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Während Julia im Bett lag und die Vergangenheit aufleben ließ, überkam sie das Gefühl, damals herumgeschubst worden zu sein. Seinerzeit hatte sie das jedoch nicht so empfunden, dessen war sie sicher. Die Julia von damals hatte mit der heutigen Julia kaum etwas Zu tun.

Sie war so ausgesprochen passiv gewesen. Wann hatte sich herausgestellt, daß sie Verantwortung übernehmen und organisieren konnte? Als sie noch ein junges Mädchen war, hatte sich nicht eine Spur dieser Fähigkeiten gezeigt. Sie hatte immer nur das, was ihr gesagt worden war, getan und war dabei ganz zufrieden gewesen.

Die Firma steckte noch in den Anfängen. Elvira Hagen hatte gerade erst begonnen, Modenschauen zu organisieren, vorwiegend im Rhein-Ruhr-Gebiet und in Norddeutschland. Immerhin war der Ruf von »Pro vobis« so gut, daß hin und wieder Einkäufer aus den umliegenden Städten nach Ratingen kamen und sehen wollten, was von der neuen Kollektion schon vorzeigbar war. Das waren Julias große Stunden.

Sie durfte die neuen Modelle vorführen, und sie tat es mit Begeisterung. Der große Flur im ersten Stock wurde bis auf die nötigen Sitzgelegenheiten an den Wänden geräumt. Es gab noch ein paar niedrige Tische vor den Sesseln und Sofas, auf denen für die Besucher Gläser, Getränke und Aschenbecher standen.

Hinter einer verglasten Schiebetür zog sich Julia blitzschnell um, und Ilse-Lore half ihr dabei. Dann schritt sie gelassen und anmutig durch den Flur. Sie wurde für diese Auftritte nicht besonders geschminkt, denn niemand hatte Interesse an ihrer Person oder ihrem Gesicht. Alle Augen waren nur auf Sitz und Schnitt der einzelnen Modelle gerichtet.

Auf ihrem Rückweg zur Schiebetür wurde sie häufig von der Chefin umgeschickt, weil sie den Kunden — meist waren es Frauen — Gelegenheit geben wollte, die Stoffe genauer zu prüfen. Das war für Julia keine angenehme Aufgabe. Obwohl ihr klar war, daß es gar nicht um sie selbst ging, fühlte sie sich doch wie eine Sklavin, die auf dem Markt feilgeboten wurde. Wenn Elvira Hagen, die ihre Schwäche kannte, ihr nicht hie und da einen mahnenden oder aufmunternden Blick zugeworfen hätte, wäre ihr Lächeln gefroren und hätte sich zu einer Maske verzerrt.

Davon abgesehen machte ihr das Vorführen der exquisiten Modelle Spaß, die ihr wie angegossen paßten und tatsächlich auch ihrem eigenen modischen Empfinden entsprachen. Darüber hinaus wertete sie es als persönlichen Erfolg, obwohl niemand aus dem Haus ihr das zugestand, wenn die Kunden großzügig orderten. Sie wußte, daß niemand die Kleidungsstücke besser zur Geltung bringen konnte als sie selbst.

Als die Chefin eine große öffentliche Modenschau in der Stadthalle plante, war Julia Feuer und Flamme, während die anderen Bedenken hatten. Dr. Hagen schreckten die Kosten, Marquard zweifelte an dem Erfolg, und Ilse-Lore, die sich weder mit der Chefin noch mit dem Couturier anlegen wollte, hielt sich bedeckt.

Aber auch diesmal setzte Elvira Hagen ihren Willen durch. Die Miete für die Halle, rechnete sie ihrem Mann vor, würde durch die Einnahmen voll gedeckt sein. Sie war sicher, daß das Ratinger Publikum modebewußt und neugierig genug auf die Erzeugnisse der ortsansässigen Firma war, um für die Eintrittskarten gesalzene Preise zu zahlen. Ausgewählte Modehäuser im näheren Umkreis sollten Ehreneinladungen erhalten; für sie würden die vorderen Reihen reserviert sein. So würde man drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: den Bekanntheitsgrad der Firma steigern, die Presse auf sich aufmerksam machen und Kunden ködern.

