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Xavier

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Vollkommen fertig schlage ich die Tür zu meinem Appartement hinter mir zu, als ich von der Kanzlei heimkomme. Die Übergabe dort lief reibungslos und ich frage mich, wie lange der Scheiß wohl gut gehen wird. Das ist verdammt noch mal keine Dauerlösung! Ich muss mir echt was einfallen lassen, wie ich den MC davon überzeugen kann, sich einen anderen Lagerplatz zu suchen. Aber ich weiß ja: Wenn Ice sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat …

Ich werfe meinen Schlüssel auf die Küchenablage und weiß jetzt schon, dass ich ihn morgen früh wieder suchen werde. Aber das ist mir momentan total egal. Alles, was ich im Augenblick brauche, ist ein starker Drink.

Ich streife meine Schuhe ab, knöpfe das Hemd auf und ziehe es aus. Im Anschluss fliegt es über die Lehne der Couch, wo es Sally, meine Haushälterin, morgen einsammeln wird, wenn ich auf der Arbeit bin. Anschließend laufe ich auf die Hausbar zu, ziehe eine Flasche Scotch heraus und greife nach einem Glas. Beinahe bis zum Rand fülle ich es auf, stelle die Flasche zurück und lasse mich dann auf die Couch fallen. Ich nehme einige große Schlucke und leere das Glas bis zur Hälfte, bevor mein Blick auf die Wohnzimmerwand fällt. Mehrere Fotos mit Personen drauf, prangen mir gegenüber. Meine Familie. Diese Wand ist beinahe alles, was ich noch habe.

Ein Foto davon verachte ich zutiefst, eines weckt Wehmut in mir und bei einem dreht sich mir regelmäßig der Magen um. Nämlich dann, wenn ich zulasse, dass mich die strahlend blauen Augen darauf anstarren. Vorwurfsvoll, beschwichtigend, liebend, alles gleichzeitig. Sie sind ein Mahnmal für mich und hängen dort nicht ohne Grund, denn sie sollen mich immer daran erinnern, woher ich komme und welche Scheiße ich auszubaden habe. Und sie sorgen dafür, dass ich niemals vergesse!

Eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind allesamt mehrere Jahre alt. Es gibt kein aktuelles Foto an dieser Wand und das ist besser so. Denn noch immer habe ich es nicht geschafft, mich aus diesem Sumpf zu befreien. Also starren mich alle diese Personen weiterhin an und ich starre zurück. Zumindest manchmal … wenn ich den Mut dazu aufbringe, ihnen ins Gesicht zu sehen.

Erneut nehme ich einen großen Schluck und wende meinen Blick ab, sehe nun auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit in dem edlen Kristallglas hinunter, während mich die Menschen auf den Fotos nicht aus den Augen lassen. Sie kennen mich, wissen, wer ich wirklich bin. Nach außen hin halte ich die perfekte Fassade aufrecht. Eine eigene Kanzlei, schicke Autos, eine sauteure Bude, doch mein Leben ist eine einzige Farce. Sie wissen es und ich auch. Denn alles, was ich kann, ist, Scheiße bauen und mich besaufen!

Müde streiche ich mir mit dem Handrücken über die Stirn. Der Alkohol macht meinen Zustand nicht besser, also trinke ich aus, stelle das Glas ab und stehe wenig später auf.

»Sieh mich gefälligst nicht so an!«, schleudere ich der Person mit den blauen Augen entgegen, wohlwissend, dass es sinnlos ist und ich Selbstgespräche führe. »Ich ertrage deinen beschissen vorwurfsvollen Blick nicht mehr«, maule ich.

Anschließend laufe ich ins Schlafzimmer, werfe die Tür hinter mir zu und lasse mich dann stumpf der Länge nach aufs Bett fallen. Ich bin sowas von erledigt.

***

Die Weihnachtswoche ist angebrochen. Draußen drehen alle vollkommen am Rad und besorgen die letzten Geschenke, während bei uns die eiligen Aufträge eingehen, genauso wie jedes Jahr. Jeder will seinen Fall am besten noch vor den Feiertagen geklärt haben, damit sie alle ohne Sorgen mit ihren Familien feiern können. Zu blöd, dass wir die Meisten dahingehend enttäuschen müssen. Ich kann es verstehen, dass sie dies alles schnell erledigt wissen wollen, doch die Mühlen der Justiz mahlen nun einmal ziemlich langsam, was wiederum gut für uns ist.

Jocy versuche ich bestmöglich aus dem Weg zu gehen, weil ich einfach keine Ahnung habe, wie ich mit unserer Situation umgehen soll. Vor ihr und den Kollegen mime ich den Harten, vielleicht behandele ich sie sogar strenger als die anderen. Ich kann nicht verhindern, dass meine Art ein wenig von oben herab rüberkommt, doch es scheint sie nicht zu stören. Zumindest lässt sie es sich ebenso wenig anmerken wie ich. Ist das nun gut oder schlecht? Und warum ist das überhaupt wichtig?

Weil mir ihr Arsch immer noch gefällt!

Ich stütze den Kopf auf meine Hände und stöhne leise auf, als ich an ihre heiße Figur und ihre nasse Mitte denken muss. Sofort wird mein Schwanz hart in der Hose und ich rutsche auf eine Arschbacke, um mich bequemer hinsetzen zu können. Immerhin, unter dem Konferenztisch sieht meine Latte niemand.

