Читать книгу Schneekugelsturm: Band 1 - Marie Lu Pera - Страница 6

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„Du starrst dein Frühstück an“, stellt meine Mum, mit wachsam auf mich gerichteten Blick, fest. Ihr „Normalerweise schlingst du das Zeug runter, da ist es noch keine zwei Sekunden aus der Schutzatmosphäre der Verpackung raus, damit es nicht zu lange der natürlich UV-Strahlung ausgesetzt ist“ klingt so, als würde sie mich absolut nicht ernst nehmen.

Das „Dein, in Tablettenform gepresstes, Tofu-Allerlei kann ja Beschwerde bei der Raumfahrtbehörde einreichen“ meines Dads – oh, warte, des Mannes, den ich bis jetzt für meinen Vater hielt – vermag mich diesmal ganz und gar nicht aufzuheitern.

Noch dazu ist die Wirkung des Narkotikums beinahe verflogen. Was unweigerlich dazu führen wird, Mum um Nachschub anzubetteln.

Zu tiefe Wunden hat mein nächtlicher Spionageakt hinterlassen, der so einiges, belastendes Material, das ich zu gegebenem Zeitpunkt gegen meine Eltern verwenden werde, ans Licht gebracht hat.

Ich darf gar nicht daran denken, sonst flipp ich sowieso gleich wieder aus.

Zu mehr als einem halbherzigen Nicken kann ich mich nicht aufraffen, bevor ich die einzelne Tablette, die einsam auf meinem Teller vor mir liegt, von mir schiebe.

Mir ist der Appetit vergangen.

„Hast du keinen Hunger, Prinzessin?“, stellt mein Pseudo-Dad mit hochgezogenen Augenbrauen fest.

„Du machst doch keine dieser Diäten“, horcht Mum alarmiert auf. „Du bist sowieso viel zu dünn.“ Mein Body-Mass-Index ist exakt auf meine Körpergröße abgestimmt – auf Punkt und Komma genau. Darauf achte ich penibelst. Ich bin es leid, ihr die Formel immer wieder aufs Neue vorzurechnen und habe es satt, dass sie ständig an mir herumnörgelt.

Das, was passiert ist, zieht mich dermaßen runter. Das, was meine Eltern scheinbar bereits wieder erfolgreich verdrängt haben und nun so tun, als wär nichts gewesen.

Wie immer.

Ich frage mich, wie ich ihnen überhaupt noch in die Augen sehen kann? Immerhin haben sie mich ja nach Strich und Faden belogen und verarscht.

Ich erwische mich dabei, wie ich mir die Züge meines Pseudo-Dads zum ersten Mal genauer ansehe. Zumindest genauer als die flüchtigen Blicke, mit denen ich sonst über ihre Körper husche. Er hatte wohl keine Antwort auf seine Frage erwartet, da er sich erneut seinem allmorgendlichen Erdnussbuttertoast mit Gelee zuwendet, dessen täglicher Konsum ihm mit fünfzig seinen ersten Herzinfarkt bescheren wird. Das sollte er – als Arzt – eigentlich wissen.

Wir haben echt keinerlei optische Gemeinsamkeiten. Seine blauen Augen, die so hell leuchten wie das Wasser eines Pools, sind auch total anders als die meinen. Ich hab hellgraue Augen. Wären meine Pupillen nicht schwarz umrandet, würde es von Weitem höchstwahrscheinlich so aussehen, als wären meine Augäpfel weiß.

Das stelle ich mir gruslig vor. Dementsprechend schaudert es mich.

Meine Mum wedelt mit ihrer Hand vor meiner Skibrille herum, was mich blinzeln, zusammenzucken und vor ihrer Geste viel zu energisch zurückweichen lässt. Muss sie mich so erschrecken.

„Träumst du mit offenen Augen?“, will sie wissen.

Schön wärs, denn dann könnte ich mir einreden, dass diese Familie nur meiner kranken Phantasie entsprungen ist.

Eins ihrer Handys klingelt einen Augenblick später und lässt mich erneut zusammenfahren. Ich stelle mir vor, wie mich die Strahlen durchdringen und halte mir die Ohren zu.

Als ob das etwas nützen würde.

Und wunderbar, dass mein eigens aufgestelltes Handyverbot jeden Tag aufs Neue missachtet und mit Füßen getreten wird. Zum Beispiel von meinem Bruder, der auch gerade die ganze Zeit über ungeniert in sein Smartphone kuckt.

Der Übeltäter ist schnell entlarvt, denn Mum zückt ihr Handy, sieht kurz auf das Display und verlässt die Küche. Sie hat zumindest den Anstand, aus dem Zimmer zu gehen.

Warte. Womöglich tricksen sie mich so aus. Pseudo-Dad zaubert einen vorgetäuschten Anruf, damit Mum verschwinden und mein Zimmer lüften kann.

Gerade als ich mich frage, ob ich nachsehen und sie so auf frischer Tat ertappen sollte, kommt sie schon wieder durch die Tür zurück in die Küche geschossen. Ich ergänze ihren emotionalen Zustand, der sich wohl schlagartig gewandelt hat und ins Fuchsteufelswilde übergegangen zu sein scheint.

„Gute Nachrichten?“, mutmaßt Dad.

„Dreimal darfst du raten, was deine Tochter angestellt hat“, läutet sie ein Gespräch ein, wozu ich heute definitiv keine Kraft habe.

Ich spüre die Hitze des viel zu heißen Bades immer noch auf meiner leicht geröteten Haut und leide an den nachwirkenden Verbrennungen ersten Grades.

Mindestens.

Darüber hinaus hab ich absolut keine Ahnung, was ich angestellt haben könnte.

„Hat sie ein Video von diesem Moment ins Internet gestellt, als ich zu spät bemerkt habe, dass das Klopapier alle war, mit runtergezogenen Hosen, brauner Rille und im Entengang durch die halbe Wohnung gekrochen bin, um dann festzustellen, dass wir auch keine Küchenrolle mehr da haben?“, rät er drauflos.

Nicht nur mir stellen sich bei der Vorstellung die Haare auf, möchte ich wetten.

Dad hebt die Hände abweisend hoch. „Hey, nackt durch das Haus zu laufen ist solange okay, bis man einen Hund hat, der nach Dingen schnappt, die durch die Gegend propellern.“

Danke, Pseudo-Dad. Die Bilder bekomm ich nie wieder aus dem Kopf.

„Nein“, raunt Mum.

„Dann ist es halb so wild“, scherzt Pseudo-Dad total unangebracht. Was Mum übrigens auch findet, da sie relativ unentspannt knurrt, während ich einfach nur froh bin, dass ich mich diesem Familienleben seit Jahren entsage und nur zum Frühstück und Abendessen hier runter muss.

Ich wünschte mir, er wär mein Dad. Nur er vermag es, immer gelassen zu bleiben. Ich habe ihn noch nie unglücklich gesehen.

Ganz zu schweigen von meiner Mum, bei der Gereiztheit auf der Tagesordnung steht. Krasse Gegensätze sollen sich ja anziehen. So erklär ich mir seit Jahren ihre relativ friedliche eheliche Koexistenz.