Nachdem das Stadium der Planung überwunden war und Dr. Hagen sein Einverständnis gegeben hatte, begannen die Vorbereitungen für den großen Tag. Verträge mit der Stadtverwaltung mußten geschlossen, Einladungen entworfen und gedruckt und Mannequins engagiert werden. Elvira Hagen entwickelte ein grandioses Organisationstalent, und Julia war eine so gelehrige Schülerin und Assistentin, wie man sie sich nur wünschen konnte.

Doch als sie erfuhr, daß sie nicht vorführen, sondern nur hinter den Kulissen helfen sollte, war sie zutiefst enttäuscht. Sie verstand die Welt nicht mehr.

»Sie sind bei uns als Hausmannequin engagiert«, erinnerte die Chefin sie kühl.

»Aber das schließt doch nicht aus …«

»Unserer Meinung nach schon«, unterbrach Elvira Hagen sie.

»Aber ich habe doch gelernt, Kleidung zu präsentieren, und ich habe auch schon bewiesen, daß ich es kann.«

»Darum geht es ja gar nicht, Julia.«

»Nennen Sie mir einen Grund, nur einen einzigen Grund, warum es schaden würde, wenn ich auf den Laufsteg gehe!«

Elvira wurde ein wenig verlegen. »Nun, um die Wahrheit zu sagen, Marquard fürchtet, Sie könnten verdorben werden.«

»Verdorben?« schrie Julia. »Wie das?«

»Sie könnten Ihre natürliche Anmut verlieren«, sagte die Chefin und zuckte die Schultern.

»Er hat Angst, ich könnte nicht mehr das brave Schäfchen bleiben, mit dem er umspringen kann, wie er will.«

»Das ist zwar ein bißchen drastisch ausgedrückt, aber so ähnlich sieht er es wohl. Nehmen Sie es ihm nicht übel. Wir alles wissen, daß er seine Marotten hat. Aber er ist unser wichtigster Mitarbeiter. Ein Künstler. Wir müssen ihn bei Laune halten.«

»Und ich bin also ganz und gar unwichtig?«

»Nein, sind Sie nicht. Er sagt, Sie inspirieren ihn so, wie Sie sind, und gerade deshalb …«

»Nein«, sagte Julia mit einer Entschiedenheit, die sie selbst überraschte. »Das lasse ich mir nicht bieten! Ich bin nicht Mannequin geworden, um mir in einem lausigen Atelier die Beine in den Leib zu stehen! Wenn ich in der Stadthalle nicht mit auftreten darf, kündige ich!«

Elvira Hagen war sich darüber im klaren, daß Julia es ernst meinte. Sie war inzwischen volljährig und somit nicht mehr an den Vater und die Heimatstadt gebunden. Mit ihrem Aussehen würde sie anderswo leicht eine neue Stellung finden. Somit wäre es sinnlos gewesen, die Auseinandersetzung weiterzuführen. Und wenn Elvira Hagen etwas haßte, dann war es Energieverschwendung.

»Sie setzen mir die Pistole auf die Brust«, sagte sie und seufzte tief.

»Sie haben mich dazu gezwungen«, verteidigte sich Julia.

»Also schön, mein Einverständnis haben Sie. Aber tun Sie mir den Gefallen und versuchen Sie, es Herrn Marquard so schonend wie möglich beizubringen.«

Der Wunsch, die Modelle, die ihr auf den Leib geschneidert waren und die sie liebte, nun selbst einem großen Publikum vorführen zu dürfen, war so verständlich, daß der Couturier außerstande war, ihn abzuschlagen. Die offene Bewunderung, mit der Julia sich über seine Kreationen ausließ, konnte ihn nur freuen. Da ihr sehr viel daran lag, ihn freundlich zu stimmen, schreckte sie nicht einmal davor zurück, ihm zu schmeicheln. Er ergab sich gnädig.

