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1. VORWORT

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Es muss mal gesagt werden: ein Lob an alle Tagebuchschreiber und Notizenaufbewahrer! Auch wenn's jetzt wegen des Eigenlobs stinkt, aber ohne Tagebuchnotizen, ohne aufbewahrte Briefe und Manuskripte von Reiseberichten für Zeitungen, hätte ich die folgenden Seiten nicht schreiben können. Zum Glück funktioniert auch noch die alte Festplatte im Kopf recht gut, so dass du, liebe Leserin, lieber Leser, jetzt mitkommen kannst auf eine abenteuerliche, über neun Monate dauernde und 30.000 Kilometer lange Reise durch den amerikanischen Kontinent. Von Kanada, über die USA nach Mexiko und Mittelamerika bis runter zum Panamakanal. Auf eine Reise in einem klapprigen VW-Bulli, und mit einer süßen jungen Frau, die mir bis heute als Lebenspartnerin treu zur Seite steht.

Was mir beim Schreiben auffiel war, dass, wenn man mit reichlich zeitlichem Abstand so ein Reisetagebuch ins Reine bringt, einem immer wieder so genannte Erkenntnisse in den Nacken springen.

Erkenntnisse, die man zwangsläufig erst jetzt im reiferen Alter machen kann. Einfach weil man die Geschehnisse vieler Jahre erlebt und überlebt hat, was natürlich kein großes Verdienst ist. Allerdings finde ich erwähnenswert, dass man bei so einem Unterfangen ab und zu gezwungen ist, sich selbst, oder seine Umwelt, nachträglich in Frage zu stellen. Schließlich liegen zwischen dem abenteuerhungrigen jungen Kerl von damals und dem heutigen Schreiber ein halbes Jahrhundert. In dieser Zeit haben sich Weltanschauungen und Zeitgeist immer wieder geändert. Oder sie festigten sich - manchmal unbemerkt. Besonders auffallend ist, wie sich das Antlitz der Erde verändert hat. Das hört sich lyrisch an, ist aber manchmal brutal, erschreckend, oder sogar schwer zu ertragen.

Vor allem in Mexiko und Mittelamerika mussten wir rückblickend, und mit der Erfahrung späterer Reisen feststellen, dass Veränderungen nicht unbedingt Verbesserungen sind. Besonders krass empfanden wir in diesem Zusammenhang das Beispiel Cancún auf der Halbinsel Yucatán. Im Kapitel 7 (Karibisches Ende der Welt) im zweiten Teil dieses Reisetagebuchs verarbeite ich die Tatsache, wie aus einem idyllischen 100-Seelen-Fischerdorf eine Anlage für Zehntausende von Touristen und abhängige Dienstboten wurde.

Ich gebe zu, das klingt besserwisserisch, und nach Opa, für den früher sowieso immer alles besser war. Trotzdem hoffe ich, dass ich kritisch genug geblieben bin und kein im Rückblick erstarrter Nostalgiker.

Ja, früher war schon manches besser: es lebten nur 3,5 Milliarden Menschen auf der Erde; es gab kein Aids; kein Ebola; Malariamittel und Antibiotika wirkten noch bestens; Massentourismus und Islamismus waren noch keine Bedrohungen; der Sprit war billiger; weder im Auto noch im Alltag kontrollierte und bestimmte Elektronik unseren nächsten Schritt; und kein Smartphone verfolgte einen bis ans Ende der Welt, wo man dann allerdings auch in Ruhe vor die Hunde gehen durfte ohne jemals, nicht einmal von YouTube oder der NSA, gefunden zu werden.

Und - einverstanden - vieles ist heute besser: von der Kommunikation bis zum weltoffeneren Zeitgeist bei vielen Mitmenschen; von den Mitteln gegen Krebs oder den preiswerten Reisemöglichkeiten für jedermann bis zur hilfreichen Elektronik im Alltag und den unendlichen Möglichkeiten sein Wissen zu erweitern.

So hoffe ich, dass du lieber Leser dir dein eigenes Bild vom Drumherum bei so einer Individualreise machen kannst. Wir waren seinerzeit nicht viel anders gestrickt als die jungen Menschen heute. Wir wollten ein individuell bestimmtes Leben führen, wir waren neugierig und offen für neue Gedanken, Empfindungen und Erfahrungen. Wir waren abenteuerhungrig. Vielleicht waren wir unbelasteter mit den negativen Erfahrungen unserer heutigen Gesellschaft, die sich einer zunehmenden alltäglichen Brutalisierung entgegenstellen muss. Wahrscheinlich waren wir einfach blauäugiger in unserer Abenteuerlust, vermutlich sogar draufgängerischer und dümmer.

Aber wer damals die Chance ergriffen hat, sich neugierig ins Unbekannte einer fremden Welt zu stürzen, konnte sein Leben um Erfahrungen bereichern, die heute auf diese Weise viel schwerer zu machen sind. Vielleicht gelingt es mir ja, etwas davon auf den folgenden Seiten zu vermitteln…


Wir waren jung, neugierig und offen für neue Gedanken…

Vor allem hat es etwas Vergnügliches, sogar Beruhigendes, mit einem Abstand von über einem halben Jahrhundert diese, unsere, Erlebnisse und Erfahrungen an unsere Tochter und Enkelinnen weiter zu geben.

VON KANADA NACH PANAMA - Teil 1

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