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1.1Drei grundsätzliche Fragen

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Es ist anzunehmen, dass die Menschen schon immer die drei Fragen beantwortet haben wollten:

  Wer sind wir?

  woher kommen wir?

  wohin gehen wir?

Wie weit sind wir mit unserem heutigen Wissen bisher bei den Antworten zu diesen Fragen gekommen? Wir haben vier Bewusstseinsbereiche im Laufe der Evolution entwickelt. Zuerst das Archaische, dann das Magische, dem folgend das Mythische und bis jetzt zuletzt das Rationale. Die meisten Menschen schätzen vor allem die Entwicklung des rationalen Be-wusstseins, denn sie hat uns mit der Entwicklung der Wissenschaften diesen materiellen Reichtum beschert. Außerdem gehen sie davon aus, dass es mit Abstand der wichtigste Bewusstseinsbereich ist. Die meisten Philosophen in den letzten 2500 Jahren haben dies ähnlich gesehen und die Vernunft über die Gefühle gesetzt. Zumeist ganz von den Gefühlen und der Intuition abgetrennt. Die theistischen Religionen haben sogar Gefühle, die sich vor allem im magischen und mythischen Bewusstseinsbereich entwickelt haben, für das See-lenheil als schädlich, sogar als teuflisch bezeichnet.

Der letzte gemeinsame Vorfahre von Menschen und Schimpansen lebte vor mehr als 7 Mil-lionen Jahren. Gut drei Millionen Jahre später ging der Vormensch auf zwei Beinen. „Lucy“, ein 3,2 Millionen altes Skelett ist hier die berühmteste Vertreterin davon. Schimpansen haben in jeder Zelle 99 % unserer Gene. Und jeder Mensch, gleichgültig, wo er lebt hat 99,9 % aller Gene von uns. Wir sollen immerhin 100 Billionen von ihnen haben.

Wir sind wahrscheinlich etwa vor 4 Milliarden Jahren aus einer Zelle aus dem Meer ent-standen. Alles Lebende was es gab und heute gibt, könnte von dieser einen Zelle abstam-men. Deswegen haben selbst Pilze 30 % unserer Gene. Daher kommt es, dass man unser heutiges Dasein, „jede einzelne Situation“ nur verstehen kann, weil zuvor jede einzelne Situation genauso geschah. Vom schlimmsten Erdbeben, über Meteoriteneinschläge, zum größten Vulkanausbruch, bis zum leisesten Windhauch und dem berühmten Sack Reis der in China irgendwann umgefallen sein soll. Nur so lässt sich jede einzelne Situation, der ich heute begegnen werde, erklären. Wenn der Sack Reis in China nicht umgefallen wäre, würde ich heute andere Situationen erleben. Alles wäre dann anders geworden, denn alles hängt miteinander zusammen. Alles ist wirklich voneinander abhängig, ist ein Ganzes. Deshalb kann man Situationen auch nicht wirklich verstehen, geschweige denn vorhersagen. Ist dann alles was geschieht reiner Zufall? So einfach ist das Weltgeschehen und die Erfahrungen meines eigenen Lebens auch wiederum nicht, weil ich selbst eine große Freiheit habe, wie ich mich entscheide und deshalb immer auch ein anderer werden kann. Alles lebt unter einem Horizont und trotzdem hat jeder einen einmaligen (auf die Zeit bezogen) und einen einzigartigen (auf den Ort bezogen) Horizont, den er erweitern aber auch verkleinern kann.

Der Homo erectus tauchte vor fast 2 Millionen Jahren auf. Der moderne Mensch, der Homo sapiens ging aus diesem hervor. In der Schule vor 50 Jahren lernte ich, dass sich der Mensch etwa vor einer Million Jahre entwickelte. Dies ist ein Beispiel, dass unser Wissen immer nur vorläufig ist. Weil das rationale Denken nicht in der Lage ist, die Vernetzung in der Natur zu erfassen und noch viel weniger die unendlichen Wechselwirkungen zwischen ihnen, haben die Forscher eine Methode entwickelt, die von einem oder mehreren Teilen auf das Ganze schließen lassen. Für Rationalisten (ratio-die Vernunft) lässt sich die Welt vollständig verste-hen, wenn alle ihre kleinsten Teile entschlüsselt sind. Der Reduktionismus (Vereinfachung) versteht das gesamte Sein wie ein riesiges Uhrwerk, bei dem man nur jedes Rädchen und Teilchen kennen muss, um das ganze Uhrwerk, das heißt das gesamte Sein zu verstehen. In einem Uhrwerk hat jede Wirkung eine Ursache. Und wer die Ursache kennt, kann damit auch die Wirkung steuern. Und die erste Ursache oder der Schöpfer ist für die einen, dann Gott und für die anderen die Natur, die schon immer da war und immer da sein wird. Obwohl wir unbestreitbar technisch und mittlerweile elektronisch und digital Fähigkeiten entwickelt haben, die noch vor 100 Jahren kaum vorstellbar waren und wir mittlerweile nur etwas mehr als 10 Jahre brauchen, um unser Wissen zu verdoppeln, können wir die drei Fragen nicht beantworten. Die seriöse Wissenschaft weiß, dass ihr Wissen immer nur vorläufig und nicht sicher oder absolut ist. Und Immanuel Kant, der vor mehr als 200 Jahren lebte, hat ein für alle Mal bewiesen, dass bei diesen Fragen, die Vernunft zu ihrem Ende gekommen ist. Niemand kann beweisen, dass es einen Gott gibt, genauso wie niemand beweisen kann, dass es keinen Gott gibt. Diese Fragen, sozusagen den letzten Sinn, betreffen den Glauben aber nicht das Wissen.

Ein philosophischer Streifzug durch die Jahrtausende

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