Da die sechs anderen Mannequins von auswärts kamen und sehr teuer waren, wurden für die Proben, die ein Ballettmeister leitete, nur drei Tage angesetzt, aber diese drei Tage hatten es in sich. Die jungen Frauen tanzte und wiegten sich zum Rhythmus der Musik, bis ihnen jeder einzelne Muskel weh tat. In den Pausen mußten Julias Kolleginnen immer wieder einzelne Modelle anprobieren. Hier mußte eine Falte beseitigt, dort eine Nadel gesteckt werden, damit bei der Modenschau dann auch wirklich alles perfekt war.

Die Vorführung sollte am Samstag abend um zwanzig Uhr beginnen. Zwei Stunden vorher mußten sich die Mannequins in die »Maske« begeben, um geschminkt zu werden. Julia erkannte sich danach kaum wieder. Die Augen waren mit starken Lidschatten bedeckt, umrahmt von langen künstlichen Wimpern, und ihre Lippen leuchteten in grellem Rot. Am liebsten hätte sie sich die Schminke wieder abgewischt.

»Nein, nein, Mädchen, das muß so sein!« beschwichtigte sie die Maskenbildnerin, die Elvira Hagen eigens zu diesem Anlaß engagiert hatte. »Bedenken Sie, die Zuschauer in der ersten Reihe sitzen doch mindestens drei Meter von der Bühne entfernt, von den hinteren Plätzen ganz zu schweigen. Wir müssen schon ganz tief in den Farbtopf greifen, wenn Sie nicht wie ein unscheinbares Nichts wirken wollen.«

Trotzdem machte Julia ein unglückliches Gesicht.

Elvira Hagen steckte den Kopf durch die Tür. »Fertig, Julia? Gleich kann’s losgehen. Wir sind ausverkauft!«

Schon war sie wieder verschwunden, und Julia hörte, wie in der Garderobe nebenan ihre Kolleginnen begeisterte Rufe ausstießen, als Elvira Hagen ihnen die gleiche Nachricht verkündete.

Plötzlich stieg in ihr ein seltsames Gefühl auf, das ihr die Glieder schwer wie Blei machte. »Ich kann nicht«, stammelte sie, »ich kann es nicht … so auftreten.«

»Auch das noch! Reißen Sie sich um Himmels willen zusammen!«

»Aber wenn ich doch nicht kann.«

»Mädchen, Mädchen, das ist doch nur das Lampenfieber. Das ist ganz normal.«

»Ich habe noch nie Lampenfieber gehabt.«

»Dann ist es heute eben das erste Mal. Sie werden sich schon noch daran gewöhnen.« Die Maskenbildnerin gab ihr einen gutgemeinten, aber durchaus nicht sanften Stoß in die Rippen. »Jetzt stehen Sie auf und sehen Sie zu, daß Sie hinter die Bühne kommen.«

Julia taumelte gehorsam zur Tür.

»Hals- und Beinbruch, Kindchen!« rief ihr die Maskenbildnerin hoch nach.

Hinter dem Vorhang drängten sich die Mannequins. Die meisten waren nervös, wenn auch nicht so sehr wie Julia; einige wenige blieben ganz ruhig und gelassen.

»Nehmt eure Ausgangsposition ein!« befahl der Ballettmeister. »Und los geht’s!«

Musik ertönte, und der Vorhang wurde geöffnet. Die Mannequins tanzten, alle sieben auf einmal, hintereinander auf die Bühne, Sie wurden beklatscht und waren sich bewußt, reizend auszusehen in ihren knappen MiniShorts und den farbenfrohen Miedern.

