieser Pinguin treibt es zu bunt mit seinen Ladies. Die stehen auf ihn, weil er es zu seiner Passion gemacht hat, den Mr. Casanova zu spielen. Jedes Mal, wenn ich auf einem kurzen Stop bei ihm bin, dann redet er mir meine sensiblen Ohren mit seinem neuesten Amore voll.
King zu Toni: Hey Langer, fass dich kurz.
Tony zu Beiden: King, probier` vorher mal meine Mäusechips. Sind frisch. Also, Freunde, ich habe vor ein paar Sonnenaufgängen eine Mitteilung vom Ältesten des Humboldt-Clans Blacky erhalten. Die hörte sich so sehr nach Abschied an. Um den zu verstehen, muss ich euch erst etwas erklären:
Tony: In der Welt Totes Wasser lebt meine ganze Verwandtschaft schon eine verdammt lange Zeit. Zuerst waren sie Vögel so wie du King, nur etwas kleiner. Sie hießen Seetaucher und Röhrennasen. Schräge Namen. Später haben sie es sich anders überlegt und siedelten sich am Wasser an, um das Schwimmen zu lernen. Die Luft da oben (er zeigte mit dem rechten Schwimmflügel in Richtung Sonne) war ihnen zu langweilig geworden. Okay, lange trainiert haben sie für das Wasser, sehr lange. Die Fitnesscenter und Tauchschulen hatten zu dieser Zeit Hochkonjunktur. Ihre Flügel brauchten sie nicht mehr, also ließen sie sie kürzen, die Schwimmflügel waren angesagt. Dieses neue Leben gefiel ihnen verdammt gut. Sie nannten sich von da an Pinguine. Von ihnen bildeten sich neue große Familien, ungefähr 18, mit denen sie in andere Gebiete auswanderten. Unter anderem die Hauben- und Eselspinguine, Gelbaugen-, Zwerg- und Brillenpinguine, zu denen ich auch gehöre. Überall waren sie willkommen, sie waren verdammt beliebt. Sie wollten sich den neuen Bedingungen in ihrer neuen Heimat anpassen. So hatte es nie Probleme mit den Einheimischen gegeben. Die einen siedelten sich da an, wo es besonders warm war, die anderen dort, wo es verdammt kalt war. Alles war friedlich, sie waren glücklich.
John zu Toni: Klingt interessant. Was willst du uns damit sagen, Tony? Warum betonst du „waren glücklich“?
King zu Toni: Mach schon, Toni Boy, komm` auf den Punkt. El Sonchero, der Kämpfer, wartet.
Toni: Hey, ich erkläre es. Aus unserer Brillenpinguinfamilie hat sich der Humboldtclan gebildet. Sie nennen sich folglich die Humboldt Pinguine. Jetzt komme ich zum eigentlichen Inhalt des Gesprächs. Blacky meint: Seine Schwestern und Brüder haben echte Probleme. Es geht denen wohl verdammt an den Kragen. Ich übertreibe nicht, es geht denen dreckig.
Mann o Mann, verdammt, jetzt stecke ich mir erst diese Kippe an, die seit einer Ewigkeit feuerfrei an meinem Schnabel hängt. Ich brauch auch einen Drink dazu.
Antonio nimmt sein Cappy, legt es auf den Tresen und wischt sich mit seinem Schwimmflügel über die Stirn. Er muss jetzt cool bleiben, Er köpft eine Kokosnuss, presst sich eine Orange, Kiwi und eine Mango, mischt den gepressten Juice in die Kokosmilch und wirft gecrashtes Eis in die Luft, das er gekonnt in seinen überall gefeierten Ginny Tony rocks Cocktail hineinfallen lässt. Die Kippe nimmt er aus seinem Schnabel, schaut sie an, schüttelt mit seinem Kopf, öffnet einen Abfallbehälter und wirft sie mit den Worten hinein „Adios amigo, ich hab`s mir anders überlegt. Erstens will ich noch gesunde Kinder zeugen und zweitens bin ich eitel. Ich mag keine Hautfalten. Mein Arktisfell soll faltenfrei glänzen.“. Er nimmt einen kräftigen Zug Ginny mit dem Strohhalm.
Toni: Bei meinem schwarzen Frack. Long live the families! Cheers!!
Also, in dem warmen Gebiet des toten Wassers, die Menschenfamilie dort nennt es Südamerika, da wo die Schwestern und Brüder sich aufhalten, gibt es ein Problem mit der Nahrung Fische.
