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Vorwort zu diesem Band

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Dieser Band verfolgt das Ziel, die theoretischen und empirischen Grundlagen sowie die Konzepte und Handlungsansätze der Sozialen Arbeit in der Suchthilfe zu vermitteln.

Dieses zunächst einfach zu beschreibende Anliegen zeigt sich auf den zweiten Blick als durchaus komplex und anspruchsvoll, denn Sucht ist nicht gleich Sucht und weitaus mehr als körperliche und psychische Abhängigkeit. Suchtgefährdung, Suchtentwicklung und Suchtbewältigung sind eng verwoben mit sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen und Problemlagen, die ihnen vorausgehen oder die in der Folge zutage treten und die die Lebenswelten der Menschen entscheidend prägen.

Hinzu kommt, dass bis heute süchtiges Verhalten moralischen Bewertungen unterliegt: Suchterkrankungen zählen zu den Merkmalen von Menschen, die starke soziale Missbilligung erfahren und oftmals gedeutet werden als Zeichen eines schwachen Charakters, als Ausdruck von Zügel- und Haltlosigkeit oder als mangelnde Willensstärke und Leistungsbereitschaft. Doch Sucht ist keine Entartung, sondern Risiko in einer schnelllebigen Gesellschaft, die ihren Mitgliedern immer härtere Anforderungen zumutet in Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit und auf ihre Fähigkeit, spannungsreiche Zustände auszuhalten.

Dementsprechend bietet sich den Akteuren in der Suchthilfe ein breites Spektrum an Themen, Aufgaben und Herausforderungen, die regelmäßig oder häufig mit dem Phänomen Sucht und dessen Bearbeitung verbunden sind. Dazu zählen beispielsweise die Zusammenhänge von sozialer Ungleichheit und Sucht, Migration und Sucht und von Geschlecht und Sucht, aber auch die besondere Situation der Angehörigen, denen jeweils in diesem Buch eigene Abschnitte gewidmet wurden. Diese Themenkomplexe werden jeweils zunächst theoretisch und empirisch fundiert, bevor die Frage nach den hier relevanten und adäquaten Praxisansätzen für die Soziale Arbeit gestellt wird. Dieser Systematik folgen fast alle Kapitel dieses Buches.

Die Suchthilfe in Deutschland ist ein über mehr als 100 Jahre gewachsenes Arbeitsfeld, das auch durch seine Multidisziplinarität geprägt ist. In der Suchthilfe engagieren sich neben der Sozialen Arbeit die Psychologie, verschiedene Fachgebiete der Medizin, Pädagogen und eine Vielzahl weiterer Berufe. Über alle Disziplinen hinweg herrscht heute ein allgemeiner Konsens darüber, dass es sich bei der Sucht um bio-psycho-soziales Geschehen handelt, das multidisziplinäre Antworten erfordert. Der Sozialen Arbeit – als Spezialistin für die sozialen und für Teile der psycho-sozialen Dimensionen des Krankheitsgeschehens – kommen damit bedeutsame Aufgaben für die Prävention und Bewältigung von Abhängigkeitserkrankungen zu, die im Konzert der beteiligten Professionen komplex zu erbringen sind. Mal braucht es soziale Hilfen vor einer Krankenbehandlung, mal sind diese nach einer Behandlung erforderlich, häufig ist ein zeitgleiches und abgestimmtes Miteinander der Professionen angezeigt.

Arbeitsfeldstudien zeigen durchgängig, dass die Soziale Arbeit in der Suchthilfe auf einem fachlich hohen Niveau wichtige und eigenständige Beiträge in der Prävention, Begleitung und Bewältigung von Suchterkrankungen erbringt. Trotzdem ist es der Sozialen Arbeit bislang noch nicht vollständig gelungen, sich entsprechend ihrer Bedeutsamkeit kompetent in dem Arbeitsfeld der Suchthilfe zu positionieren und die Rolle einer Kooperationspartnerin auf Augenhöhe mit den anderen im Feld vertretenen Professionen einzunehmen. Vor diesem Hintergrund versteht sich dieses Buch auch als ein Versuch, eine erste – und gewiss noch erweiterbare – Skizze eines eigenständigen transdisziplinären Wissenskorpus für die Soziale Arbeit in der Suchthilfe zu entwerfen. Dieses Buch verfolgt dementsprechend den Ansatz, im Spannungsbogen von Theorie/Empirie und Praxisansätzen diejenigen Wissensbestände zusammenzustellen, die für eine selbstbewusste, wissenschaftsbasierte Praxis der Sozialen Arbeit in der Suchthilfe hilfreich sein können.

Eine detaillierte Beschreibung des Aufbaus der Kapitel in diesem Band unterbleibt an dieser Stelle. Dieser ergibt sich aus dem Inhaltsverzeichnis und den jeweils einleitenden Worten vor jedem neuen Abschnitt, in dem die zentralen Themen und Diskussionspunkte der jeweiligen Kapitel zusammengefasst werden.

An dieser Stelle möchte ich meinem Partner und Lebensgefährten Anton Ritter meinen Dank aussprechen, der mir immer die Zeit und die Kraft gegeben hat, mich diesem Buchprojekt zu widmen.

Esslingen, im Juni 2020Marion Laging
Soziale Arbeit in der Suchthilfe

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