Читать книгу Meconomy - Markus Albers - Страница 10

Оглавление

Wie Digital Natives die Arbeitswelt verändern

Überall in Deutschland beobachten Experten den aktuellen grundlegenden Wandel der Berufswelt. Einer von ihnen ist Alexander Greisle, der früher beim Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation gearbeitet hat und heute mit seinem eigenen Unternehmen Kunden von der EU über die Bayer AG bis zur Allianz bei der Konzeption und Umsetzung von neuen Management- und Bürokonzepten berät. Greisle publiziert regelmäßig, wie er selbst sagt, „über die Trends der Arbeitswelt, gibt Tipps für den Information Worker und beschäftigt sich mit der Informationsgesellschaft”.

Der vielleicht wichtigste Trend, den nicht nur er dabei ausgemacht hat, ist die Art und Weise, wie die sogenannten „Digital Natives“ Arbeit neu definieren. Diese mit Internet und Handy aufgewachsene Generation wird derzeit von Marktforschern, Wissenschaftlern und Personalern umworben wie keine andere. Wie sie arbeiten und kommunizieren, was sie von Chefs und Kollegen erwarten, ob sie überhaupt noch ins Büro gehen, welche Technologien sie dann dort vorfinden wollen und welche Produkte sie interessieren – all das wird derzeit in einer betäubenden Anzahl von Kongressen, Workshops und Camps diskutiert.

Unternehmensberater Greisle hat keine Berührungsängste, hat viele Mitglieder dieser Generation interviewt und dabei herausgefunden, wie der neue Berufstätige tickt. Digital Natives, so die Grundannahme, integrieren technische Möglichkeiten wie selbstverständlich in ihren Lebensalltag: „Sie kämen niemals auf die Idee, das Internet als irgendein mehr oder weniger seltsames ‚Add-on zum realen Leben‘ zu sehen“, so Greisle: „Sie finden immer noch kursierende Umfragen über die Nutzungshäufigkeit des Internets reichlich abstrus.“

Die von ihnen täglich praktizierten vielfältigen Möglichkeiten der Kommunikation und Zusammenarbeit fügen sich auch in ihren privaten Arbeitsalltag wie selbstverständlich ein. „Das nun alleine unter Software- und Technikgesichtspunkten zu sehen, springt viel zu kurz“, so Greisle: „Es geht hier um eine Veränderung der Arbeitskultur.“ Er nennt die folgenden zentralen Punkte:

• Hochgradig vernetztes Arbeiten im Tagesgeschäft, sowohl im Haus als auch extern. Räumliche und zeitliche Grenzen verschwimmen

• Kollaborative Werkzeuge gehören zum Alltag, vom Chat bis hin zum Weboffice

• Ausgeprägte soziale Netzwerke, die – obwohl oft ausschließlich virtuell – einen höheren Vertrauensbonus haben als unbekannte Kollegen

• Suchen statt merken. Die Informationsdichte ist viel zu hoch, um sich alles zu merken. Stattdessen wird gesucht und gefunden

• Probieren statt studieren. Hemmungen gegenüber neuen Möglichkeiten sind gering, Grenzen werden infrage gestellt

• Zusammentragen von Lösungskomponenten, statt das Rad neu zu erfinden

• Hinterfragen und Nachrecherchieren von Empfehlungen

• Schnelle, spontane und persönliche Kommunikation statt lang geplanter Meetings

• Always-on kombiniert mit einer flexiblen Zeitauffassung, um das Leben in Balance zu halten

• Multitasking und Kommunikation auf mehreren Kanälen gleichzeitig

• Schnelles Handeln mit hohem Vertrauensvorschuss in das Internet und den Computer