„Sie hat sich per Mail für uns ausgegeben, unsere Abmeldung von der Schule schriftlich revidiert und sich neu in ihre alte High-School eingeschrieben. Dazu hat sie mal eben unsere Unterschriften gefälscht.“

Na ja, die brauchte ich, weil ich noch minderjährig bin.

Hey, wieso rufen die hier an?

Nun kommt der Part, wo alle Blicke im Raum auf einen einzigen Organismus gerichtet sind, um ihn damit unter Druck zu setzen und so eine Erklärung aus ihm rauszuquetschen.

Funktioniert schon mal.

Ich zucke lustlos mit den Schultern: „Ich bleibe ein Mensch und Menschen gehen weiter auf Menschenschulen. Dort gibt es Einschreibungsfristen. Ich musste Vorkehrungen treffen.“

„Du bist eine Hexe und Hexen gehen auf Hexenschulen“, argumentiert Mum. Dabei spricht sie so langsam, man könnte meinen, ich wär schwer von Begriff. Hey, guten Morgen Lieblings-Streitthema Nummer drei. Lange nichts mehr von dir gehört.

„Prinzessin, wir haben doch darüber gesprochen, dass du von deiner Schule vorzeitig abgehst und mit dem nächsten Semester in die Hexenschule wechselst“, rollt Pseudo-Dad alles wieder auf und tut so, als hätt ichs beim ersten Mal nicht kapiert, als sie damit ankamen.

Hab ich, was mich ja zum Handeln gezwungen hat.

„Wie ich bereits heute in den frühen Morgenstunden mit Videomaterial eingehend untermauert habe, werde ich nicht auf diese Hexenschule gehen, weil ich ein Mensch bleibe“, erkläre ich ebenso schleppend.

„Du bist kein Mensch. Folglich kannst du auch keiner bleiben. Du steigst direkt nach deiner Hexentaufe an deinem sechzehnten Geburtstag ins Flugzeug“, bestimmt meine Mum stampfend.

Ich werde hellhörig. „Was heißt hier Flugzeug?“, konfrontiere ich sie hysterisch.

Pteromerhanophobie.

Meine Eltern senden sich diese speziellen Blicke zu. Nach heute Nacht kann ich sie auch besser deuten. Das machen sie immer, wenn sie mich belogen oder mir etwas verschwiegen haben. Was für mich einer Lüge gleichkommt.

„Die Hexenschule befindet sich nicht in New York“, rückt Mum raus.

„Was? Sie ist nicht mal in diesem Bundesstaat?“, schreie ich förmlich voller Verzweiflung in die Welt hinaus.

„Du wirst die Vereinigten Staaten verlassen“, lässt Mum mit urteilsverkündender Stimme die Bombe platzen.

„Aber ich bleibe doch in Amerika“, stelle ich Pseudo-Dad zur Rede.

„Du weißt doch, geographische und menstruelle Fragen gehen direkt an deine Mum“, stellt er sich quer.

„Du verlässt Amerika“, erklärt sie.

Was? Diese Schule befindet sich nicht mal auf unserem Kontinent“, kreische ich.

„Du gehst nach Irland“, rückt Mum nach ein paar Sekunden raus.

Was? Das ist jetzt nicht wahr.

„Dort wohnt auch Onkel Junus“, trällert Dad.

„Irland? Da habt ihr mich ja prima angelogen“, werfe ich ihnen vor.

„Wir haben dich nicht angelogen, wir haben es dir verschwiegen“, berichtigt mich Mum.

Das kommt dem gleich.

„Wir würden dich nie anlügen, Prinzessin“, wagt es Pseudo-Dad tatsächlich auszusprechen und mich damit erneut anzuschwindeln.

„Weihnachtsmann, Zahnfee, Osterhase“, bringe ich exemplarisch vor, was mir am Unverfänglichsten erscheint.

„Dieser kleine Pisser“, flüstert Pseudo-Dad Mum zu. Hat er mich eben einen Pisser genannt?

„Also, das Wort ‚Lügen‘ klingt doch etwas extrem, findest du nicht auch“, rudert Dad rum. „Nennen wir es doch den Austausch kreativer Information zu Sachverhalten der Realität zum Zwecke mittelfristiger Stressvermeidung.“ Man kann sich ja alles schönreden. Aber so leicht kommen mir meine Eltern nicht davon.

„Noch ein Grund, nicht auf diese Schule zu gehen. Ich verlasse die Vereinigten Staaten nicht. Niemals!“, rufe ich.

„Das wirst du aber wohl oder übel müssen. Die Schule wird nicht zu dir kommen“, meint Mum.

„Dann mach ich eben den Zweig mit dem Online-Studium“, schlage ich vor.

„Es gibt kein Online-Studium der Hexenkunst.“ Das hatte ich schon befürchtet. „Und selbst wenn, würdest du auf die Schule gehen, wie jeder andere auch“, bestimmt Mum.

Sie haben mir also heut Morgen wiedermal nicht richtig zu gehört.

Ich kann gar nicht „wie jeder andere auch“ dorthin gehen, weil ich nicht wie jeder andere bin. Wann schnallt und akzeptiert sie das mal?

Gerade in dem Moment bin ich sogar froh, sie belauscht zu haben. So fällt mir mein Widerstand deutlich leichter: „Nein, das werde ich nicht.“

Meine Mum rollt genervt mit den Augen.

„Ich will weder, dass ihr meine Kräfte an meinem Geburtstag weckt, noch will ich auf diese Schule gehen. Ich bleibe hier, zu Hause, und gehe auf eine normale Menschenschule“, bocke ich weiter.

„Du hast dich erneut für das Online-Fernstudium dieser ‚normalen Menschenschule‘ eingetragen“, deckt sie mich auf. „Das ist kein normales zur Schule Gehen, Fräulein.“

„Gut, ist es halt etwas abnormal. Aber immer noch normaler als auf eine magische Schule zu gehen“, argumentiere ich.

„Das steht sowieso nicht zur Debatte“, spielt sie ihre Elternkarte aus. „Denn es gibt auch für Hexen eine Schulpflicht.“

Seit wann?

„Natürlich steht das zur Debatte. Ihr könnt mich nicht dazu zwingen, dort hinzugehen oder mir Kräfte verpassen, ohne mein Einverständnis.“

Ihr Schweigen verheißt nichts Gutes und bestätigt meine Vermutung, dass sie über den Sommer auch Vorkehrungen getroffen haben.

„Das würdet ihr nicht tun“, setze ich an. Mein Blick wandert zu meinem Pseudo-Dad. Ein vorwurfsvolles „Dad“ soll ihn aus der Reserve locken.

Er bläst sichtlich ertappt die Wangen auf und drückt herum: „Also, ähm. Es ist ja noch Zeit, sich mit dem Gedanken zaubern zu können anzufreunden. Bis dahin denkst du sicher anders darüber.“

„Ich hab mir das gut überlegt und mich entschieden, Dad.“

„Tja, ähm … Mum“, wirft er den Ball zu ihr zurück, da er nicht als Bösewicht dastehen will.