Julia, die ernstlich geglaubt hatte, zu keiner Bewegung fähig zu sein oder — schlimmer noch — beim ersten Schritt zu stolpern, fühlte sich von einer Sekunde zur anderen von allen Ängsten befreit. Ihr war, als wäre ihr ganzer Lebensweg auf dieses eine Ziel ausgerichtet: sie auf die Bühne zu bringen. Sie fühlte sich ausgesprochen gut, und das strahlende Lächeln, das ihren Mund umspielte, war nicht aufgesetzt, sondern es kam aus ihrem Innersten. Sie war glücklich wie noch nie.

Dieses Hochgefühl hielt auch während des Umziehens an, als sie in die Tageskleider schlüpften. Dabei mußten sie sehr vorsichtig sein, um nichts durch Schminke zu verderben oder die kunstvollen Frisuren zu zerstören. Ungeduldig ließ Julia sich die Haare richten und die Nase pudern; sie brannte darauf, wieder im Rampenlicht zu stehen.

Die Modenschau dauerte fast zwei Stunden. Die gesamte Kollektion wurde vorgeführt: Strandgarderobe, lange Hosen, Jacken, Röcke und Blusen, Cocktailkleider und schließlich die anspruchsvollen Abendroben. Die Mannequins erschienen in immer neuen Formationen, mal einzeln, mal in kleinen Gruppen oder auch alle zusammen. Nicht der kleinste Zwischenfall störte den Ablauf. Julia war die Zeit noch nie im Leben so schnell vergangen. Ihr war, als hätte sie endlos so weitermachen können.

Viel zu schnell kam für sie das Schußbild, in dem sie ganz allein auf der Bühne erscheinen sollte, in einem traumhaft schönen Brautkleid.

Marquard selbst ließ es sich nicht nehmen, ihr beim Umziehen zu helfen. Er zupfte ihr den Rock zurecht, obwohl das ganz unnötig war. »Jetzt tun Sie, bitte, gar nichts«, mahnte er sie, »keine Mimik, keine Bewegung, keinen Tanzschritt, bitte! Tun Sie einfach so, als wäre das Publikum Ihr Bräutigam.«

»Ja, ja, ich weiß«, sagte Julia, denn auch das hatte sie schon mehrfach zu hören bekommen.

Jemand kämmte ihr das Haar zurück und setzte ihr einen Myrthenkranz auf, ein anderer drückte ihr ein Blumenbukett in die Hand und richtete die Schleppe.

Als der Vorhang aufgezogen wurde, empfing sie Applaus, der sich zu einer wahren Ovation steigerte. Die Zuschauer standen auf und warfen ihr bewundernde Blicke zu. Flüchtig bemerkte Julia einen jungen Mann in dunklem Anzug, blond und hochgewachsen, der ihr geradezu frenetisch applaudierte.

Sie war von ihrem eigenen Erfolg berauscht.

Ihre Hochstimmung hielt noch an, als die Mädchen sich nach der Schau gegenseitig und besonders ihr gratulierten. Auch Bemerkungen wie: »Kunststück! In einem Brautkleid hat noch jede Erfolg gehabt!« konnten sie nicht trüben. Sie schloß daraus auf nichts weiter als blanken Neid.

Marquard nahm sie, was sie nie erwartet hätte, in die Arme und küßte sie auf beide Wangen; Tränen schimmerten in seinen Augen.

Dr. Hagen klopfte ihr väterlich auf die Schulter. »Gut gemacht, Julia!«

Daß die Chefin sich gar nicht äußerte, fiel Julia nicht auf. Elvira Hagen schien sehr beschäftigt, jedes Stück der Kollektion auf eventuelle Schäden zu prüfen und auf den Kleiderständern aufzureihen. Inge-Lore half ihr dabei. Für die Einkäufer sollte es noch eine Fachvorführung am nächsten Morgen geben.

Auch diese Modenschau stand Julia noch durch, ohne daß ein Tröpfchen Wermut in die Süße ihres Erfolgs fiel. Es machte ihr nichts aus, daß Sonntag war und sie — sie hatte am Abend zuvor sehr lange mit ihrem Vater gesprochen — nicht ausgeschlafen und Muskelkater hatte. Unermüdlich, strahlend und beschwingt schritt sie auf und ab. Sie blieb auch stehen, wenn es gewünscht wurde. Ohne mit der Wimper zu zucken, ließ sie es über sich ergehen, daß die Stoffe, die sie trug, zwischen Daumen und Zeigefinger geprüft wurden.

