Читать книгу VON KANADA NACH PANAMA - Teil 1 - Mario Covi - Страница 4
2. EINE ART ANFANG
Оглавление"Mann! Was für ein Land! Da werde ich mir eines Tages ein Stück Land kaufen und ein Blockhaus bauen!"
"Du sagst es! Ich auch! Auf jeden Fall!"
So ähnlich mussten wir uns unterhalten haben, der Bordelektriker und ich, als wir an der Reling des Hamburger Frachters Geert Howaldt lehnten und fasziniert der im Dunst der Ferne entschwindenden Kulisse von Vancouver-Island nachschauten. Kanada! Was für ein Land! Mann!
Lang ist es her. Ich war Funker auf meinem ersten Schiff, 1962, 1963, in der weltweiten wilden Trampfahrt, die mich zunächst nach Südamerika brachte. Von Peru aus sollten wir dann nach Britisch Kolumbien.
"Wo is dat denn?", höre ich noch meine Kameraden - und mich selbst - fragen. Ja, wir jungen Seeleute waren in Sachen Allgemeinbildung und Lebenserfahrung noch im Aufbau begriffen, auch – trotz des Berufes - in geografischer Hinsicht! Mal eben mit dem Smartphone B.C. googeln und dann den schlauen Max machen? Nee, das lag noch in ebenso weiter Ferne wie heute dieser Rückblick...
Wir hatten dann auf zwei langen Seereisen jeweils schätzungsweise 10.000 Tonnen Schnittholz in kleinen malerischen Häfen rund um Vancouver-Island, und auch in Vancouver selbst geladen. Die Holzverladung war eine noch eher gemütliche Angelegenheit. Wir lagen mehrere Tage bis zu einer Woche in den Häfen und hatten die Chance, Land und Leute, wenigstens oberflächlich, kennen zu lernen.
So kam es, dass mich Kanada von Anfang an - ich fuhr ja gerade erst seit einigen Monaten zur See - in seinen Bann gezogen und bis heute nicht mehr losgelassen hatte. Diese abgeschiedenen Verladeplätze, wie beispielsweise Tahsis, wo man nur übers Wasser oder per Wasserflugzeug hin gelangte, waren für uns junges Seemannsvolk Abenteuer pur. Die umwerfende Kulisse der kanadischen Pazifikküste, die Weite, die Stille der Regenwälder, richtiger Urwälder voll gigantischer Bäume! Keinem von uns - und kaum jemandem sonst - kam damals die Idee, dass da bereits ein heftiger Raubbau an den Ressourcen eines großartigen Landes stattfand. Natur gab es angeblich in schier unermesslichem Überfluss! Heute hat der Ort rund 560 Einwohner und ist über eine ziemlich abenteuerliche Schotterpiste erreichbar. Wen es interessiert: hier ein Internet-link, der über die grandiose Landschaft in diesem Teil Vancouver Islands informiert: www.tahsisbc.com
1962 lebten in Kanada etwa 18 bis 19 Millionen Menschen. Auf einer Fläche so groß wie Europa, von Portugal bis zum Ural! Das waren knapp 2 Menschen pro Quadratkilometer. Mann, alleine diese Zahl war doch schon eine Art Nervenkitzel in sich! Das war Einsamkeit, wilde Natur, Auf-sich-gestellt-Sein! Herausforderung an uns Kerle! Ja, ja, Karl May und Lederstrumpf lassen grüßen...
Heute liegt das alles über 50 Jahre zurück. Und? Was ist aus dem Blockhaus geworden? - Nun, zu einem echten Blockhaus hat es nicht ganz gereicht. Die Preise für Grundstück und Baumaterial sowie der steigende Dollarkurs brachten mich zurück auf den Boden der Tatsachen. Aber es reichte für ein uriges Holzhaus, das aussieht wie ein Blockhaus und dessen Behaglichkeit uns - meiner Frau, unserer Tochter und mir - seit über drei Jahrzehnten jeden Sommer zur zweiten Heimat geworden ist. Seit ein paar Jahren gehören auch unser Schwiegersohn und zwei quirlige Enkelinnen zur Stammbesatzung. Das Cottage liegt allerdings am ganz anderen Ende von Kanada, und zwar rund 4.500 km östlich von Vancouver Island an der Atlantikküste von Nova Scotia.
Wie es dazu kam, dass wir uns eine Sommer-Hütte im Osten Kanadas bauten, und wie das alles bis heute funktioniert, ist eine lange Geschichte für sich. Sie lohnt, erzählt zu werden. Also werde ich mich hoffentlich bald daran machen, ein kanadisches Hüttentagebuch ins Reine zu schreiben. Nach Möglichkeit auch mit Tipps und Tricks für interessierte Häuslebauer. Mit allerlei Geheimtipps und Informationen über den malerischen Osten Kanadas. Und über die benachbarten USA, natürlich, denn landschaftliche Schönheit macht nicht vor Ländergrenzen halt