Читать книгу Meconomy - Markus Albers - Страница 14
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„Es gibt heute keinen Grund mehr, Dinge zu tun, die man hasst“, sagt der junge amerikanische Unternehmer Gary Vaynerchuk, der die Leitung eines Weingroßhandels mit Millionenumsätzen aufgab, um seinen Traum zu verwirklichen: Er ist seit Kurzem der erfolgreichste Videoblogger zum Thema Wein, verbreitet seine Sendung täglich übers Internet und lehnt Angebote von TV-Sendern ab. Vaynerchuk wurde damit zu einer der Galionsfiguren der Meconomy: „Sie sollten sich fragen: Was will ich jeden Tag tun, bis ans Ende meines Lebens? Und dann müssen Sie genau das tun. Ich schwöre, dass Sie es monetarisieren können.“
Eine Botschaft, die ankommt in der Zielgruppe junger, gut ausgebildeter Arbeitnehmer, die einmal zu oft enttäuscht worden sind. Von Chefs, von Anlageberatern, von Politikern. Der Bankencrash hat uns Geld gekostet, die Wirtschaftskrise manchmal gar den Job. Wir sind flexibel, leistungsbereit, gut ausgebildet – doch das hilft uns in der Baisse wenig. Viele, die noch einen Job haben, erledigen ihn abgeklärt und ohne übertriebene Loyalität. Sie wissen, dass sie vielleicht schon mit dem nächsten Strategiewechsel der Geschäftsführung abgewickelt werden. Weil sie ihren Bossen nicht trauen, werden sie immer öfter lieber gleich ihr eigener Chef – sie machen sich selbstständig.
Die Zahl der Selbstständigen in freien Berufen steigt in Deutschland im Schnitt um fünf Prozent pro Jahr. Im Jahr 1992 gab es 514000, 2007 waren es bereits 954000. Allein zwischen 2006 und 2007 arbeiteten 7,6 Prozent mehr Menschen als Ärzte oder Apotheker, gab es 5,3 Prozent mehr Anwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, legten die technischen und naturwissenschaftlichen Berufe (wie Architekten, Ingenieure, Biologen) um sieben Prozent zu und die Kulturberufe (wie Journalisten, Schauspieler, Regisseure, Schriftsteller) um über sechs Prozent.
Vor allem die Kreative Klasse gewinnt immer mehr an Bedeutung: Laut Bundeswirtschaftsministerium wuchs die Kultur- und Kreativwirtschaft im Jahr 2008 gegen den allgemeinen Trend. Hierfür seien vor allem die kleinen Unternehmen verantwortlich gewesen. Sie steuert mit 2,6 Prozent einen größeren Anteil zum Bruttoinlandsprodukt bei als beispielsweise die chemische Industrie mit 2,1 Prozent.
Für diesen in Deutschland eigentlich ganz unüblichen Trend hin zu mehr Unternehmergeist, Mut und Eigenverantwortung, zu Ideen, Experimentierfreude – letztlich: zur Meconomy – gibt es strukturelle, technologische, psychologische und historische Gründe. Die wichtigsten wollen wir uns nun anhand der Kernthesen zweier prominenter Beobachter dieser Entwicklung kurz anschauen. Zunächst kommt der Kommunikationsexperte und Journalistikprofessor Jeff Jarvis zu Wort, danach ist der Unternehmer, Buchautor und Marketing-Guru Seth Godin dran.