Sie sieht ihn zickig an, widmet sich aber gleich daraufhin wieder mir: „Wie gesagt, es wird jetzt ein paar Veränderungen in deinem Leben geben. Veränderungen machen jedem irgendwie Angst.“ Wieso hab ich das Gefühl, in einer ihrer Predigten zu sitzen? „Da musst du einfach durch.“ Wie bitte? Was ist denn das für ein Spruch? „Das Vöglein muss das warme Nest verlassen und raus in die Welt. Du brauchst nur einen Schubs in die richtige Richtung.“

Sie hat sie nicht mehr alle.

Mir steht der Mund sperrangelweit offen. „Ihr werft mich aus meinem Zuhause raus?“, musste an der Stelle einfach mal gefragt werden.

„Nein“, „Ja“, antworten zuerst mein Pseudo-Dad und dann meine Mum etwas zeitverzögert. Sogleich senden sie einander diese vorwurfsvollen „Wieso fällst du mir jetzt in den Rücken?“-Blicke zu. Na ja, Mum hat diesen Blick drauf. Dads fröhliches Wässerchen vermag nicht mal Mums Laune zu trüben.

Das darf doch nicht wahr sein. Meine Mum hat wirklich gerade gedroht, mich vor die Tür zu setzen.

Sie wird echt immer radikaler – je älter ich werde.

Beinahe automatisch wandert mein Blick zu meinem Bruder, der die Szene stumm beäugt. Womöglich hasst er mich, weil ihn seine Halbschwester entthront hat und er nicht das Einzelkind sein darf, das die gesamte Aufmerksamkeit kriegt.

Und dass er von der „Schulpflicht“ scheinbar entbunden ist und niemand je Anstalten gemacht hat, ihn rauszuwerfen, ist echt der Gipfel.

Nach dem mimischen Schlagabtausch mit meinem Dad formuliert sie ihre Worte deutlich gemäßigter um: „Was ich sagen will ist, dass du nicht für immer und ewig in deinem Zimmer bleiben kannst und es unsere Pflicht als deine Eltern ist, dir beim Flüggewerden unter die Arme zu greifen.“

„Aber was, wenn das Vögelchen noch keine Federn hat? Es würde abstürzen. Davor müssten mich doch meine Eltern bewahren, um deine Vogelanalogie weiter zu strapazieren.“

Ich hasse Federvieh aller Art, weil sie Überträger der Vogelgrippe sind.

Meine Mum rollt nochmal genervt mit den Augen und bringt mit einem „Erklär du es ihr, sie hört mir nicht zu“ Dad wieder ins Spiel.

Und ich hab zugehört. Im Gegensatz zu ihr.

„Okay, also“, beginnt mein Dad voller Zuversicht, „Sitzen zwei Vögelchen auf dem Dach und sehen einem Düsenjet dabei zu, wie er vorbeifliegt. Sagt der eine: ‚Boah, war der schnell.‘ Darauf der andere: ‚Kein Wunder, wenn einem der Hintern brennt‘.“ Das sollte wohl witzig sein.

Niemand lacht.

„Könntest du zur Abwechslung einmal nicht den Clown spielen, Fynn? Wär das möglich?“, zischt Mum.

„Hey, du hast mit der Vogelkunde angefangen“, verteidigt er sich mit erhobenen Händen. „Außerdem hatte das eine tiefere Bedeutung.“

„Die hab ich nicht verstanden“, gebe ich zu.

„Okay, vielleicht auch nicht“, reißt Dad das Ruder rum.

„Ist ja auch egal. Ihr könnt mich nicht zu etwas zwingen, das ich nicht will“, stelle ich meinen Standpunkt klar dar. „Punkt.“

„Da wär ich mir nicht so sicher“, bedient sie sich der Floskel.

Sie blufft nur.

„Darauf lasse ich es ankommen“, stoße ich herausgefordert aus.

„Okay, das reicht“, platzt ihr der Kragen. „Geh in dein Zimmer. Nein, warte“, entscheidet sie sich anders, da sie höchstwahrscheinlich gerade bemerkt, dass ihr Befehl für mich keine Strafe, sondern eine Belohnung, darstellen würde. Während sie noch am Überlegen ist, wie sie mich am besten maßregeln kann, räume ich freiwillig das Feld.

Etwas zu spät ereilt mich die Erkenntnis, ihr ja noch keinen neuen Inhalator abgeluchst zu haben. Das kann ich jetzt bestimmt vergessen.

Was solls. Einen Versuch ist es wert: „Ich brauch noch einen Inhalator.“

„Wozu schon wieder?“, raunt Mum.

„Um das Gespräch zu verarbeiten.“

Ihre Miene erhellt sich zusehends. Sieht so aus, als hätte sie sich nun – dank meiner Hilfe – für die geeignete Strafe entschieden.

Ich sollte ein Lager mit einer Notration anlegen. Bedauerlicherweise ist die Nachfrage immer höher als das Angebot.

Dass sie mit dem Zeug den ultimativen Schlüssel in Händen hält, mich zu beherrschen, macht sie für mich zu einem weiteren Puppenspieler.

Mit dem Unterschied, dass Mum erbarmungsloser ist.

Da kommt Pseudo-Dad wieder ins Spiel. Es macht Spaß, sie voreinander gegeneinander auszuspielen: „Dad, Mum droht mir schon wieder mit dem Inhalator. Ein Instrumentarium, das ihr mir selbst auferlegt habt. Zum Zwecke mittelfristiger Stressvermeidung“, bediene ich mich seiner Worte.

„Du brauchst gar nicht Dad zu fragen, wenn ich bereits nein gesagt habe“, mault Mum.

„Du weißt, was Qualvolles passieren könnte, wenn man es zu schnell absetzt“, stelle ich mich, in Bezug auf Mums Einwand, taub.

„Mum, Mary droht mir schon wieder damit, wieder sie selbst zu werden“, jammert Pseudo-Dad total weinerlich, bevor er sich räuspert und meint: „Ich weiß genau, was du brauchst, Prinzessin. Eine ganze Packung Salzlakritz und morgen früh kackst du uns dann einen Satz Winterreifen.“

Ich glaube, ich bin doch froh, dass ich nicht die Hälfte seines DNA-Stranges abbekommen habe.

*******

„Mayday. Mayday. Adler an Küken. Können wir reden?“, trällert die Stimme meines Pseudo-Dads aus dem Babyfon und beschert mir einen Beinahe-Herzinfarkt, den ich mit dem Griff zur Papiertüte abzuwenden versuche. Mein heruntergefallener Inhalator, der immer noch in Einzelteilen auf meinem Zimmerboden verteilt liegt und mich mit seiner bloßen Anwesenheit fertigmacht, ist keine Option. Ich warte noch auf einen neuen Inhalator, um mir die Kraft für die Entsorgung zu geben.

„Wenn du dir mein kleines Care-Paket geholt hast, können wir dann reden?“, ergänzt er.

Er kennt mich einfach zu gut. Und ich ihn.

War klar, dass er es ist, der klein beigibt. So kommt es, dass sich hinter der Klappe meiner – durch die Tür in meinen Seuchenschutz hereinreichenden – Durchreiche ein Inhalator befindet, den ich gierig in meine Lungen ziehe.

Fühlt sich gleich viel besser an.

Ich drücke die Taste der Gegensprechanlage, um „Hat dich Mum an die Front geschickt?“ zu fragen.

„Ja“, gibt er zu.

