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Xavier

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Verdammte Scheiße, sind die komplett irre? »No way! So läuft das nicht!« »Es wird so laufen, Xavier.« Seine Stimme ist absolut ruhig und allein für diese Gelassenheit, könnte ich ihm stumpf in die Fresse schlagen. »Du hast sie doch nicht mehr alle!« Die Ader an meinem Hals tritt gefährlich unter der Haut hervor und mein Kopf wird krebsrot vor Wut. Ich sehe es in der verspiegelten Glaswand gegenüber, neben der sich die Tür zu meinem Büro befindet.

»Xavier, denk doch mal nach. Das ist genial. Genialer geht´s gar nicht. Niemand würde vermuten, dass wir deine Kanzlei als Umschlagplatz verwenden. Bei euch Saubermännern würden die Bullen nie suchen«, probiert Paul zu beschwichtigen. Wir kennen uns seit Jahren, weil ich ihn laufend irgendwo raushauen muss. Paul Wilson hat ein echtes Händchen für Probleme. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

Er versucht öfter mal zwischen mir und Ice zu vermitteln und es wundert mich, dass Ice ihn als Prospect überhaupt gewähren lässt. Muss daran liegen, dass er einen Draht zu mir hat. Doch jetzt entweicht mir nur ein freudloses Schnauben. Saubermänner, ja klar …»Halt dich da gefälligst raus und fall mir nicht auch noch in den Rücken«, fahre ich ihn angriffslustig an. Beschwichtigend hebt er daraufhin die Hände und lehnt sich wieder in seinem Stuhl zurück. Paul verfolgt weiterhin aufmerksam, wie ich aufgeregt im Raum hin und her tigere, überlässt das Wort jedoch wieder seinem Boss.

»Nun stell dich nicht so an. Wird schon schiefgehen.«

»Ich soll mich nicht so anstellen? Du hältst ja auch nicht den Arsch dafür hin.« Meine Stimme überschlägt sich beinahe, während ich immer lauter werde. »Wenn das hier auffliegt, machen die mir die ganze Kanzlei dicht!«

»Wenn du dich nur halb so hysterisch aufführen würdest, damit es nicht das ganze Gebäude mitbekommt, kann gar nichts passieren.«

»Ja klar, du hast leicht reden. Warum ausgerechnet hier?«

»Darum!«

»Warum hier?«»Weil es genial ist«, schaltet sich nun Paul wieder ein und ich bringe ihn mit einem strengen Blick erneut zum Schweigen. »Ist mir scheißegal, ob ihr das genial findet. Ihr werdet den Kram nicht in meiner Kanzlei bunkern! Seid ihr geisteskrank!?«

»Xavier, ich diskutiere nicht, also finde dich jetzt gefälligst damit ab!«

»Warum macht ihr die Scheiße nicht bei euch im MC?«

Jetzt seufzt Ice. »Informationen.«

»Willst du mich verarschen? Informationen? Was bitte soll ich damit anfangen? Du hast vor, meine Kanzlei für deine Zwecke zu nutzen, also sag mir jetzt verfickt noch mal, was der Grund dafür ist!« Ich bin außer mir, der Kerl ist doch wahnsinnig. Gut, dass weiß man auch so. Allein, wenn man ihm ins Gesicht schaut, sieht man alles, was man wissen muss. Trotzdem. Ich kenne den Pres des MC schon verdammt lange, habe ihn oft genug aus der Scheiße gezogen, aber das hier setzt dem Ganzen die Krone auf. »Mein Spitzel bei der Polizei hat mir gesteckt, dass der MC beschattet werden soll.« »Dein Spitzel bei der Polizei?« »Ach Gott, Xavier. Du weißt doch wie es läuft. Ein paar Scheine hier, ein paar dort und die nötigen Informationen wechseln den Besitzer. Muss ich dir doch wohl nicht erklären. Fakt ist, mir ist das momentan zu heiß, den Kram im MC zu lassen. Und du wirst mir helfen, dieses Problem zu lösen.« »Weshalb sollte ich das tun? Ich will mit eurer Scheiße nichts zu tun haben!« »Du hängst bereits mit drin, das weißt du ebenso gut wie ich.« »Nicht damit.« Ich stütze mich auf einer der Stuhllehnen ab und sehe ihn an. Mir ist das bitterer Ernst. Ice glaubt doch wohl selbst nicht, dass ich mit dieser Sache einverstanden bin! Doch mit ihm ist genauso wenig zu spaßen und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat … Ice hält meinem Blick stand. Wir starren uns locker zwei Minuten an und keiner von uns gibt nach, während seine Männer auf ihren Stühlen immer tiefer rutschen, fechten wir einen wortlosen Kampf aus. Doch auf einmal ändert sich die Situation, denn Ice lehnt sich entspannt zurück. »Heywater Inc«, ist alles, was er sagt. Mehr muss er auch nicht sagen und die Sache ist entschieden.