Die Humboldts brauchen diese Nahrung und die Menschen brauchen diese Nahrung, Die Menschen dort aber haben ein Erstfangrecht. Ist ja auch klar, die sind viel größer als wir und auch viel stärker. Bestimmt auch klüger. Auf jeden Fall nimmt er die meisten Fische dort für sich in Anspruch. So weit ist ja auch alles okay. Das echte Problem aber ist, dass eine Schwester von uns dort mit einer Diät angefangen hat. Sie, das ist das Pinguin Model Hazel, hat einen Verein gegründet, der sich BE THIN, BE HAPPY schimpft. Von heute auf morgen ist diese Möchtegern Intellektuelle stehen geblieben und hat die Fischknappheit als Anlass gegeben, gar nichts mehr zu futtern. Stellt euch vor, die steht seit dem auf einer Stelle und futtert keine einzige Gräte mehr. Mann hey, anstatt nach einer neuen Heimat zu suchen, wo es wieder genügend Nahrung Fische gibt, bleibt sie stehen. Ich kapier das nicht. Und das komische daran ist. Diese Diät hat Kultstatus erreicht. Jeder Humboldt dort steht dort auf der Stelle und futtert nichts mehr. Wollen die draufgehen? Hey ihr Beiden, wie sehr ihr das?
Antonio streicht mit seinem rechten Schwimmflügel über seine Stirn und verdreht leicht die Augen. Es sieht ganz danach aus, als ob er damit überfordert ist.
King: Okay, okay Tony. Das hört sich ziemlich krass an. Es gibt dort bei den Humboldts kein Futter mehr. Eine von denen fängt deswegen eine Diät an, die nicht gerade gesund ist, aber diese Diät erlangt Kultstatus. usw. usw. Hmm, ich als König würde diese Diät sofort verbieten. Was sagst du dazu, John? Du bist ein Familienmitglied der Menschen.
John, der sehr interessiert bei der Sache ist, räuspert und streicht mit seinen Fingern über seinen Spitzbart.
John: Das ist tatsächlich ein kleines Problem. Hmm. Grundsätzlich sollten sich alle einmal treffen und darüber reden. Darüber reden ist immer gut. Dann würde ich diesem Humboldt, nee, sorry, das ist ja eine sie, also, dann würde ich der, die diese selbstmörderische Diät angefangen hat, vorschlagen, zu einem Seelenklempner zu gehen. Das kann doch nicht sein, es gibt nichts mehr zu futtern und anstatt zu suchen, bleibt die stehen und verweigert jede übriggebliebene Nahrung. Das muss unbedingt erst staatlich untersucht werden. Eine Grundsatzdiskussion unter den verantwortlichen Politikern sollte Klarheit schaffen. Auch so eine von den vielen TV Diskussionen muss so ein Thema anpacken. „Der Humboldtpinguin vs. Der Mensch. Warum der Humboldtpinguin und nicht der Staat einen längst fälligen Ortswechsel nötig hat?“ oder „ Hat der Humboldtpinguin als das schwache Glied in der Kette den gleichen Anspruch als der Mensch?“
Toni: Oh John, du bist der richtige für diese Tragödie. Versprich mir, dass du nach deiner Rückkehr nach Totes Wasser mit diesen Menschen, wie heißt noch dieser Clan, ach ja, mit diesen Politikern redest. Die lieben doch das Reden, oder?
Hey King, sag El Sonchero, er soll den Menschen John gesund nach Totes Wasser bringen. Okay, das ist das eine Problem, nun folgt das andere. Mann o Mann, sind die Humboldts in Schwierigkeiten. .
King: Wir müssen bald los, John. Toni, was gibt es denn noch?
Toni: Mann o Mann, gerade über eine verschlüsselte Leitung ein Telegramm erhalten --eine Gruppe von 14 Humboldts im Fischernetz gelandet-stop-Selbstmordkommando war erfolgreich-stop-Der Fischerclan war sauer über nicht essbare Pinguine im Netz. Hey Ihr Beide, darunter leidet doch unser Image, oder nicht?
King: Ich als Regierungschef würde eine Hotline einrichten. Selbstmord ist keine Lösung
John: Ich werde zu Hause eine Hotline, irgendeine 0180 Nummer einrichten, höchstens für 23 Glückcent die Minute. Wer von den Humboldts Probleme mit dem Weiterleben hat, soll sich an die „Wie werde ich mit Fischernetzen glücklich“ Pinguin Hotline wenden
Toni: WOW, John, super Idee. Okay, als wirklich letztes bekam ich diese Blitzmeldung: --Planung von Kraftwerken in Chile--Humboldts wollen nicht umsiedeln—stop-Leben in Gefahr- Verdammt, wir werden unbeliebt im Land Totes Wasser. Mann hey, ich bin froh und glücklich, dass bei uns in Lebendig Wasser alles okay ist. Lasst uns einen trinken. Hey King, El Sonchero kann doch noch etwas warten, oder? Trinken wir auf unser sorgenfreies und glückliches Leben!
