Читать книгу Lautlose Sprache - Marta Williams - Страница 17
Soziale Tabus
ОглавлениеWarum hat der Begriff „übersinnlich“ einen negativen Beigeschmack? Sicher gibt es unter den mit übersinnlicher Wahrnehmung arbeitenden Medien solche, die nicht unbedingt kompetent sind, doch lassen sich solche Negativbeispiele nicht genauso in allen anderen Berufsgruppen finden?
Die starken Vorbehalte gegen diesen Begriff sind damit jedenfalls nicht zu erklären, denn es geht eigentlich um etwas anderes. Ich erinnere mich an den Fall eines vermissten Hundes. Er war von einer Züchterin aus Alabama in sein neues Zuhause nach North Carolina gebracht worden. Innerhalb einer Stunde war der Hund völlig außer sich geflüchtet, er überquerte fünfspurige Autobahnen und entkam jedem Einfangversuch. Die Rettungsmannschaft hatte meine Hilfe angefordert und als die Frau das hörte, war sie entsetzt und schimpfte über eine so unsinnige und lächerliche Idee. Es stellte sich indessen heraus, dass alles, was ich über den Aufenthaltsort und den Zustand des Hundes sagte, absolut richtig war. Alle gingen davon aus, der Hund sei ängstlich, verstört und hilflos, doch dies stimmte nicht, wie ich intuitiv feststellte. Er hatte sich bereits ein Revier gesucht, in dem er weite Kreise zog. Ich sah vor meinem geistigen Auge wie er mühelos Futter fand und nahm wahr, dass er sich entschieden hatte, Menschen zu meiden und allein zu sein.
Im Verlauf der Suche bestätigten sich meine Informationen. Ich hatte den Hund aufgefordert, Straßen zu meiden und nachdem er meine Botschaft aufgenommen hatte, verhielt er sich entsprechend. Die besagte Züchterin reiste nach North Carolina, um die Suche zu unterstützen. Sie war zwar skeptisch, akzeptierte aber die Taktiken, die ich für die Suche vorschlug. Innerhalb eines Tages hatte sie ihren Hund zurück, denn er kam mitten in der Nacht zu ihrem Auto und sprang hinein. Daraufhin rief sie mich an und erklärte in einem wunderbaren Alabama-Dialekt: Sie glaube selber nicht ihren Worten, aber von heute an sei sie meine glühendste Verehrerin. Meine Arbeit habe sie bisher als Unfug abgetan, doch nun habe sich gezeigt, dass sie der Schlüssel zum erfolgreichen Wiederauffinden ihres Hundes war.
Menschen, die als anerkannte und seriöse Medien arbeiten und dabei eine erfolgreiche Reihe von Ergebnissen aufweisen können, vermeiden oft das Wort „Medium“. Sie bevorzugen eher den Begriff „intuitive Arbeit“, weil mit dem Wort „Medium“ noch immer Negativität verbunden ist. Aus diesem Grunde bevorzuge auch ich für meine Arbeit die Bezeichnung „intuitive Kommunikation“ und nicht „mediale Kommunikation“. Teilweise sind die Vorbehalte auch begründet, denn es gibt tatsächlich Beispiele von Medien, die stümperhaft und unehrlich arbeiten. Vielleicht liegt das daran, dass es nicht erforderlich ist, für diese Tätigkeit einen akademischen Abschluss zu erwerben und so gibt es mehr Ungeschulte und inkompetente Vertreter als in einem eher strukturierten Berufsfeld. Auch die Werbespots im Stil „Ruf eine Wahrsagerin an“ tragen nicht zum guten Ruf der Branche bei. Aber in jedem Bereich gibt es schwarze Schafe, die aus ihrem Job herausgenommen werden müssten, denen es aber trotzdem gelingt weiterzumachen. Für die Suche nach einem seriösen Medium gilt dasselbe wie in jedem anderen Dienstleistungsbereich: die Einholung einer umfassenden vorherigen Information und eine persönliche Empfehlung.
Ich vermute, dass einige der negativen Assoziationen, die mit dem Begriff „Medium“ einhergehen, historisch begründet sind. Es gab Zeiten, da war es gefährlich, übersinnliche Fähigkeiten zu nutzen, denn Menschen wurden für ihre Prophezeiungen verfolgt und riskierten ihr Leben, wenn sie ihre medialen Kräfte nutzten.