„Dann lautet meine Antwort ‚Nein‘.“

„Sei nicht so streng mit ihr. Vielleicht hat sie Besuch von Tante Hellblau.“

„Ich fasse es nicht, dass du das gesagt hat. Außerdem heißt es Tante Rosa“, korrigiere ich ihn.

Sein „Ich meine auch die Wechseljahre“, bringt mich zum Lachen. Nachdem ich die dumpfe Angst vor Lachfalten erfolgreich zurückgedrängt habe, fluten sofort Tränen meine Augen. Schnell ziehe ich den Finger von der Taste, um zu schluchzen. Er ist ein guter Dad, auch wenn er nicht meiner ist.

„Bist du noch da, Prinzessin?“

„Bete, dass das ein abhörsicherer Kanal ist, sonst schläfst du für die nächsten Jahrzehnte auf der Couch“, presse ich gespielt heiter hervor.

„Da hab ich mein Nachtlager sowieso schon seit ein paar Jahren aufgeschlagen“, scherzt er. „Und wenn sie herausfindet, dass ich weiß, wo sich ihr geheimer Schokoladenbunker befindet, den ich jederzeit plündern könnte, kann ich die Gartenhütte beziehen.“

„Sie ist also doch ein menschliches Wesen“, schlussfolgere ich. „Gut zu wissen.“

Mein Dad lacht. „Weißt du, die kritischsten Momente in der Kindererziehung sind jene, in denen du dich zwischen Moralpredigt und high-five entscheiden musst. So ein Moment ist das gerade.“

Sofort überkommt mich Schwermut.

„Dad?“ Ein Klingeln ertönt.

„Oh warte, Spätzchen. Da muss ich drangehen. Ich meld mich später wieder. Adler, Over und Ende.“

Ich war drauf und dran ihn zu fragen, ob er wirklich nicht mein richtiger Dad ist, hätt mich aber wahrscheinlich dann doch nicht getraut. Immerhin hat er mich aufgezogen. Das kommt doch einem Dad gleich.

Aber es wär nicht dasselbe.

Die Unterbrechung hat mir glücklicherweise die Entscheidung abgenommen. Ob er mich angelogen hätte? Immerhin scheint er doch alle Skrupel dies betreffend abgelegt zu haben. Aber mit der Frage hätte ich mich sowieso verraten, sie bespitzelt zu haben. Meine Gewissensbisse dahingehend sollte ich ablegen, sind es doch meine Eltern, die mit der Geheimniskrämerei angefangen haben.

Genaugenommen tun sie das schon seit Jahren. Sie verheimlichen mir bestimmte Sachen. Auch vor meinem Lauschangriff war mir das bereits klar.

Ein Knacken aus den Lautsprecher reißt mich aus meinen Gedanken. Daraufhin höre ich die Stimme meines Pseudo-Dads: „Wie stellt man das ab? Ah, hier.“

Er hat die falsche Taste erwischt. Das weiß ich, da gerade eine Wiese mit rosa Schäfchen als Himmel an meine Decke projiziert wird, (ich hasse Schafe, Schafe sind böse) ich aber immer noch alles hören kann, obwohl das Rascheln darauf hindeuten könnte, er hätte sich das Teil gerade in die Hosentasche gesteckt.

Zum Beispiel das „Hallo Junus, bester Freund“, mit dem mein Pseudo-Dad seinen Gesprächspartner, Onkel Junus, am Handy begrüßt.

„Ich komme gerade aus dem OP. Was kann ich für dich tun? Du hast mir eine Nachricht hinterlassen, dass es dringend sei.“

„Ja, ähm. Unsere Katze verträgt dieses Medikament nicht mehr so gut. Sie ist schon wieder total am Durchdrehen. Könntest du vielleicht etwas Stärkeres aus dem Hut zaubern?“ Unsere KATZE?

„Was ist denn das für ein Ungetüm?“, will Onkel Junus wissen.

„Tja, sie hält uns ganz schön auf Trab, das verfressene Ding.“ Verfressen? „Das Zeug hält nicht mehr lange an. Vielleicht ein Gewöhnungseffekt.“ Jetzt kopiert er auch noch meine Worte.

„Es gibt nur noch eine Infusion. Intravenös wirkt das Mittel besser, da es schneller in den Blutkreislauf eindringt als über die Lunge, aber da müsste sie 'ne Stunde stillhalten. Das würd ich von einem Tierarzt machen lassen.“ Tierarzt?

„Oh, den mag sie nicht besonders. Gibt es keine Pillen oder irgendein anderes Zeug, das helfen könnte?“

„Du könntest sie – wie jeder normale Halter, der die Schnauze von seinem Tier voll hat – auf 'ner Autobahnraststätte aussetzen und dann Gas geben, wenn du es nicht übers Herz bringst, dem Quälgeist den Gar auszumachen.“ Was ist denn das bitteschön für ein kranker Ratschlag?

„Okay, machen wir“, trötet Dad fröhlich.

Mum hat recht, Dad könnte ruhig ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit an den Tag legen. Immerhin ist er keine zwölf mehr.

Dass er nicht ernsthaft in Betracht zieht, mich irgendwo auszusetzen oder mir den „Gar auszumachen“ ist klar – der Gedanke daran schürt trotzdem meine Angst, die ich mit dem Inhalator im Keim ersticken würde, wär er nicht schon wieder aufgebraucht. Ich pumpe schneller, um alles rauszubefördern, was noch da drin sein könnte.

Vergebens.

Es wundert mich selbst am meisten, wie schnell ich diese Dinger in letzter Zeit aufsauge.

„Also gut. Sehen wir uns beim Zirkeltreffen?“, fragt ihn Onkel Junus.

„Ja klar.“

„Ist noch was? Sonst geh ich jetzt wieder zurück zu meiner Nasenscheidewand.“ Igitt. Sag bloß, er hat bloß Pause gemacht, um meinen Pseudo-Dad zurückzurufen?

„Nein, das wars schon wieder“, bestätigt mein Pseudo-Dad.

„Machs gut, Fynn.“

„Machs gut. Und noch mal danke, Kumpel.“

„Für dich doch immer.“

Im nächsten Augenblick ertönt unsere Türglocke. Ich höre, wie mein Dad die Eingangstüre öffnet und ein „Ah, Galahad, alter Freund. Tritt in meine bescheidene Hütte ein“ trällert.

Galahad? Nie gehört. Wer ist das?

Ich reiße die Augen auf. Ein Fremder. In unserem Haus. Fremde gehen gar nicht. Fremde sind böse. Bringen außerdem Schmutz von draußen rein und verlieren mikroskopisch kleine Hautschüppchen, die schwer einzusaugen sind.

Und toll, dass sich niemand an mein selbst aufgesetztes Besuchsverbot, das für dieses Haus gilt, hält.

Ich schäme mich nicht, sie zu belauschen. Immerhin habe ich keine andere Wahl. Na ja, ich könnte den Stecker ziehen.

Ich tus aber nicht.

„Normalerweise mach ich keine Hausbesuche“, erwidert unser Besuch mürrisch. Ist das ein Arzt? Vielleicht ein Kollege von Dads Arbeit? Beim Gedanken an die Alternative, dass sie ihn meinetwegen gerufen haben könnten, um mir eine Infusion zu verpassen, flutet mich die nächste Adrenalinausschüttung.

