Читать книгу Den du nicht siehst - Ein Schweden-Krimi - Mari Jungstedt - Страница 25

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Es war bereits drei Uhr nachmittags, als Johan und Peter das Interview mit Emma Winarve geschnitten und abgeschickt hatten. Es dauerte zehn Minuten, bis Grenfors anrief. Er lobte ihren Beitrag, der am Abend in allen Nachrichtenprogrammen gesendet werden würde. Trotzdem verlangte Grenfors, der niemals wirklich zufrieden zu sein schien, dass sie auch noch mit den Nachbarn sprachen. Schließlich war der Mord in deren unmittelbarer Umgebung geschehen, wie er sagte.

»Wir haben doch schon mit der Oma in Fröjel geredet«, wandte Johan ein. Seiner Stimme war der Unwille deutlich anzuhören.

Peter saß in einem Sessel und sah ihn an.

»Die Konkurrenz hatte die Nachbarn in ihrem Mittagsmagazin«, erklärte der Redakteur.

»Und nur deshalb müssen wir sie auch bringen?«, fragte Johan gereizt.

»Du siehst sicher ein, dass es sich empfiehlt, mit den Anwohnern zu sprechen, in deren unmittelbarer Nähe ein Mord geschehen ist.«

»Sicher, aber ich weiß nicht, ob wir das bis zur Hauptsendung noch schaffen.«

»Macht einen Versuch«, mahnte Grenfors. »Im Notfall bringen wir das dann eben in den Spätnachrichten.«

»Geht klar.«

Sie machten sich direkt auf den Weg. Fuhren wieder in Richtung Klintehamn und dann weiter nach Fröjel. Seit dem Mord waren erst zwei Tage vergangen. Johan kam es viel länger vor.

Sie hielten vor dem ersten Haus hinter der Abzweigung nach Gustavs. Rotes Wohnhaus, Scheune und Hühnerstall. Die Hühner liefen durch ihr offenes Gehege und gackerten zufrieden. Ein Hund kam schwanzwedelnd angelaufen. Offenbar kein guter Wachhund.

Sie klingelten. Sofort öffnete eine Frau die Tür. Blonde Locken und wacher Blick.

»Hallo?«

Sie sah die Männer fragend an.

Eine langhaarige Katze rieb sich zutraulich an ihren Beinen. Im Haus waren Kinderstimmen zu hören.

Johan stellte sich und Peter vor.

»Wir möchten mit den Menschen sprechen, die hier in der Gegend wohnen. Ja, wegen des Mordes.«

»Es ist entsetzlich, dass so etwas hier passieren kann. Ich hoffe nur, dass sie den Mörder so bald wie möglich finden. Es ist schrecklich, man denkt die ganze Zeit daran. Und die Kinder, auf die passe ich jetzt ganz besonders auf. Wir haben fünf.«

Die Frau rief den Kindern etwas zu, schloss die Wohnungstür und setzte sich auf eine Bank vor dem Haus. Sie zog eine Dose Tabak hervor und schob sich routiniert einen Priem unter die Oberlippe. Freundlich reichte sie die Dose herum. Peter und Johan lehnten ab. »Haben Sie die Ermordete gekannt?«

»Nein, das kann man nicht behaupten. Natürlich kannten wir die Familie, aber wir hatten keinen Kontakt zu ihnen.«

»Ist Ihnen sonst irgendetwas aufgefallen?«

»Ja, heute Nacht ist mir etwas eingefallen. Die Polizei war ja auch schon hier. Sie haben aber vor allem mit meinem Mann gesprochen.«

»Was denn?«, fragte Johan.

»Ich habe Schlafstörungen und bin nachts immer lange wach. Und in der Nacht von Montag auf Dienstag habe ich ein Auto gehört, das draußen auf der Straße gewendet hat. Hier sind nachts sonst nie Autos unterwegs, und deshalb fand ich das seltsam. Ich bin aufgestanden und wollte sehen, wo das Auto geblieben war, aber es war wie vom Erdboden verschluckt. Und das ist seltsam, weil der Weg direkt zum Meer führt. Ich musste einfach hinausgehen und mich umsehen. Und als ich die Haustür öffnete, hörte ich es wieder. Dann kam es an unserem Haus vorbei. Der Weg macht hier eine Biegung, und deshalb konnte ich das Auto nicht richtig erkennen.«

»Ist Ihnen also nichts Besonderes aufgefallen?«

»Doch, das Geräusch. Der Motor klang ... wie soll ich das sagen? Er klang irgendwie älter. Nicht wie bei einem neuen Auto.«

»Kann es ein Nachbar gewesen sein?«

»Nein, ich habe heute alle Nachbarn gefragt, eben weil ich es seltsam fand, dass jemand mitten in der Nacht hier unterwegs war. Aber niemand war draußen gewesen, und außerdem weiß ich doch, wie die Autos der Nachbarn sich anhören. Hier leben ja nicht so viele Menschen.«

»Wie viele wohnen hier denn?«

»Wir und der Tierarzt, der auf dem nächsten Hof wohnt. Dann gibt es noch Familie Jonsson, sie sind Bauern, und ihnen gehören die Felder, die Sie hier sehen. Sie leben auf dem großen Hof, der ein Stück weiter am Weg liegt, hinter dem Tierarzt. Und dann haben wir noch eine Familie mit kleinen Kindern, die Larssons, ziemlich nah am Strand, auf der rechten Seite.«

»Wissen Sie, um welche Uhrzeit Sie das Auto gehört haben?«

»Gegen drei, glaube ich.«

»Haben Sie das der Polizei gesagt?«

»Ja, ich habe sie heute Morgen angerufen. Ich war vorhin deshalb auf der Wache.«

»Alles klar«, sagte Johan. »Können wir Ihnen vor laufender Kamera ein paar Fragen stellen?«

Nach einigem Zögern erklärte sich die Frau bereit. Die übrigen Anwohner lehnten entschieden ab.

Johan musste sich widerwillig eingestehen, dass Grenfors Recht gehabt hatte. Es war eine gute Idee gewesen, hinauszufahren und mit den Nachbarn zu sprechen.

Wieder setzten sie sich in die ehemalige Redaktion und schnitten einen zwei Minuten langen Beitrag zusammen, den sie kurz vor der Hauptnachrichtensendung zur großen Zufriedenheit Grenfors’ nach Stockholm schickten.

Den du nicht siehst - Ein Schweden-Krimi

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