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9. Kapitel

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Nach 37 Tagen auf See erreichen wir gegen Mittag die Malediven, ohne in dieser Zeitspanne Land gesehen zu haben. Wir haben eine Flaute erlebt, die drei Tage angedauert hat und uns in unserer Zeitplanung zurückgeworfen hat. Nach der Flaute war der Wind heftig, aber es war kein Sturm wie im Nordatlantik. Kurz gesagt, es war eine gemütliche Überfahrt ohne besondere Zwischenfälle. Die Lufttemperatur liegt hier im Moment bei 38 Grad Celsius.

Die Malediven sind ein Inselstaat im Indischen Ozean und bestehen aus mehreren Atollen und 1.196 Inseln, von denen 220 von Einheimischen und 87 weitere für touristische Zwecke genutzt werden. Die Hauptstadt ist Male und im Jahr 2010 betrug die Einwohnerzahl 395.650. Die Inselkette erstreckt sich über 823 Kilometer in Nord-Süd-Richtung bis zum Äquator. Die Inseln verteilen sich auf 26 Atolle mit Korallenriffen. Die Malediven sind nicht vulkanischen Ursprungs. Die Inseln liegen alle rund einen Meter über dem Meeresspiegel, sodass sie besonders empfindlich bei einem ansteigenden Meeresspiegel sind. Die vorgelagerten Riffe bieten den einzigen Schutz vor den manchmal heftigen Monsunstürmen. Die Inseln sind mit Palmen und Brotfruchtbäumen bewachsen und von Sandstränden und klaren Lagunen umgeben. Die Malediven lassen sich in Inseln für Einheimische und Inseln für Touristen unterscheiden. Malediver sind auf den Touristeninseln nur als Personal zugelassen und Touristen haben nur bedingt Zutritt auf den Inseln der Einheimischen. Ein Drittel der maledivischen Bevölkerung lebt auf der Hauptinsel Male, die zugleich eine der am dichtesten besiedelten Städte der Welt ist.


Aus diesen oben genannten Gründen steuern wir mit unserer Jacht nicht die Hauptstadt Male, sondern die Insel Dhonakuli im nördlichen Haa-Alifu Atoll an. Die gesamte Insel ist rund 1.400 Meter lang und etwa. 500 Meter breit. Dhonakuli ist die einzige Hotelinsel auf den Malediven mit einem eigenen Jachthafen und weist einen noch intakten Dschungel auf.


Wir fahren ohne Segel mit dem Dieselmotor in den Jachthafen und befestigen die Leinen am Steg. Erneut haben wir eine wichtige Etappe geschafft und sind jetzt in einem Paradies angekommen. Hier können wir bleiben, weil wir über das nötige Geld verfügen. Die Einheimischen können nicht mit einer Jacht über die Weltmeere segeln, weil sie bettelarm sind.


„Und, wie findest du unser neues Paradies?“, frage ich Lisa.

„Ich finde es hier sehr schön hier, aber in Male sieht es bestimmt ganz anders aus.“

„Die meisten Menschen sollen dort sehr arm sein. Nur ein paar haben sich bereichert, wie das in diesen Ländern so üblich ist“, sage ich.

„Es ist besser, wenn wir gar nicht nach Male fahren!“

„Das sehe ich genauso“, stimme ich ihr zu.

„Dann bleiben wir erst einmal hier!“

„Okay!“, bestätige ich.


Wir packen Maria in einen Tragesack und wollen zusammen mit Tisza einmal um die ganze Insel spazieren. Nach einer kurzen Strecke setzen wir uns an den weißen Strand und baden in der Lagune. Ich schwimme mit Taucherbrille und Schnorchel zum Riff hinaus, um mir dort die fantastische Unterwasserwelt im türkisblauen Wasser anzuschauen. Ich sehe unzählbar viele Fische und Riffkorallen in allen Farben. Das Meerwasser ist warm wie in einer Badewanne. Anschließend schwimme ich zurück zu Lisa und setze mich an den Strand.


„Du musst unbedingt mit der Taucherbrille zum Riff hinausschwimmen und dir dieses Naturereignis anschauen! Das ist unglaublich schön!“, sage ich.