Augenblicklich knicke ich ein. Dem habe ich nichts entgegenzusetzen. Rein gar nichts. Das ganze Karussell wird uns zermalmen, wenn wir nicht mitspielen und das wissen wir beide. Dennoch, das kann er nicht ernst meinen.

»Raus! Alle, bis auf Ice.« Stumm sehen mich die Biker an, doch keiner rührt sich. »Wird’s bald!?«, setze ich nach. Doch erst als Ice einen Wink mit seiner Hand vollführt, steht einer nach dem anderen auf und läuft gemächlich aus dem Raum. »Tür zu!«, brülle ich ihnen hinterher und tatsächlich greift der letzte Kerl nach dem Türgriff und zieht diese hinter sich ins Schloss. Ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass überhaupt einer von ihnen auf mich hören würde. Gedanklich sah ich mich bereits selbst zur Tür gehen, um sie zu schließen.

»Und jetzt mal unter uns. Wer von deinen Idioten hat dir so dermaßen ins Hirn geschissen, dass du auf so einen Bullshit kommst? Wessen Scheißidee war das? Hast du sie noch alle beisammen?« Meine Nasenflügel blähen sich auf und ich muss mich beherrschen, dass ich nicht gleich auf ihn losgehe. Stumm balle ich die Hände zu Fäusten, während ich sie auf der Tischplatte vor mir abstütze.

»Xavier, Xavier, Xavier …« Der Pres schnalzt missbilligend mit der Zunge und sieht mich anschließend abschätzig an. Das soll mir wohl sagen, was er von meinem derzeitigen Aufstand hält. Nämlich gar nichts. Doch er ist der Boss des MC, nicht meiner. »Was soll das? Mhmm? Man könnte meinen, es ginge um dein Leben.« Daraufhin zieht er desinteressiert sein riesiges Messer hervor, welches er immer am Körper trägt und beginnt, sich mit der Klinge den imaginären Dreck unter den Fingernägeln herauszukratzen. Skeptisch sehe ich ihm dabei zu, lasse mich jedoch nicht beirren. Ice ist ein Psycho, ja, aber er braucht mich. Er würde es nicht wagen, mir auf diese Weise zu drohen.

»Es geht um mein Leben. Um meine Existenz. Um alles!« Nun richtet er sich auf dem Stuhl auf und deutet mit der Messerspitze auf mich, während er mich mit seinem Blick fixiert. »Nein, das tut es nicht. Nur wenn du nicht mitspielst, erst dann geht es um alles. Stell dich nicht dümmer als du bist. Wir beide wissen, wie der Hase läuft. Also bestimme ich und du folgst, mein Lieber.« »Einen Scheiß werde ich! Das kannst du nicht von mir verlangen.« »Ich kann, und ich werde. Jetzt tu nicht so, als hättest du eine Wahl.« Ice setzt sich wieder bequemer hin, dann schnaubt er, während er kurz aus dem Fenster blickt. »Haben wir beide nicht.« »Bieg das anderweitig gerade.« »Kann ich nicht.« »Seit wann? Es springt doch jeder, wenn du etwas forderst.« »Nicht in dieser Sache. Du solltest es besser wissen.« Natürlich weiß ich es. Ice ist ebenso ausführendes Organ wie ich. Mit dem Unterschied, dass er damit Kohle macht. »Das darf doch alles nicht wahr sein!«

