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ОглавлениеAllgemeines über Quallen
Quallen gehören zum Stamm der Nesseltiere. Andere Stämme sind zum Beispiel die Mollusken, auch Weichtiere genannt und die Wirbeltiere. Große Nesseltiere, zum Beispiel jene der Klasse der Schirmquallen, haben keine Fressfeinde, so dass sie an der Spitze der Nahrungskette stehen.
Nesseltiere werden in fünf Klassen unterteilt:
1. Die Blumentiere (7500 Arten). Zu ihnen gehören die Seeanemonen und die Korallen. Sie kommen in diesem Buch nicht vor.
2. Die Stielquallen (50 Arten).
3. Die Würfelquallen (50 Arten).
4. Die Schirmquallen (200 Arten) mit den Ordnungen Kranzquallen, Fahnenquallen und Wurzelmundquallen.
5. Die Hydrozoen (3500 Arten).
Früher zählte man noch die Rippenquallen zum Stamm der Nesseltiere. Heute werden sie als eigener Stamm betrachtet, der mit den Nesseltieren wahrscheinlich nicht nah verwandt ist. Der alten Tradition folgend, werden sie in diesem Buch trotzdem so behandelt als wären sie Nesseltiere. Dieser Stamm sowie die oben aufgeführten Klassen 2., 3., 4. und 5. werden in diesem Buch beschrieben, nicht aber die Klasse 1, da sie schon in mehreren guten Büchern beschrieben worden ist.
Die wichtigste und namensgebende Eigenschaft der Nesseltiere ist der Besitz giftiger Nesseln, welche diese Tiere in Nesselkapseln erzeugen. Die Kapseln enthalten einen spiralförmig gewickelten Faden aus festem Material, der mit einem Druck von ca. 150 bar in das Opfer hineingestoßen wird. Die Nesseln dienen dem Beutefang und der Verteidigung. Im Allgemeinem werden die Nesselkapseln nach Gebrauch abgestoßen und durch neue Kapseln ersetzt.
Falls man gestochen wird, hilft eine drei- bis zehnprozentige Essiglösung oder auch eine Kreditkarte. Wozu diese? Um die noch vorhandenen und giftabgebenden Nesseln abzukratzen. Ein solcher Vorfall ist eine ernste Sache: Im Jahr 2006 hat das Rote Kreuz weltweit 19.000 Stiche behandelt. Allein auf den Philippinen sind in einem Jahr circa 40 Menschen an solchen Stichen gestorben.
Die Art Cassiopea xamachana steigert ihre Verteidigung noch. Wird sie angegriffen, produziert sie winzige Zellkugeln mit Nesselkapseln. Diese treiben im Wasser herum und schützen dadurch sogar die nähere Umgebung der Qualle.
Eine andere wichtige Eigenschaft der Nesseltiere ist die Bildung von zwei Lebensstadien: Medusen und Polypen.Die Polypen besitzen eine Fußscheibe und einen Stiel, der nach oben ragt, wo sie einen Mund und Fangtentakel haben. (rechts im Bild). Bei Medusen (links im Bild) sorgt ein Muskelring für ein rhythmisches Zusammenziehen eines Schirmes (oben) und damit für den Antrieb. Der Mund liegt bei Medusen unter dem Schirm.
Bei Polypen und Medusen dient der Mund der Aufnahme von Nahrung und der Entlassung der Ausscheidungen. Rund um den Mund ragen Tentakel mit Nesselkapseln hervor. In der Entwicklung wandeln sich die Polypen zu Medusen, indem sie wie ein Kleidungsstück umgestülpt werden. Die Größe von Quallen variiert stark zwischen einigen Millimetern bis zu dreißig Metern – letzteres aber nur im Medusen-Zustand.
In der obigen Abbildung werden die Teile der Meduse durch Ziffern genauer angegeben: 1. Außenhaut (ca. 1/50 mm) 2. Zellfreie, gallertartige, hauptsächlich aus Wasser bestehende Zwischenschicht 3. Magenwand 4. Magen 5. und 6. Innerer Transportkanal 7. Tentakel 8. Ringmuskulatur 9. und 10. Nervenringe 11. Fortpflanzungsorgane 12. Magenstiel 13. Mund/After 14. Obere Wasserumhüllung 15. Untere Wasserumhüllung.
Quallen leben weltweit in Meer- oder Süßwasser und ernähren sich unter anderem von Würmern, anderen Quallen und Fischen. Viele Arten beinhalten Algen, die mit ihnen symbiotisch leben: Die Algen betreiben Photosynthese und erzeugen somit Sauerstoff und Kohlenhydrate, wobei sie zugleich Kohlendioxid abbauen. Die Algen werden im Gegenzug von den Quallen geschützt.
Ökologische Probleme entstehen durch Überfischung, da dadurch die Quallen immer weniger natürliche Feinde besitzen und sich deshalb stark vermehren können. Hinzu kommt, dass Quallen über längere Zeit mit wenig Sauerstoff auskommen. Oft verstopfen sie zudem Fischernetze und erdrücken dort nützliche Fische.
Eine Form der Fortpflanzung erfolgt durch die Knospung an Polypen, die sogenannte Strobilation. So wird die scheibenweise Abschnürung von Polypen nach oben hin bezeichnet, bei der jede Scheibe zu einer Meduse wird (Metamorphose; siehe Bild oben). Die Medusen pflanzen sich geschlechtlich fort. Es gibt männliche und weibliche Medusen, es kommen aber auch Zwitter vor. Die Eier, die sich entweder im Wasser oder in der Meduse entwickeln, werden zu Larven, die sich als Polypen auf festem Substrat absetzen.
Fossilien hat man aus dem Proteozoikum gefunden. Die Funde sind ca. 550 Millionen Jahre alt und Quallen gehören somit zu den ersten Tieren unseres Planeten.
Neuere Funde aus China aus dem Neoproteozoikum sollen jene aus den USA sogar übertreffen: Sie sind zwischen 100 und 200 Millionen Jahre älter. Die Bildung von Fossilien ist möglich gewesen, da Polypen in manchen Fällen kalkhaltige Skelette ausbilden. Doch auch die Muskelringe haben in seltenen Fällen die Jahrmillionen überstanden.
Für diejenigen, die sich in Quallen verliebt haben, gibt es ein berühmtes Reiseziel: Der Tierpark Ocean Park in Hong Kong hat ein riesiges Aquarium, genannt Sea Jelly Spectacular mit circa 1000 Exemplaren. Ein anderes Reiseziel ist Jellyfish Lake in Palau, ein See in einer ostpazifischen Insel, in dem sich oft Schwärme von golden schimmernden Quallen der Gattung Mastigias tummeln.