„Mache ich gleich!“


Lisa schwimmt auch zum Riff hinaus und kommt eine Stunde später begeistert zurück. Ich habe mich in der Zwischenzeit am Strand etwas von den Strapazen der letzten Wochen erholt. Allerdings ist es sehr heiß, sodass wir weiter laufen, um in den Schatten zu gelangen.


Es sind viele Touristen mit Tauchausrüstungen im Korallenriff zu sehen. Nach etwa drei Kilometer Wegstrecke haben wir die ganze Insel umrundet und erreichen unseren Jachthafen. Diese Insel soll für maledivische Verhältnisse sogar eine relativ groß sein, was kaum zu fassen ist. Ich finde dieses Eiland sehr klein, da ist Baltrum, eine ostfriesische Insel in der Nordsee, noch wesentlich größer. Allerdings ist dort das Klima etwas rauer, sodass es keine Korallenstöcke gibt. Die beiden Inseln haben natürlich wenige Gemeinsamkeiten und sind alleine wegen der Temperaturunterschiede nicht zu vergleichen.


In einem Supermarkt decken wir uns mit frischen Lebensmitteln ein. In ein Restaurant gehen wir nicht, weil Lisa kochen wird. Mit Tüten bepackt besteigen wir die Jacht, die eigentlich wie unser großes Wohnmobil ist. Ich richte die Satellitenschüssel aus und stelle den Fernseher an, um eventuelle Neuigkeiten mitzubekommen. Wir sitzen auf den Malediven, aber die Welt um uns herum versinkt in Schutt und Asche.


Die NATO-Streitkräfte führen einen Wüstenkrieg in verschiedenen arabischen Ländern mit Erdöl-Lagerstätten. Im Bereich der Länder am Persischen Golf haben sie mittlerweile alle Erdölfelder besetzt. Sie stoßen dabei auf sehr geringe Gegenwehr. Inzwischen ist die gesamte arabische Schiffsflotte durch NATO-Kriegsschiffe versenkt worden. Allerdings greifen weiterhin arabische Selbstmordkommandos die NATO-Schiffe mit kleinen Schnellbooten an, um sie zu vernichten. Das bedeutet, dass die NATO-Schiffe äußerst nervös reagieren, wenn sich ihnen ein Boot nähert. Sie wissen nicht, ob es Freund oder Feind ist. Für uns ist das eine unschöne Angelegenheit, denn sie könnten auch uns als Feind einstufen, dann sind wir verloren. Nach dem Terroranschlag in Paris, haben sich die Auseinandersetzungen maßgeblich verschärft. Ich schalte den Fernseher ab, weil Lisa das Essen, ein vorzügliches Bauern-Omelett, auf den Tisch stellt.


„Das ist nicht gut mit diesen arabischen Selbstmordkommandos auf Schnellbooten! Dadurch sind die NATO-Schiffe in erhöhter Alarmbereitschaft und werden alles sehr genau beobachten. Aber wenn wir da im großen Abstand vorbeisegeln, werden die sicherlich nicht reagieren, außer um uns mal zu kontrollieren“, erkläre ich.

„Na, wollen wir es hoffen! Ich habe aber trotzdem Angst!“

„Wenn wir nicht mit Gleitfahrt auf die NATO-Schiffe zufahren, werden sie bestimmt nicht reagieren. Außerdem kann man mit unserer Segeljacht keine Gleitfahrt durchführen, weil sie dafür nicht konstruiert wurde“, sage ich.

„Wenn du meinst!“

„Aber insgesamt ist die Situation mit dem Krieg der Religionen sehr besorgniserregend“, füge ich hinzu.

„Das finde ich auch!“


Nach dem Essen trinken wir eine gute Flasche Wein, um den Tag richtig gut ausklingen zu lassen. Auf jeden Fall werden wir weitersegeln, solange es geht. Wenn es Schwierigkeiten geben sollte, dann werden wir umdrehen, ohne lange zu fackeln.


Wir schauen uns den perfekten Sternenhimmel an und liegen dabei mit dem Gesicht nach oben auf den Sitzbänken an Deck. Manchmal sind Sternschnuppen zu sehen. Als uns die Müdigkeit übermannt, gehen wir in die Koje und schlafen schnell ein.

S egeltörn von den Kokosinseln zu den Malediven

Kurswechsel im Indischen Ozean

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