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Nachtzug, 21 Uhr

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Der Zug hielt vor dem grossen Tunnel. Niemand durfte aussteigen. Besteht auch kein Anlass dafür, dachte Burger, als er einen Blick in die Öde des Bahnhofs warf. Ein heftiger Wind trieb Laub über den Perron. Schleier von trockenem Staub wischten über den grauen Spiegel des Belags. Im Hintergrund erhob sich ein riesiges Gebäude, das bessere Tage gesehen hatte. Die Fenster des ehemals herrschaftlichen Buffets waren mit Brettern zugeschlagen. Die Lautsprecher schepperten in eine Höhle hinein, die von niemand bewohnt war.

Burger war ins Sinnieren gekommen, als er sich mit dem Turnhallenkonzert beschäftigte. Die vielen Menschen, die er beobachtet und nie mehr gesehen hatte, überwältigten und verwirrten ihn. Er war erstaunt, dass ihm die Namen wieder eingefallen waren. Offenbar hatten sie sich in seinem Gedächtnis eingenistet und waren Teil seines Inneren geworden. Das Erscheinen der Konzertbesucher erinnerte ihn an eine Szene in einem mittelalterlichen Epos. Die Ritter werden mit Trompetenstössen angekündigt und die Namen vom Herold ausgeschrien. Schild und Lanze, Federschmuck und Wappentier blitzen kurz auf, um schon im nächsten Bild wieder abzutreten, weil die Hauptkämpfe auf der Bühne ausgetragen werden und nicht auf der Blumenwiese.

Wieder röhrte der Lautsprecher. Wieder sah Burger den flach über den Boden wehenden Staub. Erst jetzt schaute er genau hin und registrierte, dass es sich um feinen Schnee handelte, der sich ausserhalb der Überdachung verwirbelte und ins Dunkle verzog.

Burger blätterte eine Seite um, wollte die Kindheit verlassen und wieder in die Gegenwart ihrer damaligen Trennung zurückkehren. Die Zeit, in der er sie so sehr vermisste, dass er – wie die Notizen belegten – sie ausgeblendet hatte. Brunnenhaus stand auf der neuen Seite. Nächste Station.

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