Читать книгу Den du nicht siehst - Ein Schweden-Krimi - Mari Jungstedt - Страница 9

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In der Redaktion der Regionalnachrichten des großen, angesehenen Fernsehsenders herrschte eine müde Stimmung. Die Morgenbesprechung war überstanden.

Hier und da saßen Reporter mit ihren Kaffeetassen. Einer telefonierte, eine starrte ihren Computer an, zwei steckten die Köpfe zusammen und waren in ein leises Gespräch vertieft. Der eine oder andere Kameramann blätterte lustlos in den Zeitungen vom Vorabend.

Überall Papierstapel, herumliegende Zeitungen, halb leere Kaffeetassen, Telefone, Computer, Faxe, Ordner und Mappen.

Am Produktionstisch, dem Mittelpunkt der Redaktion, saß an diesem frühen Vormittag nur der leitende Redakteur Max Grenfors.

Die Leute hier begreifen einfach nicht, wie gut sie es haben, dachte er, während er am Computer die Tagesbeiträge sichtete. Ein gewisses Maß an Feuer und Enthusiasmus musste man nach dem langen Pfingstwochenende doch erwarten können, aber hier herrschte nur Apathie. Nicht genug damit, dass es den Reportern bei der Besprechung an diesem tristen Dienstagmorgen an eigenen Ideen gefehlt hatte, sie quengelten auch wegen der Aufgaben, die ihnen zugeteilt wurden.

Max Grenfors hatte die Fünfzig knapp überschritten, was man ihm jedoch nicht ansah. Sein inzwischen grau meliertes Haar ließ er regelmäßig bei einem der besten Friseure der Stadt dunkel nachfärben. Seinen Körper hielt er durch lange, einsame Schichten im hauseigenen Fitnessstudio in Form. Mittags zog er Hüttenkäse oder Joghurt vor dem Computer den fetten Gerichten in der lauten Kantine mit seinen lärmenden Kollegen vor. Max Grenfors fand, den meisten Reportern fehle es an Geist und Tatkraft, die er besessen hatte, ehe er schließlich im Redakteurssessel gelandet war.

Als leitender Redakteur konnte er die Inhalte der Sendungen festlegen, er konnte entscheiden, welche Beiträge gemacht wurden und wie lang sie ausfallen sollten. Er mischte sich gern in die jeweilige Gestaltung ein, was oft zu Verärgerung unter den Reportern führte. Das störte ihn nicht weiter, wenn er nur das letzte Wort behielt.

Vielleicht lag es an dem langen Winter und dem feuchten, windigen Frühling, mit einer Kälte, die offenbar nicht enden wollte, dass die Müdigkeit wie eine klamme Wolldecke über der Redaktion lag. Die ersehnte Sommerwärme schien noch in ferner Zukunft zu liegen.

Grenfors markierte die Reportagen, die gesendet werden sollten, und stellte eine Reihenfolge her. Das Hauptthema des Tages war die finanzielle Notlage des Universitätskrankenhauses von Uppsala, gefolgt vom Streik in Österåker, dem nächtlichen Schusswechsel in Södertälje und der Katze Elsa, die von zwei zwölfjährigen Jungen vor dem sicheren Tod auf einer Sperrmüllhalle in Alby gerettet worden war. Echter human touch, dachte der Redakteur befriedigt und vergaß darüber für eine Weile seine Unzufriedenheit. Kindliche Helden und Tiere sprechen das Publikum immer an.

Aus dem Augenwinkel registrierte er, dass der Nachrichtensprecher die Redaktion betrat. Es war Zeit, die Themen durchzugehen und für die übliche Diskussion der Frage, welcher Studiogast für diesen Abend eingeladen werden sollte.

Eine Diskussion, die sich, je nach Stimmungslage, zu einem heftigen Disput oder zu einem wunderbaren, anregenden Gespräch entwickeln konnte.

Den du nicht siehst - Ein Schweden-Krimi

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