Greisle hat beobachtet, dass sich die derart sozialisierten jungen Menschen in traditionellen Arbeitsumgebungen oft sehr schwertun: „Man kann ihn fast körperlich spüren, den Kulturschock für junge Menschen, die mit solchen Verhaltensweisen und allerlei technologischem und methodischem Know-how in unsere Unternehmen kommen“, sagt der Berater: „Sie werden durch die traditionellen Arbeits- und Führungsmethoden in vielen Unternehmen schlicht ausgebremst.“

Vor allem die gut ausgebildeten der jetzt ins Berufsleben eintretenden Arbeitnehmer nehmen sich die Freiheit, den Arbeitgeber nach seiner Kultur zu selektieren. „Bei dieser Gelegenheit werden sie ihn, ganz Internet-Generation, auch noch online bewerten.“ Die Gefahr für Arbeitgeber, die sich nicht auf die veränderten Bedürfnisse der künftigen Angestellten einlassen, sei, „dass dadurch frisches Blut abgeht, neue Impulse und Ideen erstickt werden im Gewohnten. ‚Das haben wir schon immer so gemacht’ als Energiekiller.“

Was also tun? Wie können sich Arbeitgeber auf die kommenden Anforderungen einstellen? Auch hier hat der Unternehmensberater eine kompetente Liste zusammengestellt:

• Grundvoraussetzung: Bieten Sie die Werkzeuge an. Widerstehen Sie dabei der Versuchung, mit Einschränkungen zu arbeiten

• Beschäftigen Sie sich mit den Werkzeugen des Social Web. Dann können Sie mitmachen. Die Hürden sind niedriger, als Sie denken

• Schaffen Sie eine vertrauensvolle Führungskultur. Vertrauensvoll in beide Richtungen

• Kommunizieren Sie offen und zeitnah. Die Digital Natives sind ohnehin schneller als Sie

• Legen Sie Wert auf eine gute, wertschätzende Kommunikationskultur untereinander und im Kontakt mit Partnern und Kunden

• Akzeptieren Sie die neue Offenheit und begreifen Sie sie als Chance. Bisher war das Branchentreffen jährlich, heute ist es permanent

• Nachhaltigkeit ist kein Diskussionsthema mehr, es ist Kultur. Handeln Sie so sowohl im Miteinander als auch ökonomisch und ökologisch

• Schaffen Sie ein Arbeitsplatzmenü, das für alle Anforderungen modernen Arbeitens die richtige Auswahl anbietet. Vom offenen kommunikativen Open Space bis hin zu guten Rückzugsräumen, vom Kreativambiente bis hin zur Arbeit im Home Office und im Coworking-Ort

Digital Natives seien flexibel im Denken, so der Arbeitsexperte, Angestelltenverhältnisse nur eine mögliche Option für sie: „Ob Unternehmen sie dafür gewinnen können, das liegt in der Hand der Unternehmen selbst.“

Interessanterweise scheint sich die etwas ältere Generation der zwischen 30- und 45-Jährigen diese neuen Arbeitsprinzipien allerdings schneller anzueignen, als Experten dachten. Eine aktuelle Studie von Forrester Research zeigt, dass aktuell eben nicht die sogenannte Generation Y zwischen 18 und 28, sondern vielmehr gerade die Mitglieder dieser Generation X kollaborative Technologien in Unternehmen populär machen. Der Grund liegt schlicht darin, dass die unter 29-Jährigen einfach noch nicht die entsprechende Seniorität und Durchsetzungskraft in Firmen haben. Ihre etwas älteren Kollegen hingegen wissen inzwischen sehr wohl um die Bedeutung von Social Media – immerhin stellen sie die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe auf Facebook – sowie um die Vorteile des orts- und zeitunabhängigen kollaborativen Arbeitens. Und sie können nicht nur den Chefs erklären, was so toll an solchen Techniken sein soll – nicht selten sind sie selbst Chef. Insofern gilt das oben Beschriebene wohl auch in wachsendem Maß für Menschen über 29 – eine Annahme, die ich persönlich bestätigen kann.

Meconomy

Подняться наверх