Читать книгу Triathlon - Erfolg auf der Langdistanz - Mario Schmidt-Wendling - Страница 10
3.1Das Alphatier
ОглавлениеDas Alphatier ist fast ausschließlich männlichen Geschlechts und zwischen 35 und 55 Jahren alt und meistens im Beruf des Bankers, Juristen oder in geschäftsführender Position zu Hause tätig. Für das Alphatier gibt es in der Regel nur ein Tempo, nämlich Vollgas. Ruhezeiten, lockeres Training und Entlastungswochen passen nicht zu seiner Lebensauffassung. Erschreckend oft sind auch Ärzte in dieser Gruppe vertreten. Sie sind dabei oft sehr unreflektiert und haben zum Teil nur rudimentäre Vorstellungen bezüglich Leistungsphysiologie und Training per se.
Das Alphatier neigt dazu, aus jedem Training eine Art Wettkampf oder einen Vergleich der primären männlichen Geschlechtsorgane zu machen, denn wenn ein Training nicht schmerzhaft gewesen ist, dann ist es in den Augen des Alphatiers auch kein Training, sondern Zeitverschwendung.
Im Radtraining in einer Gruppe ist das Alphatier immer in vorderster Front zu sehen. Es toleriert nur schwerlich, wenn der neben ihm fahrende Athlet das Vorderrad auf gleicher Höhe hat. Das Alphatier ist der klassische „Vorderradstrecker“, muss sein Vorderrad immer einige Zentimeter vor dem seines Nachbarn positionieren.
Das Training des Alphatiers wird fast immer gemäß des Prinzips no Pain no Gain zu schnell absolviert. Durch das zu schnelle Trainingstempo entwickelt sich der Fettstoffwechsel meistens nicht optimal, die maximale Laktatbildungsrate (Vlamax) ist bei diesen Sportlern daher meist erhöht, was durch eine große Kohlenhydratmenge im Training und Wettkampf teilweise kompensiert wird.
Die Fehlentwicklung des Metabolismus (Stoffwechsel) führt dazu, dass die Wettkampfergebnisse auf der Langdistanz meist in Relation schlechter als auf der Mittel- oder Ironman 70.3®-Distanz sind. Als Resultat dieser schlechteren Ergebnisse wird fälschlicherweise abgeleitet, dass das Training zu lasch im Vorfeld gewesen sein muss.
Die Kommunikation des Alphatiers und die Dokumentation des Trainings im Tagebuch lässt oft sehr zu wünschen übrig. Kritik seitens des Trainers wird selten angenommen, Zuhören zählt nicht gerade zu den Stärken des Alphatiers, denn es lässt sich nur ungern Dinge vorschreiben. Die Trainingsplanerfüllung, wenn auch fast immer zu intensiv, liegt bei fast 100 % der Vorgabe.
Um ein noch halbwegs vernünftiges Trainingstempo zu erreichen, setze ich als Coach die Tempovorgaben bewusst niedriger an, da ich weiß, dass diese Vorgaben seitens des Alphatiers immer übererfüllt werden müssen.