Читать книгу Circles of Fate (3). Schicksalskampf - Marion Meister - Страница 11

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Lita hatte einen Arm um Elaine gelegt und trug sie inzwischen mehr, als dass sie sie stützte. Ihre Verletzungen mussten schwerer sein, als Lita vermutet hatte. Denn die Oberste Weberin hörte nicht auf zu klagen, in einem nicht endenden Strom spuckte sie anklagende Worte aus.

»Ich habe zu lange gezögert. Dabei hatte ich die Schere schon in der Hand! Wie habe ich nur so schwach sein können? Hanna hätte sterben müssen!«, jammerte die alte Frau. »Und dann habe ich dich auch noch mitgenommen, obwohl Äon mich gewarnt hat. Und wieder war mein Herz zu schwach! Nur damit Hanna sich von dir verabschieden kann.«

Lita blieb stehen und fasste einen Entschluss: Es kostete sie eine Unmenge an Zeit, ihre Großmutter vorwärtszuschleppen. Dabei musste sie nach dem Faden suchen! Jeden Augenblick konnte sie Faines Glück verlassen.

»Du bist der Untergang! Die Strafe für meinen Egoismus. Ich habe Hanna über Äons Schöpfung gestellt«, schimpfte Elaine. »Äon hat mich Nacht für Nacht gewarnt!«

Als sie den Eingang zum Weltenraum erreichten, wand sich Lita mit einem Ächzen unter ihrer Großmutter hervor. Elaine hatte sich mit ihrem gesunden Arm an Lita geklammert und ihr sicher einige blaue Flecken zugefügt.

»Was tust du?« Zittrig versuchte Elaine, alleine zu stehen, doch ihre Kraft reichte dafür nicht aus. Sie stolperte gegen den verzierten Säulenbogen und lehnte sich erschöpf‌t dagegen.

»Es reicht«, sagte Lita entschlossen. »Misano ist fort. Du bist nicht mehr in Gefahr. Setz dich einfach.« Sie bemerkte, dass es außerhalb des Weltenraums schneite. Winzige Flocken trudelten durch die Luft. Einige Schritte von ihr entfernt entdeckte sie Tegan und Winnie, die Rukar folgten. Er kam auf sie zu und lächelte Lita erleichtert an. Für einen kurzen Augenblick erwiderte sie es. Was hätte sie darum gegeben, jetzt zu ihm zu laufen. Ihn mit einem Kommentar zum Grinsen zu bringen und einen Moment lang die grausame Realität zu vergessen.

Sie schob den Gedanken beiseite und sah zu Tegan und Winnie. In dieser Welt waren die drei neben ihrer Mutter die wichtigsten Menschen für sie geworden. Doch sie hatte keine Zeit, zu ihnen zu gehen und sie in die Arme zu schließen. Sie musste Zaras Faden holen.

Sie wandte sich um und rannte zurück in den Weltenraum.

»Was soll das! Wo willst du hin! Dein Werk ist getan!«, blaffte Elaine sie an. »Bleib hier!«

»Es reicht, Elaine! Es ist noch nicht vorbei! Mach deine Augen auf und versuch, ausnahmsweise mal nicht nur dich zu sehen!«, rief Lita. Sie blieb am Rand des schimmernden Geflechts stehen und versuchte einzuschätzen, wie viel Zeit vergangen war und auf welcher Höhe sich Zaras Faden inzwischen befinden musste. Komm schon, Faine! Jetzt brauche ich all dein Glück!

»Du hast den Tod zu den Lebenden gebracht!«, kreischte Elaine hinter ihr her.

Lita ignorierte sie. Sollte sich Tegan um sie kümmern. Entschlossen betrat sie das Gespinst und begann, die leuchtenden Fäden nach dem dunklen Ende abzusuchen. Schritt für Schritt schob sie sich tiefer hinein. Ihre Finger glitten über die Fäden, sie spürte sie vibrieren und pulsieren. Immer wieder duckte sie sich unter Fäden, stieg über sie hinweg und zwischen ihnen hindurch. Kaum merklich bewegten sich die Fäden vorwärts in die Vergangenheit. Dabei wogten und veränderten sich ihre Farben. Es war magisch. Das Licht der Fäden hüllte Lita ein. Sie fühlte sich, als stünde sie inmitten eines in allen Regenbogenfarben schimmernden Nordlichts.

Allerdings hatte sie das Gefühl, dass sich die Oberfläche der Fäden anders anfühlte als bei ihrem ersten Besuch im Gespinst. Sie waren rauer und warm … fast heiß. Unsicher blickte Lita sich um.

Das graue Fadenschnipsel konnte sie nirgends entdecken. Es waren einfach zu viele! Unruhig drehte sie sich um, blickte nach allen Seiten. Der Faden war fast schwarz gewesen. In all dem Licht musste er ihr doch auf‌fallen.

Aus der Ferne konnte sie noch immer Elaine zetern hören. Lita ignorierte die Beschimpfungen ihrer Großmutter und drang immer tiefer in das Geflecht vor.

Hatte sie einen Fehler gemacht? War der Kami-Segen schon abgelaufen? Oder gar nicht stark genug für so eine Aufgabe?

Nein! Du hast den Weberinnen Zeit verschafft. Gib nicht auf! Der Faden ist hier!

Immer wieder drehte sie sich um die eigene Achse, aus Angst, den Faden übersehen zu haben. Und bald war sie so tief in die Lebensfäden der Menschen vorgedrungen, dass sie den Eingang zum Weltenraum nicht mehr erkennen konnte. Eine leichte Panik überkam sie, als sie versuchte, sich zu orientieren. Aus welcher Richtung war sie gekommen?

Lita musste sich eingestehen, dass sie sich im Gespinst verirrt hatte. Sie hätte damit rechnen müssen. Schließlich verlief sie sich ja sogar auf dem Nachhauseweg!

Für einen Moment schloss sie die Augen und schluckte die Verzweif‌lung hinunter. Es spielte keine Rolle, ob sie den Ausgang fand. Elaine hatte unrecht. Sie war nicht das Ende der Welt! Sie musste nur diesen Faden finden und entfernen.

Lita öffnete die Augen und sah sich erneut um. Um sie herum war nichts als das Geflecht. Die Fäden strahlten gleißend in allen Farben. Nirgends war ein Schatten zu erkennen. Benommenheit legte sich wie ein schwerer Mantel auf ihre Schultern. Ihr war, als wäre sie der letzte Mensch. Kein Laut war zu hören, nicht mal Stille, es klang wie das Nichts. Oder wie Leere. Noch nicht mal sie selbst warf einen Schatten, denn um sie herum war nur Licht.

Schweiß stand ihr auf der Stirn. Kam er von ihrer Angst oder der Wärme, die von den Fäden ausging?

Entschlossen ballte Lita die Faust. Und wenn sie hier drin verdurstete. Sie verließ diesen Ort nicht ohne den Totenfaden.

Hilf mir, Faine!

Circles of Fate (3). Schicksalskampf

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