Frustriert raufe ich mir die Haare und drehe mich im Raum um. Ich denke nach. Leider will mir partout keine Lösung für dieses Problem einfallen. Daher lasse ich mich schließlich Ice gegenüber auf einen Stuhl fallen, recke den Kopf nach oben und starre ratlos an die Decke, während ich in meinem sauteuren Anzug auf dem Polster in mir zusammensacke. Gott, wie sehr ich diesen Dreck hasse! Und genau in dem Moment wird mir klar, dass es zwecklos ist. Ich werde mich fügen müssen. Ob mir das nun passt oder nicht. Und so krank diese Idee auch ist, die Jungs haben Recht. Hier wird den Stoff vermutlich niemand suchen.

War mein Leben bisher ein Drahtseilakt, wandele ich zukünftig auf Messers Schneide. Wenn das rauskommt, bin ich am Arsch. Sollte auch nur der leiseste Verdacht aufkommen, dass ich in illegale Geschäfte verwickelt bin, stellen die mir die Bude auf den Kopf. Dann darf ich mir die Zellen der U-Haft zukünftig von innen ansehen. Großartige Perspektive. Einfach großartig!

»Ab wann?«, seufze ich resigniert.

»Sofort«, brummt Ice und sieht mich an. »Die erste Lieferung kommt heute Abend.«

Entgeistert sehe ich ihn an und glaube, mich gerade verhört zu haben.

»Wie lange weißt du schon davon?«, zische ich stinkwütend.

»Tut nichts zur Sache«, wiegelt er ab. »Und wenn ich dir einen guten Rat geben darf: Je eher du dich damit abfindest, desto einfacher wird es. Ob diese Sache zu einem Spaziergang wird oder nicht, liegt allein bei dir.«

Ich schnaube. Was anderes fällt mir dazu absolut nicht ein. Als würde es etwas ändern, ob ich mich füge oder nicht. Wenn das stimmt, was dieser Informant Ice zugetragen hat, kann es Monate dauern, bis die Polizei die Beschattung wieder aufhebt. Es kommt ganz darauf an, wie viel sie finden werden. Und beim MC gibt es einiges zu finden. Die sind stadtbekannt, mehr muss ich sicher nicht erwähnen.

»Seht zumindest zu, dass ihr erst nach Feierabend kommt. Und die Türen der Büros bleiben zu! Wenn ich auch nur einen von euch darin erwische, könnt ihr euch einen anderen Umschlagplatz suchen. Verstanden? Ihr bekommt ausschließlich den Meetingraum drei. Ist das klar?«

»Glasklar!«

Ice nickt, woraufhin ich ihm lange in die Augen sehe. Problemlos hält er meinem Blick erneut stand. Nach ein paar Sekunden stehe ich auf, laufe zu meinem Schreibtisch und ziehe die Schublade auf. Ich krame unter dem üppigen Bündel Geldscheine, welches ich zur Sicherheit immer hier gelagert habe, den Ersatzschlüssel hervor. Im Anschluss gehe ich zurück zum Tisch und knalle den Schlüssel mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Wehe, du verlierst ihn. Und wehe, ich sehe einen von euch in der Nähe der Kanzlei, bevor abends nicht jeder aus diesen Räumen verschwunden ist.«

Wieder nickt er.

»Und steck endlich dieses bescheuerte Messer weg! Du machst mich noch ganz nervös mit dem Teil, Herrgott noch mal.« Der Pres grinst mich nur höhnisch an. Anschließend steht er auf, greift nach dem Schlüssel und lässt ihn in seiner Tasche verschwinden. Das Messer verstaut er ebenso an seinem angestammten Platz am Körper, wodurch mir gleich deutlich wohler wird. Irre ist gar kein Ausdruck für diesen Kerl. Danach verlässt er kommentarlos mein Büro.

Klasse! Ich scheine den Dreck wirklich magisch anzuziehen.

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