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1.7 Ein bio-psycho-soziales Verständnis von Gesundheit, Krankheit und Sucht

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Vor dem Hintergrund eines Wandels im Krankheitspanorama wurde in den 1970er Jahren ein Perspektivwechsel von der bio-medizinischen Perspektive zur bio-psycho-sozialen Perspektive eingeläutet. Die Bedeutung der Infektionskrankheiten nahm durch die breite Verfügbarkeit von Antibiotika und durch verbesserte hygienische Bedingungen ab; hingegen gewannen die chronischen und chronisch-degenerativen Erkrankungen (z. B. Herz-Kreislaufstörungen) im Gesamtspektrum der Erkrankungen an Bedeutsamkeit, ebenso wie die psychischen Störungen, zu denen auch die Suchterkrankungen zählen. Das bio-medizinische Modell, das im Hintergrund der großen medizinischen Fortschritte des vergangenen Jahrhunderts stand (z. B. bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten) und einen weitgehend »moralfreien« und damit entlastenden Blick auf Erkrankungen und Erkrankte erlaubt hatte (s. o.), stand nun zunehmend in der Kritik (Pauls 2013: 98). Die Einwände zielten zum einen darauf, dass im Rahmen des bio-medizinischen Modells der erkrankte Mensch zum Erduldenden und Erleidenden passiviert wird und ihm Subjektivität, Gestaltungswille und -kraft abgesprochen werden. Zum anderen sind im bio-medizinischen Modell die biografischen und sozialen Komponenten aus Krankheitsentwicklung, Krankheitsgeschehen und Krankheitsbewältigung ausgeblendet, Krankheit wird »entpersonalisiert« und »entsozialisiert« (Pauls 2013: 96).

Der Psychiater Engel legte im Jahr 1977 (Engel 2012) ein bio-psycho-soziales Krankheitsmodell vor, das er neben den somatischen auch psycho-soziale Faktoren zur Erklärung von Erkrankungen heranzog. Damit wurde das Modell des Menschen als einer Art komplexen Maschine abgelöst von einem Modell des Menschen als einem körperlich-seelischen Wesen in seiner ökosozialen Lebenswelt. Die grundlegende Idee dieses Modells besteht darin, dass drei große Bedingungsgefüge von Krankheitsentwicklung existieren – biologisch-organisch, psychisch und sozial –, die in einem sich kontinuierlich ändernden Wechselverhältnis zueinanderstehen (Pauls 2013: 98f). Soziale Faktoren sind in diesem Modell als kausale Faktoren für die Krankheitsentwicklung bedeutsam. Eine grobe Adaptation dieses Modells findet sich in dem multifaktoriellen Modell zur Suchtentwicklung von Kielholz und Ladewig wieder ( Kap. 2), in dem die Ursachen einer Suchtentwicklung den drei großen Bedingungsfaktoren Mensch – Umwelt – Droge zugeordnet werden. Die Bedeutsamkeit sozialer Faktoren für Suchtentwicklung und Suchtbewältigung gilt mittlerweile als gut belegt ( Kap. 5; Kap. 6; Kap. 7).

Soziale Arbeit in der Suchthilfe

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