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Xavier

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»Ihr wollt doch, dass wir euch helfen«, flüstert eine tiefe Stimme in mein Ohr und ich erzittere vor Wut. »Ich will, dass auch du bettelst. Ein paar Worte von dir und die Probleme gehören der Vergangenheit an.« Daraufhin folgt ein höhnisches Lachen. Es geht mir durch und durch, weil ich weiß, dass er all das wirklich kann, was er anbietet. Er wird sein Versprechen halten, doch zu welchem Preis? Ich sollte mich nicht auf ihn einlassen, darf ihm nicht vertrauen. Doch die bittere Wahrheit ist, dass ich keine Wahl habe. Die hatte ich nie. Manchmal habe ich das Gefühl, alles, was ich machen soll, ist vorherbestimmt. Das beschissene Schicksal erlaubt sich einen üblen Scherz mit mir, weil es in mir einen Jungen gefunden hat, mit dem es all seine derben Fantasien ausleben kann. Es treibt seine perversen Spielchen mit mir, versucht, mich zu brechen. Doch es hat die Rechnung ohne mich gemacht. Ich will nicht klein beigeben. Sie alle werden sich noch wundern, was in mir steckt. Mutig recke ich das Kinn nach oben und sehe dem Mann ins Gesicht, der gleichermaßen meine Rettung und mein Untergang sein wird.»Hilf uns«, flehe ich notgedrungen und seine Augen werden schlagartig kalt. Im Nu switcht er von lockend zu geschäftlich um und ich sehe, dass er mich genau dort hat, wo er mich haben wollte. Dann nickt er.»Betrachte es als erledigt. Aber du wirst deinen Teil dazu beitragen. Eines jedoch muss dir klar sein. Und sperr jetzt gut deine Lauscher auf, damit du niemals, wirklich niemals auf dumme Gedanken kommst. …«

Am nächsten Morgen schlage ich die Augen auf und muss erst einmal sortieren, wo ich bin. Ich bin dermaßen im Arsch, dass ich sie direkt noch mal schließe, als mir das Hotelzimmer wieder einfällt. Scheint so, als wäre ich nach Stunden dann doch irgendwann eingeschlafen.

Kalter Schweiß bedeckt meinen Körper, während gleißende Helligkeit mich blendet. Ich muss erst einmal meine Gedanken ordnen, wobei mir der Geruch von frischem Kaffee in die Nase dringt. Er vertreibt die wirren Traumsequenzen.

Kaffee?

Mit einem Satz bin ich hellwach und sehe Jocy bereits angezogen auf der Bettkante sitzen, in ihrer Hand einen Becher to go. Sie liest in einer Zeitung, schaut jetzt allerdings auf, als sie die Bewegung von mir wahrnimmt.

»Guten Morgen. Ich hoffe, du hast gut geschlafen?«, strahlt sie mich an. Sie ist unverkennbar ein Morgenmensch und damit das genaue Gegenteil von mir. Großartig! Kann ich jetzt nämlich so gar nicht gebrauchen! Ich muss erst mal den widerlichen Beigeschmack loswerden, den dieser Traum mal wieder hinterlassen hat.

»Geht so«, brumme ich gereizt und setze mich erst einmal auf.

»Ging mir genauso. Und da ich nicht mehr schlafen konnte, habe ich gedacht, ich besorge uns schon mal Kaffee. Du siehst aus, als könntest du ihn ebenso gut gebrauchen wie ich.« Mit ihrem Kopf nickt sie in die Richtung des Wohnzimmertischchens vor mir. Dort entdecke ich erst jetzt einen weiteren Becher. »Schwarz, wie immer«, erklärt sie und ich nicke dankbar, greife nach dem Gefäß und trinke direkt einen Schluck. Die Temperatur stimmt noch, daher nehme ich gleich mehrere. Das Hämmern in meinem Kopf wird stärker, also schließe ich noch mal kurz die Augen und reibe mir müde über die Lider sowie meine Nasenwurzel. Im Arsch trifft es nicht mal annähernd! Würde ich nicht in einem bescheuerten Hotelzimmer sitzen und müsste heute nach Hause fliegen, würde ich jetzt einfach wieder ins Bett kriechen. Zumindest für zwei oder drei Stunden und erst später zur Arbeit fahren. Am Wochenende sind ohnehin keine Termine, da wird normalerweise nur Bürokram erledigt und das kann ich auch drei Stunden später noch.

Leider bin ich weder zuhause, noch steht mir ein Bett zur Verfügung, das ich nutzen könnte. Stattdessen piept mein Handy und vibriert auf der Tischplatte. Es zeigt mir eine eingehende Nachricht an und als ich sie öffne, lese ich nur die ersten Wörter: nächste Lieferung 23:00 Uhr.

War meine Laune eben schon schlecht, ist sie nun auf dem Tiefpunkt angekommen. Angepisst feuere ich das Smartphone auf den Tisch zurück und stelle den Kaffeebecher daneben ab. Zumindest bin ich jetzt wach.

»Alles in Ordnung?«, fragt Jocy interessiert. Nein, nichts ist in Ordnung! Und ich hätte Lust, ihr das ins Gesicht zu schreien. Da sie jedoch nichts für meine Scheiße kann - gut, für meine schlaflose Nacht ist sie schon verantwortlich, was sie aber nicht weiß – brumme ich nur tonlos: »Alles bestens.« Anschließend stehe ich auf. Ihren glühenden Blick, der auf meinem nackten Oberkörper liegt, ignoriere ich und verschwinde erst einmal im Bad. Ich brauche jetzt dringend eine kalte Dusche zum Runterkommen!

***

Als ich wieder aus dem Bad komme, telefoniert Jocy. Hängt sie etwa schon wieder am Handy? Ich glaube, diese Frau ist wirklich noch schlimmer als ich. Ein wenig bin ich davon genervt, weil ich es echt unverschämt finde.

»Nein, ich bin noch bei Rachel.« …

Interessiert schaue ich auf. Rachel?»Weiß ich noch nicht. Ich schreibe dir, wenn ich zu Hause bin, okay?« … »Musst du nicht. Ich nehme mir ein Taxi.« … »Hör schon auf. Ich komme klar, okay?« … »Hast du nicht noch eine Freundin, der du auf den Keks gehen kannst?« … »Ich liebe dich auch. Bis später, Bruderherz.«

Ihr Bruder also, soso. Scheint ein einnehmendes Wesen zu haben, der Gute. So sehr, dass sie ihn sogar anlügen muss? Ob das gestern auch er war, den ich für ihren Freund gehalten habe? Ist sie nun vergeben oder nicht?

Meine Fresse, was geht es mich an?!

Während Jocy noch am Fenster steht und auf ihr Handy starrt, greife ich angepisst nach frischen Klamotten. Anschließend reiße ich mir das Handtuch von den Hüften, wobei ich die Badezimmertür leise wieder hinter mir schließe. Ich sollte mich wirklich aus den Angelegenheiten anderer raushalten und zur Abwechslung mal mein eigenes Leben auf die Reihe bekommen, bevor ich mich gleich wieder in die nächste Scheiße stürze!

Notiz an mich: Nachher noch für meine Mutter einkaufen gehen. Darüber sollte ich mir Gedanken machen. Was ich ihr zu den üblichen Lebensmitteln, die sie so benötigt, noch mitbringe. Nicht, um irgendwelche Lügen, die Jocy ihrem Bruder auftischt.

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