»Xavier?«

»Mhmm?«

»Wolltest du etwas sagen?«, fordert mich mein Partner Pete auf, der mitten in einem Vortrag steckt. Mein Stöhnen ist ihm offenbar nicht verborgen geblieben.

Der Beamer brummt vor sich hin und wirft eine Aufstellung an die Wand, welche diensthabenden Richter über die Feiertage im Notfall erreichbar sein werden. Und tatsächlich wird es mir bei einigen Namen schlecht, besonders eine Richterin ist grundsätzlich auf jener Seite, die ich nicht vertrete, was wohl daran liegt, dass sie ihre Beine auch schon mal für mich gespreizt hat. Eigentlich kann sie sich über den Sex nicht beschweren, sie fand es aber wohl weniger lustig, dass ich sie im Anschluss einfach mit der Rechnung im Hotelzimmer habe sitzen lassen, weil ich es eilig hatte. Tja. Shit happens. Die Quittung bekomme ich jetzt. Ich kann nur hoffen, dass ich während der Feiertage keine Berührungspunkte mit ihr haben werde.

»Nein, nicht wirklich. Aber die Namen«, antworte ich vielsagend und Pete versteht sofort, verkneift sich jedoch jeglichen Kommentar. Sein Blick sagt mir, dass er sehr wohl kapiert und dass auch er der Meinung ist, dass ich selbst daran schuld bin. Recht hat er. Leider.

Als er mit seinem Vortrag fortfährt, halte ich die Hand vor den Mund, denn grinsen muss ich trotzdem. Es war geil und ja, ich kann die Scheiße mit den Frauen einfach nicht lassen. Aber den Ärger ist es wert!

***

Ich bin vollkommen in einen Gesetzestext vertieft und mache mir Notizen, als es an der Tür klopft. Es ist ein leises Klopfen, somit weiß ich, dass es definitiv weder meine Assistentin noch einer meiner Partner sein kann. Daher sehe ich noch nicht einmal auf, als jemand den Raum betritt. Und als ich schlanke Beine in schwarzen Pumps sehe, bei denen ich erahnen kann, zu wem sie gehören, möchte ich das auch gar nicht. Daher tue ich so, als hätte ich keine Zeit. Auch als Jocy sich räuspert, ignoriere ich sie. Sie kann ruhig merken, wo sie steht und dass sich meine Welt sicher nicht nur um sie dreht, nur, weil wir Sex hatten. Je schneller sie das kapiert, desto eher habe ich das Kletten-Ding auch mit ihr durch. Schließlich war die Absprache eindeutig.

»Xavier, ich habe hier die Unterlagen zum Fall Remington.«

»Mhmm.«

»Sie sind eben eingegangen. Miss Remington bittet heute noch um Rückmeldung dazu.«

»Leg sie dort drüben hin.« Ich deute auf die linke Ecke meines Schreibtisches, halte die Augen trotzdem auf das Gesetzbuch gesenkt. Die Unterlagen kann ich mir auch gleich noch ansehen.

»Okay.« Beinahe lautlos legt sie die Akte auf die genannte Stelle, bleibt dann jedoch noch mal vor mir stehen. Da sie sich nicht rührt, sehe ich nun doch etwas genervt auf.

»Ist noch irgendetwas?« Mein abschätziger Blick trifft auf ihren verunsicherten und ich versuche dabei, meine ganze Härte auf sie einprasseln zu lassen. Es scheint zu funktionieren, denn ich sehe, wie sich ihr kleiner Kehlkopf bewegt, als sie schluckt. Ihre Augen weiten sich ein winziges Stück und sie tritt einen Schritt zurück. Während sie sich etwas entfernt, keimt in mir jedoch das Verlangen auf, sie zurückzuhalten. Meine Augen saugen sich an ihrem Hals fest, ich erinnere mich daran, wie gut sie gerochen hat und wie weich ihre Haut war.

Jetzt bloß nicht einknicken!, ermahne ich mich innerlich streng und tue alles, damit meine Fassade nicht kippt. Zumindest lange genug, bis sie das Weite sucht. Warum habe ich sie überhaupt angesehen!?

Jocy schüttelt schnell den Kopf, dann dreht sie sich um, fasst sich an die Stirn und verlässt beinahe fluchtartig mein Büro. Okay, hat offenbar funktioniert.

Als die Tür ins Schloss fällt, atme ich erleichtert aus und stelle fest, dass ich die Luft angehalten habe. Warum nur macht mich dieses Weib so konfus? Ich hoffe wirklich, sie ist bald wieder weg, damit Normalität in mein Gefühlsleben zurückkehrt. Sonst werde ich mir überlegen müssen, erst einmal von Zuhause aus zu arbeiten. Wobei die Vorstellung nicht gerade verlockend ist, Telefonate mit Mandanten führen zu müssen, während Sally mit dem Staubsauger um meinen Bürostuhl herumgeistert. Sie ist zuverlässig und gründlich, aber bei solchen Situationen fehlt ihr eindeutig das nötige Feingefühl. Ob sie es nicht sehen will oder sich schlichtweg weigert, weil ich ihr keine Überstunden bezahle, weiß ich nicht. Aber es ist auch unwichtig. Sie macht ihren Job, ich mache meinen.

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