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Was soll das alles hier? Herr Grünwaldt

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Die Petunien blicken mich vorwurfsvoll an. So als ob sie sagen wollten: „Siehst du, das hast du jetzt davon.“ Ich habe eben keinen grünen Daumen. Ob die Klematis sich mit der Passionsblume verträgt, ist auch noch nicht ausgemacht. Das war Margas Revier. Punkt, Aus, Ende. Bevor sie den Garten angelegt hat, gab es hier nur Gestrüpp und Unkraut, so weit das Auge blickte. Da hat sie drin gewütet. Als es mit uns bergab ging auch. Fuck.

Im Radio läuft wieder so ein Mist. Die Moderatorin ist krampfhaft bemüht, lustig zu sein. Die Show heißt „Schmier mir eine“. Es geht um Brötchen. Ich schlage besser die Zeitung auf, auch wenn da immer weniger Interessantes drin steht. Ich bin ein Fossil und kann eh nichts dran ändern. Die Todesanzeigen werden jetzt auch schon bunt und die Einschläge kommen heute besonders nahe: 1956 hier geboren und in Washington D.C. gestorben, 1958 (im Nachbarort), 1959 und ein Künstler, 1961 (!) mit einer zusätzlichen Anzeige seines Arbeitgebers, 1963 (!!), und eine Frau schießt mit 1969 sogar deutlich über das Ziel hinaus. Was bitte ist denn bloß los?

Das Wochenende ist zum Faulenzen da und zum Spaß haben. Ich klettere in meinen Lesesessel, der genau auf den Garten zeigt und blättere in der Beilage. Die müssen ganz schön um ihre Existenz kämpfen. Es gibt zu viele Apps, Blogs und Blubbs. Ich kenne mich da nicht so genau aus, aber es ist auf jeden Fall zuviel. In der Beilage gibt es zum Glück einen interessanten Artikel, denn unter der Eifel rumort es und da bin ich schließlich geboren. Die letzten Ausbrüche der Vulkane liegen zwar mehr als 10.000 Jahre zurück, allerdings ist die Wissenschaft offenbar überzeugt, dass von ihnen noch eine Gefahr ausgeht. Jetzt würde ich gerne Vater anrufen. Lea hat als Kind immer gesagt: „Opa weiß alles.“ Die Deutsche Vulkanologische Gesellschaft auf ihrem Gebiet wahrscheinlich auch, und in ihrem Memorandum, unterzeichnet von immerhin elf Wissenschaftlern, wird auf das Gefährdungspotenzial hingewiesen. Es gebe deutliche Hinweise darauf, dass sich in der Eifel in 40 bis 100 Kilometern Tiefe ein Bereich befinde, in dem die Temperatur deutlich höher sei als in der Umgebung. Das wiederum sei ein Hinweis für den Aufstieg von Magma aus dem Untergrund. Sagt ein Kölner Professor. Das gefährliche Gebilde heißt im Fachjargon Plume und im schlimmsten Fall droht der Eifel die Wiederholung des Laacher-See-Ereignisses von vor knapp 13.000 Jahren mit dem Ausbruch gigantischer Aschemengen, die alles unter sich begraben. Ich stelle mir den Laden von der alten Rosenke vor, der Halsabschneiderin. Oder besser noch: die Wassongs. Sitzen mit ihren Lästermäulern direkt auf der Plume, wie die mit Kawumm in die Luft geht. Das habt ihr jetzt davon. Ich musste mich bei denen sogar entschuldigen, obwohl die Wassong gelogen hat, nicht ich. Sie hat gesagt, ich bin so verzogen wie meine Mutter. Und dass wir die fette Töle beim Fußball abgeschossen haben, dafür konnte ich nichts. Schon wieder Buße tun. Diesmal musste ich den scheiß Rasen mähen. Bestimmt ein Hektar. Rache war Blutwurst und trug den Namen Carlo. Der gefährlichste Kampfkater vom ganzen Dorf. Die Töle sah danach echt gerupft aus und die Wassong hat fast einen Herzkasper gekriegt. Ach, was waren das herrliche Zeiten! Aber zurück zur Plume. Der Professor sagt, es lässt sich nicht mit 100-prozentiger Sicherheit ausschließen, dass es bereits nächste Woche zu einem Vulkanausbruch in der Eifel kommt. Mit globalen Konsequenzen, wie es scheint. Das geht dann doch zu weit, wenn mein geliebtes Rheinland so den Bach runtergeht. Rosenke hin, Wassong her. Ein paar Zeilen weiter bin ich wieder beruhigt: Es gibt zurzeit keine Anhaltspunkte für einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch, sagt der Professor. Was sich derzeit dort im Untergrund tue, unterscheide sich nicht signifikant von den Aktivitäten in den letzten 50 Jahren. Bis auf einige winzige Beben unlängst, die man nicht so genau einordnen könne. „Irgendetwas hat sich dort im Untergrund getan.“ Der Mann sollte Politiker werde, so wie der rumeiert, finde ich. Prompt empfiehlt er, die Feuerberge gründlicher und dauerhaft zu überwachen. Forschungsgelder, daher weht also der vulkanische Wind.

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