Als der Tag vorbei war, hatte sie immer noch so viel Elan, im Dauerlauf nach Hause zu rennen.

»Du bist überdreht«, sagte der Vater und goß ihr einen Baldriantee auf.

Sie trank ihn, nicht weil sie ihn benötigte, sondern um den Vater nicht zu kränken. Seine Fürsorge rührte sie. Aber essen mochte sie nicht, und er drängte sie auch nicht dazu. Sie ging früh zu Bett, aber sie konnte nicht einschlafen. Am liebsten wäre sie wieder aufgestanden, unterließ es aber, um den Vater nicht zu beunruhigen, und glitt schließlich doch ins Reich der Träume hinüber.

Am nächsten Morgen erwachte Julia, ohne daß der Wecker geklingelt hatte. Sie hatte ihn nicht gestellt, weil man ihr einen freien Tag gegeben hatte. Das fiel ihr aber erst nach einigem Überlegen wieder ein.

In der Wohnung war es sehr still, der Vater war längst zur Arbeit gefahren, und plötzlich überkam sie ein Gefühl der Verlassenheit.

Es war ihr bewußt, daß sie Grund genug hatte, glücklich zu sein. Aber sie war es nicht. Warum nicht? Die Modenschau war doch ein Erfolg gewesen. Sie war gefeiert worden. Warum also war sie jetzt so niedergeschlagen?

Niedergeschlagen war für Julias Zustand gar kein Ausdruck; es war ihr, als wäre sie aus schwindelnder Höhe in einen gähnenden Abgrund gestürzt. Sie war ausgesprochen deprimiert.

Es dauerte lange, bis sie sich dazu aufraffte, ihr Bett zu verlassen. In der Küche goß sie sich eine Tasse Kaffee auf. Sie trank im Stehen und bekam kalte Füße. Sie hatte vergessen, in ihre Hausschuhe zu schlüpfen, brachte aber nicht einmal die Energie auf, das riachzuholen. Sie empfand den zu heißen Kaffee und die kalten Füße als eine gerechte Strafe. Für was? Was hatte sie denn verbrochen?

Am liebsten hätte Julia sich wieder in ihrem Bett verkrochen und den Kopf unter die Decke gesteckt. Aber es war schon elf Uhr vorbei, sie wußte, sie würde nicht wieder einschlafen können. Sie mußte jetzt irgend etwas tun und durfte sich nicht so gehenlassen.

Julia beschloß schließlich, die Wohnung aufzuräumen und zu putzen. Dazu war sie am vergangenen Wochenende nicht gekommen. Hausfrauenarbeit machte ihr keine Freude. Gewöhnlich pflegte sie sich dabei mit einem Liedchen zu ermuntern. Doch heute kam kein Ton über ihre Lippen.

Als endlich das letzte Staubkörnchen entfernt, die letzte Kachel abgewischt war, fühlte sie sich besser — aber immer noch schlecht genug. Sie ließ sich ein Bad einlaufen und lag lange im heißen Wasser, ohne die Glieder entspannen zu können. Dann tauchte sie unter und wusch sich das Haar — ein probates Mittel gegen Anfälle von leichten Depressionen, unter denen sie gelegentlich litt. An diesem Tag half es jedoch wenig.

Immerhin konnte sie den Vater später adrett und gepflegt, den Anflug eines Lächelns um die Lippen, empfangen.

»Hast du schon gesehen, Liebes?« Er schlug die »Rheinische Post«, die er zusammengefaltet in der Hand gehalten hatte, auf dem Küchentisch auf. »Du bist in der Zeitung! Ein Foto von dir — in voller Größe!«

Zu ihrer eigenen Überraschung brach sie in bittere Tränen aus.

Wie neu geboren

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