„Ich hab Scotch da“, erklärt mein Dad.

„Wieso hast du das nicht gleich gesagt?“, meint der Typ daraufhin deutlich besänftigter.

„Hier, der lag auf deiner Türschwelle“, meint der Besuch. Was lag da? „Er trägt Lord O’Neills Siegel, wenn mich nicht alles täuscht.“ Siegel? Ein Brief? „Was hast du mit ihm zu schaffen?“ Welcher Lord O’Neill? Es würde mich wundern, wenn wir Adelige kennen würden.

„Er ist mein Brieffreund“, erklärt mein Pseudo-Dad.

Mein Dad schreibt Briefe an einen Brieffreund?

Ich vernehme das Stapfen von schweren Stiefeln, gefolgt von einem „Nimm Platz“ aus dem Munde meines Pseudo-Dads.

„Vorher sagst du mir, was so wichtig ist, dass du mich von Manhattan durch die ganze Stadt jagst? Wozu die Geheimniskrämerei am Telefon?“, stellt er meinen Dad zur Rede, nachdem ich das Plätschern von Flüssigkeit hören kann.

„Du solltest dich setzen“, rät ihm mein Dad.

„Ist was mit Raven?“ War klar, dass meine Wenigkeit unwichtig ist und keiner Nachfrage bedarf. Dass er meinen Bruder auch vergessen hat zu erwähnen, macht es ein bisschen erträglicher.

„Nein, der geht’s gut. Hör zu.“ Mein Dad macht eine kurze Pause. „Nehmen wir mal an – rein hypothetisch – man würde dir jemanden bringen, der … ein bisschen Angst vor Nadeln hat.“ Er will das mit der Infusion doch durchziehen. Und spielt meine Angst total runter.

Das kann er vergessen. Darüber hinaus, warum macht er das – wenn überhaupt – nicht selbst? Holt stattdessen diesen Fremden ins Haus.

Spätestens jetzt hätte ich mir meine Papiertüte geschnappt, um das Gespräch weiterverfolgen zu können, ohne zusammenzuklappen, aber glücklicherweise habe ich bereits einen ganzen Inhalator intus.

Jetzt geht’s auch so.

„Das ist mein täglich Brot, Fynn“, meint dieser Galahad trocken.

„Glaub mir, das nicht. Also …“

„Oh, oh, mir schwant Übles“, unterbricht er Pseudo-Dad. „Du bringst mir doch nicht etwa jemanden aus eurem Auffanglager zum Tätowieren.“ Welches Auffanglager?

Moment. Tätowieren?

Das „Na ja, nicht direkt“ aus dem Munde meines Dads haut mich fast aus den Gesundheitsschlappen.

Der Gedanke allein reicht aus, um mich wieder in einen leichten Angstzustand zu versetzen. Nadeln, Bakterien, Infektionen, Ausschlag. Ich kralle mich an meinem Papiersack fest. Okay, warte, keine Panik. Wir haben darüber gesprochen.

Mehrmals.

Alle Hexen tragen Tattoos.

Das macht es übrigens auch nicht leichter.

Ich bin so ein Idiot. Zu einer Hexentaufe gehören natürlich diese blöden Tätowierungen. Mein Pseudo-Dad trägt sie, den Körper meines Bruders zieren sie – selbst meine Mum ist voll davon. Meine Eltern haben das aber immer als total freiwillige Geschichte dargestellt. Ich möchte wetten, wieder etwas, das sie runtergespielt haben, um ihnen „Stress“ mit mir zu ersparen.

Übrigens noch ein Grund, ein Mensch zu bleiben, denn ich will auf keinen Fall bleibehaftete Farbe unter die Haut gestochen bekommen.

Da können sie sich auf den Kopf stellen.

„Ich bin ausgebucht, hab keinen Termin mehr frei“, blockt der vermeintliche Tätowierer sofort ab. Bin ich froh. „Geh zur Konkurrenz.“

„Dieser Jemand gehört quasi zur Familie.“ Ach, ich gehör also nur „quasi“ zur Familie. Wieso nennt mein Pseudo-Dad denn das Kind nicht beim Namen und gibt mich als seine Pseudo-Tochter zu erkennen?

Darum geht’s doch bei ihrem Gespräch.

Um mich.

„Ich erinnere mich dunkel an die Aussage, dass du meine Familie immer tätowieren würdest“, hilft mein Pseudo-Dad seinem Gedächtnis auf die Sprünge.

„Außer deine liebreizende Frau“, schließt der Tätowierer Mum aus dieser Abmachung spöttisch aus. Wow, er scheint sie ja gut zu kennen.

„Es ist wichtig, dass du es machst. Niemand sonst käme infrage“, versucht Dad, ihn weiter weichzuklopfen.

Er soll sich die Mühe sparen. Ich will keine Tattoos.

„Oh, oh“, raunt dieser Galahad, „Du hast Gefühle für einen der Welpen entwickelt. Siehst du, genau aus diesem Grund geh ich nicht ins Tierheim. Wieso kannst du nicht – wie jeder andere auch – einfach etwas spenden und damit dein Gewissen beruhigen. Nur, weil ihr ein Waisenhaus gegründet habt, heißt das nicht, dass ihr auch Abnehmer der Brut seid.“

Meine Eltern haben ein Waisenhaus gegründet? Davon hat mir nie jemand erzählt. Ich beginne, mich zu fragen, ob ich meine Eltern überhaupt kenne.

Es entsteht eine kurze Sprechpause, daraufhin schnaubt Galahad: „Du hast es schon getan, oder? Du hast schon eins adoptiert.“

Das „Gewissermaßen“ von meinem Dad ist fast unerträglich.

Also ist es wahr. Mein Dad hat mich nur quasi adoptiert. Vielleicht bin ich sogar aus diesem Tierheim, das meine Eltern gegründet haben? Nein, Mum sagte doch, sie hätte eine Hausgeburt gehabt. Also bin ich die Tochter eines anderen, der mit Mum mal vor Pseudo-Dad zusammen war.

Einen Fremden, über den sie nicht spricht, weil sie dann unglücklich wird. Also gehör ich zu einem Teil ihrer verdrängten, unliebsamen Erinnerungen, die sie am liebsten vergessen will, es aber nicht kann.

Obwohl das unsagbar wehtut, wird mir grad einiges klar, warum Mum und ich einfach nicht miteinander klarkommen. Ich rufe die Vergangenheit in ihr wach, die sie hinter sich lassen will. Dabei steht ihr immer etwas im Wege: Ich.

„Also, genaugenommen geht es nicht um mich. Sondern um einen Freund“, verstrickt sich Dad in Widersprüche. Zumindest versteh ich nicht, warum er jetzt so eine Kehrtwende macht.

„Ein Freund hat einen der Welpen aus eurem Waisenhaus adoptiert und den soll ich jetzt tätowieren.“

„Sozusagen“, bestätigt Dad.

„Ein Freund, der quasi zur Familie gehört“, vergewissert sich Galahad ebenso kritisch wie ich die Worte meines Dads hinterfrage.

