Читать книгу Indien, ich komme - Marie J. D. Caulfield - Страница 16
Оглавление10. Das Überwachungszimmer
Es ist wieder die Gruppe Alan Parson Project, die mit ihrem Song „The system of Doctor Tarr and Professor Fether“ den musikalischen Hintergrund verzieren.
Es tauchten plötzlich sehr kurze Sequenzen auf, in denen John sich in einem Bett sah. In dem Moment drang schon der gesunde Old John in den Körper des, so wie es nun ausschaute, kranken John. Über ihm am Bett hingen eine Menge Infusionsflaschen. Dieser 58jährige John schien zu schlafen. Es schien John so, als ob er in einer Art Ich-bin-wohl-nicht-mehr-ganz-gesund Film war. Es wurde dunkel und ein kurzer klarer und trockener Donner erschütterte diese Sequenz. Ein neues Bild entstand, es war die gleiche Szene. Es flackerte hell und dunkel. Das Bild stabilisierte sich, als er an seinem Bett eine Frau in einem Stuhl sitzen sah. Sie schien irgendetwas zu ihm zu sprechen. Sie sah so aus wie seine etwas ältere Schwester Clara. Und daneben auf einem anderen Stuhl sah er in ein besorgtes Gesicht. Hey, das war ja Cher, seine große Liebe aus der Zeit, als er in der Band spielte. Bei dem Versuch, ihr zuzuhören, Cher wollte wohl etwas sagen, bemerkte er eine andere Frau. Sie beugte sich über ihn. Aus einer ihrer Taschen hing ein Stethoskop heraus. Das kam ihm so bekannt vor. So sah doch früher seine Mom aus, wenn sie als Ärztin tätig war. Nun, das hier war wohl eine Ärztin. Sie schien etwas zu kontrollieren. Etwas, das wie ein Schlauch aussah und das, hey, sah er das richtig?- das aus seinem Hals herauskam. John wollte etwas sagen, er konnte aber nicht. Es war dieser Schlauch, der ihn daran hinderte, zu sprechen. Er konnte sich auch nicht bewegen. Mann, was war denn das? Was war denn jetzt auf einmal los?? Wozu ist der denn da? Was geht hier denn vor? Verdammt, was ist hier denn los? John fühlte plötzlich Angst in ihm aufsteigen. Beschissene Angst! Diese Angst wurde immer stärker. Er wollte Hilfe schreien. Seine Brust hob und senkte sich schnell und immer schneller. Er fühlte jeden Herzschlag in seinem ganzen Körper. Er vibrierte am ganzen Körper. John fing an, stark zu schwitzen. Im Gesicht fühlte er eine unmenschliche Hitze, die sich bis zu seinen Füßen ausbreitete. Er bemerkte, wie seine Hände feucht wurden, wie seine Hände anfingen, sich zu verkrampfen. Dann…………….Scheiiiiiiißeeeeee, um ihn herum fingen plötzlich Maschinen an, in kurzen hektischen Intervallen laut zu tönen und zu piepen, kleine Sirenen jaulten durch diesen Raum bis in den langen Flur hinein. Johns Körper war in heller Aufruhr. Er sah nur noch farbige Schleier im Raum. Was stellten diese Ängste mit ihm an? Es war auf einmal wie früher, als er diese Ängste hatte. Als er diese Todesängste hatte. Als mit ihm sein Herz durchging. Er bemerkte diese Ärztin, dass sie ihn beruhigen wollte, ihn an seiner linken Schulter berührte und ihm ein mütterlich beschützendes Lächeln gab: „Hi, Mr.Feelgood, atmen Sie laaaaanggssaaaam und ganz ruuuuhiiiig. Gleich wird es Ihnen besser gehen.“ Er fühlte auf einmal etwas anderes. Aber, konnte er noch etwas fühlen? Was war jetzt? Irgendetwas Kaltes und Spitzes drang plötzlich in seine rechte Armbeuge. „Hey, Scheiße, verdammt, das tut weh!“ wollte er irgendwie laut zum Ausdruck bringen, aber schon kam sie, die injizierte wohlbringende Wärme und sie breitete sich schnell im ganzen Körper aus. „Mann oh Mann“ dachte er nun sichtlich erleichtert. „Das tut gut. Ich fühl mich verdammt gut. Endlich ist mir mal nach relaxen. Ich fühle mich großartig, wie schon lange nicht mehr. Great deal, Mom!!“ Und er lächelte ihr mit sehr schwacher Kraft entgegen. Er kannte diese Wärme und die dann eintretende Ruhe nur zu gut. Jedes Mal, immer, wenn er diese miese Angst bekam, wenn seine Pumpe anfing zu randalieren, dann schluckte er die kleinen hellblauen Tabletten. Dann kam die ersehnte Ruhe, dann fing sein Leben erst an. Dann fing er an, so eine Art Übersicht zu bekommen. Übersicht? Nein, John, das war wohl eher eine Mir-ist-jetzt- alles-egal-Stimmung. Hier und jetzt war es eine Spritze und nicht die Pillen, die ihn cool werden ließen, durch die John entspannen konnte. Aber das war ihm so verdammt egal. Der Körper war am Relaxen. Wow! Schade John, dass du das noch nicht wusstest. Diese Pillen bringen dir später die Hölle. Dann, wenn du dich von ihnen lösen möchtest. Ein ganz fieser fast tödlicher Entzug wird auf dich zukommen. Doch, als ob ihm diese trügerische Ruhe nicht vergönnt wurde, wie immer in seinem Leben, wenn ihm wirklich Gutes, wenn auch nur scheinbar Gutes, nicht vergönnt wurde, so kam hier ein erneutes und ein elendiges verdammtes Flackern und ein kurzes trockenes Donnern. Von einer Sekunde zur anderen lag er nicht mehr im Bett, sondern in einem dichten Nebel. Der löste sich wieder auf. Ein Blitz bohrte sich gnadenlos in die Schutzgitter seines Bettes. Sekunden später war alles vorbei. Der 25jährige Johnny kam langsam zu sich. Er vernahm eine Stimme aus der Ferne. Noch ziemlich undeutlich.