Tony mixte die Drinks, da bemerkte es John. Irgendetwas fiel ihm auf. Da war doch was anders als sonst. Er schaute nach links, dann nach rechts. Nein, da war nichts Besonderes. Nichts, dass seine Aufmerksamkeit erforderte. Es gab aber etwas. Ohne, dass es alle Drei an der Bar bemerkt hatten, zogen Wolken am Himmel auf. Das Besondere daran war, dass es Wolken waren. Aber auf Brave Island im Land Lebendig Wasser gab es doch keine Wolken, hatte es noch nie Wolken gegeben. So ein Wetterphänomen fand noch nie in Lebendig Wasser statt. Mit anderen Worten: Was machten die da? Wolken? Die waren Regenwolken. Regenwolken? King sagte doch, dass es hier nie regnen würde. Dazu kam die Tatsache, dass diese Wolken nur für John sichtbar waren und nicht für die anderen. Sie kamen aus allen Windrichtungen und versammelten sich über den Penguin Bay.
Nun geschah das, was John erschrecken ließ. Diese Wolken da oben am Himmel formten sich zu etwas. Dieses Etwas wurden Buchstaben und diese Buchstaben bildeten ein Wort. Das Wort W-A-R-U-M-? las er und er sprach es vorsichtig aus. In dem Moment formierten die Wolken ein anderes Wort: I-N-T-O-L-E-R-A-N-Z Er sprach es aus und die Wolken da oben wurden immer dunkler. Die Sonne verschwand immer mehr. Hatte John das Wort erkannt und gesprochen, bildete sich ein neues Wort, dieses Mal mit begleitendem Donner. I-G-N-O-R-A-N-Z. John fühlte Angst in sich aufsteigen. Er schaute hilflos zu Tony, dem Humboldtpinguin und zu King BeagleEagle dem Ersten. Die Beiden hatten an ihren Drinks gezogen, da vollzog sich auch an ihnen eine Veränderung. John erkannte die Veränderung an ihren Köpfen. Der King und Tony wendeten sich vom Drink ab und richteten sich mit starren Blicken zu dem Cartoon Menschen John. Die Wolken am Himmel formten noch ein Wort: M-O-R-D! Dieses Wort sprach John nicht aus. Dieses Wort kam zusammen ausgesprochen in gehobener Lautstärke aus den Mäulern von den beiden Tieren an der Bar. Von einer Sekunde zur anderen erstarrte das gesamte tierische Leben. Was eben noch der lustige Barkeeper war, wurde zu Stein. Der König ebenfalls. Fische im Wasser sanken zum Meeresboden, der Bach hörte auf zu fließen. Alle Pflanzen zogen sich zusammen und verloren ihr Leben. Es wurde sehr still. Kein Wind, kein Lüftchen ging mehr. Ein ohrenbetäubender Donnerschlag erfolgte und da kam er schon, der wohl ultimative Hitzestrahl in Form eines Blitzes. Er schlug sich seinen Weg von der ersten Palme bis hin zur zweiten. Der Blitz überlegte nicht lange und fetzte in den toten Bach. Das bereits abgestorbene Wasser verlor sich durch den Einschlag in der Luft, das in eine übelriechende Gaswolke überging. Die blendende Todesform ebnete sich seinen schmelzenden Weg weiter zur Theke, zersplitterte den zu Stein gewordenen Königsadler und den Humboldtpinguin, um seinen direkten Weg zum Menschen John aufzunehmen. Die verdammt große und schwarz gewordene Wolke fiel auf ihn, bevor das gelbe Teufelswerk ihn erreichte. Plötzlich war sie wieder da. Die Dunkelheit tauchte John in die Existenzlosigkeit. Der Cartoon-John formte sich von den Füßen angefangen bis zum Haar zum realen John Feelgood. Auch in der Dunkelheit hörte John das Wort „Mord“ als Echo, das er eben noch in dieser scheinbar glücklichen Welt von Lebendig Wasser gehört hatte. John fühlte sein Herz wie eine Feuersalve schlagen. Dieses Herz fing an, unrhythmisch zu schlagen. Die Angst überfiel ihn von neuem. Er schrie sein Leben aus. Dieses Leben ging in den kranken Körper des Patienten John Feelgood über.
Wer anders als Alan Parsons Project könnte die nächste Zwischenepisode musikalisch besser untermalen? Der Song „The system of Doctor Tarr and Professor Fether“ war genau das, was ich brauchte, als ich die nächsten Zeilen schrieb.