„Ja.“

„Es ist Junus, oder? Er hat noch ein weiteres Kind bei sich aufgenommen“, mutmaßt der Tätowierer. Junus? Mein Onkel?

Was heißt das? Dass Onkel Junus mein leiblicher Vater ist? Dass Mum und er etwas miteinander hatten und Pseudo-Dad jetzt das Kind seines besten Freundes bei sich großzieht? Aber ich dachte, der wär homosexuell.

„Nein“, erklärt Dad und ruft bei mir Erleichterung herbei. „Wir kennen den Vater des Kindes, das ein Freund von uns adoptiert hat.“ Was? Jetzt bin ich ausgestiegen.

„Und der gehört quasi zur Familie“, stochert Galahad weiter.

„Sozusagen“, wiederholt sich mein Pseudo-Dad.

„Junge oder Mädchen?“, hakt Galahad seufzend nach.

„Mädchen.“

„War ja klar“, motzt Galahad wenig begeistert.

„Lass mich raten, sie hat Angst vor Nadeln und Männern“, mutmaßt Galahad.

„Unter anderem, ja“, bestätigt Dad.

„Was heißt hier ‚unter anderem‘? Oh nein. Es ist eins dieser zutiefst traumatisierten Häufchen Elend, die mir nichts als Ärger machen werden, stimmts?“, will er sich versichern.

„Stimmt“, bestätigen Pseudo-Dad und ich synchron.

„Sag mir nochmal, seit wann sind wir jetzt Freunde?“, setzt Dad an.

„Die Masche zieht nicht, Fynn“, belehrt er meinen Pseudo-Dad eines Besseren.

„Hilfst du mir oder nicht, alter Freund?“

„Jetzt komm mir nicht so. Ich bin Tätowierer, kein Seelenklempner und hab wenig Feingefühl.“ Das sind ja ideale Voraussetzungen. „Komm mit dem adoptieren Balg deines Freundes wieder, wenn sie den seelischen Knacks überwunden hat.“

„So viel Zeit haben wir nicht. Und genau darin liegt der Schlüssel. Sagen wir mal so, sie wird in ihrer jetzigen Konstellation schwer von einem Tattoo zu überzeugen sein.“

Darauf kannst du Gift nehmen, Dad. Korrigiere: Falscher, untergejubelter Dad.

„Weil sie Angst davor hat“, mutmaßt Galahad. „Die bringen die meisten mit in mein Studio, aber am Ende krieg ich sie alle auf meine Liege.“

Mich nicht.

Womöglich wollen mehr Hexen als man glaubt ein Mensch bleiben. Das schwingt doch zwischen den Zeilen mit. Und mich verurteilen sie dafür, dass ich den Wunsch geäußert habe. Entweder das oder ein nicht erheblicher Teil setzt sich auch gegen den Hexen-Körperkult zur Wehr.

„Du verstehst nicht, Galahad. Sie hat panische Angst – ist verstört. Es besteht die Möglichkeit, dass wir sie … betäuben müssen, damit sie … stillhält.“

Im Traum!

„Du denkst da an eine örtliche Betäubung. Ja, das mach ich auch. In Ausnahmefällen. Für die ganz Zartbesaiteten.“

„Wir haben eher das Problem, dass sie die Prozedur nicht ganz freiwillig über sich ergehen lassen wird. Ich denke daher eher an eine Vollnarkose.“

Was? Vollnarkose.

„Moment mal. Was meinst du mit, ‚nicht ganz freiwillig‘? Wohl das übliche: ‚Ich hab solche Angst vor dem ersten Piksen. Bitte halt mein Händchen‘-Geplänkel, das ich mir tagein tagaus zu hören kriege.“ Dieser Galahad hatte bei den Worten die Stimme bis zur Schmerzgrenze verzerrt.

„Ich fürchte, es ist ein bisschen komplexer. Sagen wir mal so, nachts sitzt der Angsthase an ihrem Bett und betrachtet sein Meisterwerk. Es wird schon eine Herausforderung, sie vor die Tür zu bekommen.“

„Ihr gestandenen Hexer werdet es doch mit einem Mädchen aufnehmen können.“

„Wir wollen sie nicht noch mehr … verängstigen, wenn wir sie dazu zwingen.“

„Eigenartig“, nuschelt Galahad.

Eigenartig ist doch nur ein anderes Wort für „anders“.

„Du willst also, dass ich die adoptierte Tochter deines Freundes, von der du den Vater kennst, gegen ihren Willen tätowiere“, stellt er meinen Dad zur Rede.

„So, wie du es sagst, klingt es etwas extrem. Wir gehen davon aus, dass sich die Angstzustände nach der Weckung ihrer Kräfte in Luft auflösen. Bedauerlicherweise macht es ihr Angst, eine Hexe zu werden. Wir versuchen, sie davon zu überzeugen, dass es ihr helfen könnte, was sich aber als schwieriges Unterfangen herausstellt. Sie steht sich gewissermaßen selbst im Weg. Will keine Hexe werden. Und wie ich sie kenne, schon gar kein Tattoo. Siehst du die Zwickmühle, in der wir uns befinden?“

„Wie stellst du dir das vor? Ihr knebelt sie, fahrt mit einem Lieferwagen bei meinem Studio vor, betäubt sie auf meiner Liege und dann hämmere ich ihr Zeichen unter die Haut, die sie nicht will“, stellt er das Szenario auf.

„Sie wird sie im Nachhinein mögen, wenn sie erst von der Angst befreit ist“, argumentiert mein Dad. „Sie ist von der fixen Idee besessen, ein Mensch bleiben zu wollen.“

„Lasst ihr doch ihren Willen. Spätestens wenn sie sieht, wozu andere Mädchen in ihrem Alter imstande sind, wird sie dich auf Knien anflehen, ihr die Kräfte lieber heute als morgen zu verpassen.“

„Sie ist bedauerlicherweise kein typisches Mädchen“, gibt Dad zu. Also bedauert er es auch, dass ich kein Junge geworden bin. „Dazu hat sie schon viel zu viel erlebt.“

„Du glaubst, die Kräfte lassen sie ihre traumatischen Erinnerungen vergessen? Das ist doch Humbug. Ich kenne keinen Fall, bei dem die Kräfte auf den Geisteszustand gewirkt hätten. Aufkommende Eitelkeiten oder Größenwahn ausgenommen.“ Ha! Da haben wir es. Die Möglichkeit ist verschwindend gering, meine Ängste dadurch loszuwerden. „Außerdem, Zwangstätowieren. Wo käme ich denn da hin? Ich habe einen Ruf zu verlieren. So etwas mache ich nicht. Nicht mal für dich, alter Freund“, weigert sich Galahad.

Der Typ wird mir immer sympathischer. Er hat zumindest Prinzipien. Im Gegensatz zu meinen Eltern.

