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Das Verhältnis zwischen Wissenschaft,
Natur und Tieren

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Oft gibt es Leute, die es als lächerlich abtun, wenn Tieren Gefühle oder vernunftgeleitetes Handeln zugetraut werden. Wir lernen früh, Tiere nicht zu vermenschlichen und ernten eine Rüge, wenn wir dem Verhalten eines Tieres emotionales Verhalten zuschreiben. Angeblich handeln Tiere jederzeit nur aus ihrem Instinkt heraus. Die meisten Tierfreunde wissen zwar, dass das nicht stimmt, doch in der Gruppe dieser strengen Kritiker finden sich viele, die grundsätzlich auch Vorbehalte gegen andere Formen des Lebens haben. Wie kommt es, dass moderne Menschen im Gegensatz zu Ureinwohnern Tiere und andere Formen des Lebens als untergeordnet und minderwertig ansehen? Einige Forscher, die dieser Frage nachgegangen sind, vertreten die Ansicht, dass die Alphabetisierung und die Entwicklung von Sprache in geschriebener Form und das damit einhergehende Aussterben von mündlichen Überlieferungen entscheidend zu dem Auseinanderstreben von alter und moderner Kultur beigetragen haben.8 Sie stützen sich auf das Argument, dass die Entwicklung der Schriftsprache einen Keil zwischen die menschliche Rasse und den Rest der Natur getrieben habe, der zu der gegenwärtigen Entfremdung geführt habe. Die Erklärung der Archäologin Marija Gimburtas9 überzeugt mich allerdings noch mehr. Gimburtas dokumentiert den Aufstieg einer räuberischen Kultur kurdischen Ursprungs, die vor 7000 Jahren von den nördlichen Wüsten ins alte Europa eindrang. Ihrer mit archäologischen Aufzeichnungen belegten Theorie zufolge wurde diese Invasion von einer verheerenden Dürre im Norden ausgelöst, die zu einer Abwanderung der Überlebenden führte. Diese eroberten die Gebiete, in die sie einwanderten. Mit ihrer kriegerischen Kultur verdrängten sie die bis dahin im vorgeschichtlichen Europa vorherrschende Kultur, die auf Prinzipien des friedlichen Miteinanders, der Gleichheit und der Naturverehrung beruhte. Sie eroberten nach und nach auch andere Kontinente. Der so eingeleitete weltweite Wertewandel hatte die Ausbeutung von Tieren und der Natur zur Folge.10

In der modernen Wissenschaft wurde der niedere Status der Natur schließlich zur Norm erhoben. Francis Bacon, der Vater der modernen Wissenschaft, glaubte, die Natur sei der Sklave des Menschen.11 Eine andere Säule der modernen Wissenschaft, René Descartes, war der Ansicht, Tiere seien Automaten, die weder Schmerz noch Gefühle verspürten.12 Ich selbst habe an der Universität und später als Wissenschaftlerin die Erfahrung gemacht, dass Naturwissenschaftler und da­runter vor allem Biologen, mit eingeschränktem Blick die Fähigkeiten anderer Lebensformen beurteilen. Sie glaubten beispielsweise, nur der Mensch sei fähig, Schmerz und Freude zu empfinden, Werkzeuge herzustellen, eine komplexe Sprache zu benutzen oder allgemein altruistische Motive für sein Verhalten zu haben.

Doch es gibt auch einige Wissenschaftler, die diesen Wissensstand in Frage stellen. In ihrem hervorragenden Buch über das Gefühlsleben der Tiere bieten die Autoren Jeffrey Masson und Susan McCarthy13 beeindruckende Belege für das Vorhandensein eines sehr differenzierten Gefühlslebens bei Tieren. Sie stützen sich auf eine umfangreiche Sammlung von Berichten über Haustiere und Tiere, die in der Wildnis leben. Die Beispiele wurden sowohl von Laien als auch von Wissenschaftlern zusammengetragen. Die Autoren beweisen unbestreitbar, dass Tiere ebenso tief wie der Mensch zu Empfindungen der Trauer, der Freude und der Wut fähig sind. Doch immer noch bestehen moderne Wissenschaftler darauf, dass Tiere keine Gefühle haben können und belächeln Untersuchungen zu dieser Frage. Seit Darwins Buch „Der Ausdruck der Gemütsbewegung bei den Menschen und den Tieren“14 von vor über 120 Jahren gab es keine grundlegende Forschungsarbeit zu dieser Frage.

Sobald es darum geht, Gefühle bei Tieren zu untersuchen oder das Vorhandensein der Intuition zu betrachten, schweigt die Wissenschaft. Beweise, die sich auf Fallbeispiele stützen, werden nicht anerkannt. Dies ist besonders frustrierend, denn in anderen Wissenschaftsbereichen werden Beweise, die sich auf Berichte stützen, als zuverlässig akzeptiert. Nehmen wir ein Beispiel aus der Medizin, wenn es um medikamentöse Schmerzbehandlung geht. Schmerz ist ein rein subjektives Phänomen, dessen Intensität sich nur aus der Aussage des Betroffenen beurteilen, oder an dessen Verhalten ablesen lässt. Der Bericht eines Patienten über den Grad seiner Schmerzen könnte als eine „Anekdote“ - was wörtlich bedeutet: eine unveröffentlichte Geschichte - bezeichnet werden. Sobald diese Patienten-“geschichten“ gesammelt wurden und in der Form eines Artikels in einer medizinischen Fachzeitschrift veröffentlicht sind, hören sie auf, einfach nur Anekdoten zu sein, sie verwandeln sich in „Fallstudien“, und werden somit ausgestattet mit der gewichtigen Bedeutung einer wissenschaftlichen Tatsache. Die hohen Geldsummen, die für medizinische Forschung ausgegeben werden, müssen mittlerweile Millionen solcher als Beweis akzeptierte „Fallstudien“ hervorgebracht haben, in denen Patienten in Form anekdotischer Berichte ihre Symptome und die daraus folgende Beeinträchtigung beschreiben. Dieser Art der Datensammlung mit ihrer subjektiven, indirekten und schlussfolgernden Methode wird jeder Wert aberkannt, sobald sie für die Erforschung der Tiere oder der Natur oder für das Themengebiet der Intuition angewendet wird.

Es gibt vermutlich viele Gründe für diesen Widerstand aus der wissenschaftlichen Gemeinschaft, denn wenn Tiere und andere Lebensformen als fühlende Wesen betrachtet würden, die den Menschen gleichwertig sind, müssten sie auch entsprechend behandelt werden. Dies würde einen Wandel im Geschäftsleben und in praktisch jedem anderen Bereich des modernen Lebens erfordern. Wenn wir zugeben würden, dass Tiere Terror, Leid, Schmerz und Depression fühlen, könnten wir sie nicht mehr so unbarmherzig ausbeuten, wie wir das in Versuchslaboren und in industriellen Viehzuchtbetrieben tun.

Weit davon entfernt wissenschaftlicher Studien unwürdig zu sein, stellt die Beschäftigung mit der intuitiven Kommunikation zwischen Mensch und Tier und zwischen Mensch und Natur eine neue Aufgabe der Wissenschaft dar. Auch wenn sie nicht in die Schablonen traditioneller Wissenschaftler passt, und diese sich weigern, sie zu erforschen und zu akzeptieren, gibt es doch genügend Abtrünnige, für die sie eine faszinierende und vielversprechende Aufgabe darstellt.

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