„Du wärst nur der Kerl, der ihr einen Tritt aus dem Nest verpasst.“

„Die Antwort lautet nein“, erklärt Galahad. „Entweder sie kommt aus freien Stücken oder dein Freund sucht sich einen schwarzen Hexer als Tätowierer. So weit ich weiß, ist das dort gang und gäbe, dass nicht großartig gefragt wird, was die Hexe will. Der Vater wählt die Symbole aus und dann wird munter drauflos gestochen. Er wird allerdings schwer zu bewegen sein, ihr auch die weißen Male zu verpassen. Das ist ein Sakrileg, das nur ich bereit bin, zu brechen. Das wär aber dann dein Problem.“

„Ein anderer Tätowierer kommt nicht infrage. Wie bereits erwähnt, niemandem sonst würden wir sie anvertrauen.“

„Ich habe Prinzipien, Fynn. Regeln, die unumstößlich sind. Junus weiß das. Du weißt es. Jeder weiß es.“

„Ist das dein letztes Wort?“, unternimmt mein Pseudo-Dad einen jämmerlichen Versuch, ihn weichzuklopfen.

„Ja.“

„Das hatte ich bereits befürchtet. Und eine Hexentaufe ohne Tattoos? Ist das denn überhaupt möglich?“

Galahads belustigtes Lachen heißt dann wohl nein. Also sind die Tattoos Pflicht und Voraussetzung für die Hexentaufe.

Gut zu wissen.

„Wofür hältst du mich? Für einen Knastbruder, der den Matrosen die Namen ihrer Verflossenen mit einem Schiffsanker in den Unterarm sticht? Oder den jungen Dingern reihenweise Arschgeweihe verpasst? Ich steche keine gewöhnlichen Tattoos. Es sind magische Siegel. Nur durch sie finden die Kräfte zu ihrem rechtmäßigen Träger. Keine Tattoos – keine Kräfte. Das ist ein magisches Gesetz, das du als weißer Hexer eigentlich kennen solltest. Jeder kennt es, verdammt nochmal.“

„Ich dachte, da gäbs vielleicht ein Schlupfloch“, redet sich Pseudo-Dad raus. Erneut bricht Galahad in Gelächter aus.

„Was soll ich dann tun, alter Freund? Sie leiden lassen? Das ist doch nicht das Leben, das wir sich für sie wünschen. Ein Leben in Angst. Was, wenn es sich bei dem Mädchen um deine Tochter handeln würde? Was würdest du tun?“

„Siehst du, das ist exakt der Grund, warum ich keine Kinder habe. Zumindest keine, von denen ich wüsste.“

„Was rätst du mir dann?“, stellt ihn Pseudo-Dad zur Rede.

„Ich sehe das so, du hast nur zwei Möglichkeiten: Sie überzeugen oder es lassen.“ Damit ist das Gespräch wohl beendet.

„Das bleibt doch unter uns. Ich will nicht, dass andere Kinder aus dem Waisenhaus sich Hoffnungen machen oder unsere Feinde auf dumme Gedanken kommen.“ Wovon redet er da? Wir haben doch keine Feinde? Wer sollte uns denn bitteschön angreifen? Wir führen das langweiligste Leben überhaupt.

Nein, du führst unangefochten den ersten Platz des langweiligsten Lebens überhaupt an‘, korrigiert mich der Puppenspieler.

Das mag schon sein. Immer noch besser als in Mums oder Pseudo-Dads Haut zu stecken.

Und das mit dem Waisenhaus hat er doch schon dementiert. „Ich kann dir doch dahingehend vollstes Vertrauen schenken? Immerhin geht es hier um ihre Sicherheit“, ergänzt Pseudo-Dad skeptisch.

„Habe ich dir je einen Grund gegeben, mir nicht zu vertrauen?“

Das scheint meinem Vater zu genügen, denn nach einer kurzen Pause höre ich Laute, die ein Aufbrechen von Galahad einläuten.

Plötzlich ertönt ein abartig lautes Rauschen. Ich hab mich so erschrocken, dass mir fast ein Schrei entwichen wär, den ich noch mit meiner Hand an meinem Mundschutz abfangen konnte.

Das „Oh, oh, Raven bringt mich um“ gibt mir Gewissheit, dass mein Lauschangriff aufgeflogen ist, da meinem Pseudo-Dad vermutlich das Babyfon beim Aufstehen aus der Hosentasche gerutscht und es auf dem Boden gelandet ist.

„Was ist?“, hinterfragt Galahad seine Worte.

„Ich glaube, sie hat alles gehört“, gibt er zu.

„Wer?“, hakt Galahad nach.

„Das Mädchen natürlich!“

„Du versteckst sie hier? In deinem Haus“, krächzt Galahad.

„Ja.“

„Schick sie zurück“, prustet er.

„Das kann ich nicht.“

„Zu mir bringst du sie auch nicht. Und sie hat alles mitangehört. Über das Ding da?“ Er meint wohl das Babyfon.

„Ja.“

„Kann sie mich auch hören?“, will er wissen.

„Ich hoffe nicht.“

„WAS WÄR DAS ERSTE, DAS DU TUN WÜRDEST, WENN DU AUFWACHEN WÜRDEST UND KEINE ANGST MEHR HÄTTEST?“, brüllt er. Wahrscheinlich benutzt er das Gegenstück wie ein Handy.

Die Frage hat mich eiskalt erwischt. „Na, wird’s bald. Oder hast du Angst, dein Schnäbelchen aufzumachen“, stresst er.

Was soll ich tun? Antworten?

Nein.

Er ist ein Fremder. Fremde gehen gar nicht. Fremde sind böse.

Ich war aber auch ein böses Mädchen.

„Gib mal her“, verlangt mein Dad lautstark.

„Prinzessin? Kannst du mich hören?“ Er ist sich nicht sicher, ob das Ding funktioniert. Vielleicht sollte ich so tun, als hätte ich nichts mitgekriegt.

Aber darauf würde er nie reinfallen.

Oder?

Immerhin kann er mich nicht spüren oder so etwas in der Art. Wie sollte er dann wissen, ob ich zugehört habe? Darüber hinaus ist er in Sachen Heimwerken eine richtige Nullnummer. Mum hat ganz klar bei uns zu Hause die Hosen an.

„Was blinkt da?“, will Galahad wissen.

„Der Akku. Ah, das Ding ist wieder mal leer. Raven lädt es selten. Sie nennt das Abnabelungsprozess.“ Wusst ichs doch, dass sie es mit voller Absicht vergisst. „Bin ich froh. Raven hätte mich umgebracht.“

„Keine Angst, ich sage deiner Frau nichts“, meint Galahad. „Das ist doch der Grund, warum sie nicht bei diesem Gespräch dabei ist. Adoptierte Tochter eines Freundes, deren Vater du kennst.“ Er macht einen abschätzigen Schnalzlaut mit seiner Zunge. Da gebe ich Galahad vollkommen recht. Dieses Lügenkonstrukt ist doch verworrener als ein gordischer Knoten und nimmt bereits besorgniserregende Ausmaße an.

„Wofür hältst du mich? Für einen Taugenichts, einen alten Greis, dem man Geschichten erzählen kann. Eins sag ich dir, Junge, ich hab schon alles gesehen und gerochen, was auf Erden wandelt. Also erzähle mir nichts. Ich weiß genau, was hier vor sich geht, also lüg das nächste Mal klüger, meine Intelligenz fühlt sich schon verarscht.“

„Was geht denn vor sich?“, hinterfragt Dad voller zögerlicher Neugierde.

„Du hast dir einen Fehltritt erlaubt. Bist fremdgegangen. Warst vielleicht sogar bei einer Hübschlerin.“ Was ist denn bitteschön eine Hübschlerin? „Du bist der Vater, von dem du da sprichst, und jetzt, da der sechzehnte Geburtstag deines Sprosses naht, bekommst du späte Vatergefühle. Ist es nicht so?“

Das schafft es sogar mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Mum und Pseudo-Dad – und das kann ich aus vollster Überzeugung sagen – lieben sich. Pseudo-Dad würde so etwas nie tun. Würde Mum nie hintergehen.

Dafür leg ich meine Hand ins Feuer.

Umso entsetzter bin ich, als nach einer kurzen Pause ein „Ja“ ertönt, mit dem mein Pseudo-Dad reumütig Galahads Vermutung bestätigt.

WAS?

Mein Mund hat gerade wieder die Produktion von Spucke aufgenommen, die mir bis jetzt weggeblieben ist, als ein bis zur Schmerzgrenze verzogenes, beinahe quietschendes „WIE BITTE?“ aus dem Munde meiner Mum ertönt, die – entgegen meines „unumstößlichen Gesetzes“ – mein Zimmer betreten hat und somit natürlich mitbekommen hat, was Dad da von sich gegeben hat.

Und ihrem entsetzten Gesichtsausdruck zufolge, steht sie schon etwas länger hinter der Seuchenschutzschleuse.

Nur meiner Fixierung auf das Gespräch muss es zuzuschreiben sein, ihre Anwesenheit bis jetzt nicht bemerkt zu haben.

Meine Hand schnellt zu der Basisstation, um in einer Kurzschlussreaktion den Stecker zu ziehen, doch Mum war schneller, konnte vorher herbei sprinten, das Teil an sich reißen und hält es sich soeben so nahe ans Ohr, dass sie die Wucht der Strahlen voll abbekommt.

Sofort läuten mehrere Alarmglocken in mir. Ich weiß gar nicht, was mir in dem Moment mehr Angst macht: Sie kontaminiert meinen Raum mit sich selbst. Sie hat die Tür offen stehengelassen. Sie wird mich umbringen, weil ich Pseudo-Dad belausche. Nein, warte, vorher bringt sie noch Pseudo-Dad zur Strecke. Erst dann bin ich dran.

Was?“, hinterfragt Galahad die Worte meines Pseudo-Dads ebenso überrascht. „Nein, nein, nein, ich kenne dich, Fynn, du würdest Raven nie hintergehen. Du bist immer noch – aus mir vollkommen unverständlichen Gründen – ganz vernarrt in dieses Mädchen und würdest sie nie belügen, also was soll das?“

Er klingt echt wütend.

Das bin ich auch.

Von Mum ganz zu schweigen.

Bei seiner Vermutung des Anlügens betreffend, wär ich mir mittlerweile nicht so sicher, sonst sind Galahad und ich erneut einer Meinung.

Ich höre das Plätschern einer Flüssigkeit. Pseudo-Dad wird doch jetzt nicht Whiskey trinken. Er ist Arzt und hat morgen Dienst. Das kann doch über Stunden die Fahrtüchtigkeit beeinflussen.

Ich presse die Augen zusammen. Jetzt wird Pseudo-Dad bestimmt alles nur noch schlimmer machen und Mum kriegt alles in Dolby Surround mit.

„Es war nur ein einziges Mal“, gesteht er. Ich schnappe synchron zu Mum nach Luft.

„Kenn ich die Hexe?“, will Galahad neugierig wissen.

„Es war ein Mensch.“ Erneut ziehen wir gleichzeitig die Luft ein. Mum schlägt sich sogar die Hand vor den Mund. „Eine Arbeitskollegin. Bei der Weihnachtsfeier. Letztes Jahr.“

Ich will mir gerade schnappatmend die Ohren zuhalten, da drückt Mum die Taste der Gegensprechfunktion so fest, dass ich befürchte, sie könnte kaputtgehen und holt tief Luft. Bevor sie so richtig Dampf ablassen konnte – was sie bestimmt vorhatte – lässt sie die Luft aus ihrer Lunge wieder unverrichteter Dinge entweichen, löst ihren Finger von der Taste und starrt mich aus gefühlskalten Augen an.

Sie tut mir gerade unendlich leid, was mich dazu führt, dass ich ihr meinen Inhalator entgegenhalte. Er ist bereits leer, aber vielleicht hilft ihr der Placebo-Effekt. Kurz streift sie ihn mit ihrem Blick, bevor sie sich wortlos abwendet und mein Zimmer verlässt.

Erst viel zu spät wird mir klar, dass ich mit der Aktion Pseudo-Dad noch tiefer reingeritten habe. Immerhin war er es, der mir das Teil hinter ihrem Rücken organisiert und sich bestimmt magisch an ihrem Arzneimittelschränkchen vergangen hat, worüber sie grundsätzlich immer die Oberhand behält.

Meine Gedanken driften in Horrorszenarien ab, da revidiert Pseudo-Dad alles mit den Worten: „Das war ein Scherz. Und du hast mir alles geglaubt. Du solltest dein Gesicht sehen“ und lacht sich halb schlapp.

Warte. Mum! Sie muss das hören. Ich will schon zur Tür sprinten und sie zurückpfeifen, da wird mir klar, dass es sowieso schon zu spät ist.

„Ich vergöttere diese Frau“, schwärmt Pseudo-Dad. Es entsteht eine kurze Pause. „Diese Frau, die gerade hinter mir steht – deinen entgleisten Gesichtszügen zufolge.“

Wow, Mum muss wie eine Dampflok da runter geschossen sein, um so schnell ihr Ziel erreicht zu haben.

Ihr Schweigen verheißt schon mal nichts Gutes.

„Ich hab dich eine Göttin genannt, hast du das noch mitbekommen?“, versucht Dad zu retten, was noch zu retten ist.

„Ich dachte, du sprichst von der Frau, mit der du mich betrogen hast“, erklärt sie mit viel zu ruhiger Stimme – zumindest für meinen Geschmack. Sogar ich ziehe den Kopf ein.

„Das war ein Scherz. Sags ihr, Galahad.“

„Zieht mich da nicht mit rein“, wehrt er sich.

„Ein Scherz also“, wiederholt Mum eiskalt. „Auf meine Kosten, möchte ich wetten.“

Pseudo-Dad und ich ziehen die Luft gleichzeitig durch unsere Zähne hindurch. „Das gibt eine Nachbesprechung, möchte ich wetten.“

„Darauf kannst du Gift nehmen, du Witzbold“, schimpft Mum.

Sie hat Pseudo-Dad echt einen Witzbold genannt. Ins Gesicht. Na ja, er hats verdient. So etwas ist nicht lustig.

Keine zwei Sekunden später gibt das Teil seinen Geist auf und die Verbindung reißt ab. Bestimmt hat sie Dad das Babyfon entrissen.

Wow. Ich hab grad mitangehört, wie Dad darüber gescherzt hat, fremdgegangen zu sein und alles, woran ich in dem Moment denken kann, ist die Tatsache, dass Mum eine Plastiktüte in meinem PET-freien Refugium zurückgelassen hat, dessen Weichmacher gerade in meine Umgebungsluft übergehen.

AAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH.

Schneekugelsturm: Band 1

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