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5. Kapitel

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Vier Wochen später erreichen wir die Kokosinseln. Der Segeltörn ist in den letzten Wochen sehr gut verlaufen, ohne Stürme oder sonstige Unannehmlichkeiten. Wir hatten keinen Streit an Bord und haben uns nicht gegenseitig umgebracht, und Tisza hat brav auf dem Vorderdeck ihr Geschäft gemacht. Wir haben unterwegs nur sehr wenige Schiffe gesehen. Manchmal haben uns Delfine stundenlang begleitet. Einmal haben wir auch mehrere Wale gesichtet, die aber im ausreichenden Abstand aufgetaucht und nach einer Verschnaufpause wieder abgetaucht sind. Die Zeit haben wir uns mit Angeln vertrieben, aber das Ergebnis war meistens sehr bescheiden, sodass es relativ wenige Fischmahlzeiten gab.


Gegen Mittag steuere ich die Jacht ohne Segel mit dem Innenbordmotor in den Hafen von West Island, der Hauptinsel der Kokosinseln. Wir finden einen schönen Liegeplatz in einem Jachthafen und machen das Boot fest. Die Sonne scheint ohne Erbarmen auf uns nieder, weil wolkenloser Himmel ist. Die Lufttemperatur beträgt im Moment 35 Grad Celsius.


„Wir haben es geschafft!“, sage ich, als die Jacht gesichert ist.

„Super!“

„Jetzt sind wir schon fast im bloody old Europe!“

„Blödsinn! Aber ich finde es sehr gut, wie du es wieder geschafft hast!“

„Du solltest nicht mich, sondern unsere Jacht loben, denn die lässt sich kinderleicht segeln“, sage ich.

„Ja, schon! Trotzdem finde ich es toll, dass du die Segeltörns so gut hinbekommst!“

„Ich werde gleich rot wegen deines Lobes“, antworte ich.

Die Kokosinseln gehören zu Australien und haben Englisch als Amtssprache. Im Jahr 2010 lag die Einwohnerzahl bei 596. Die Hauptinsel ist West Island und verfügt über einen Flugplatz. Dort leben etwa 150 Einwohner, während etwa 450 weitere Menschen auf einer anderen Insel mit dem Namen Home Island leben. Die übrigen Inseln sind nicht dauerhaft bewohnt. Die Kokosinseln bestehen aus zwei Atollen, die sich im Abstand von 24 Kilometern auf den Spitzen von etwa 5.000 Meter hohen untermeerischen Vulkanen gebildet haben. Sie weisen eine Gesamtfläche von etwa vierzehn Quadratkilometern auf. Der höchste Punkt liegt neun Meter über den Meeresspiegel. Das kleinere nördliche Atoll North Keeling besteht aus einer einzigen Insel. Sie steht unter Naturschutz, denn hier befindet sich eine der größten Brutkolonien von Meeresvögeln im Indischen Ozean, darunter Feenseeschwalben, Rotfußtölpel und Bindenfregattvögel. Das südliche Atoll South Keeling besteht aus 26 Inseln. Die größte Insel West Island ist rund zehn Kilometer lang und etwa einen halben Kilometer breit.


Die Geologie der beiden Atolle ist relativ einfach zu erklären. Bei einem untermeerischen Vulkanausbruch in 5.000 Meter Wassertiefe hat sich die Lava immer weiter aufgetürmt und abgelagert, sodass unter Wasser zwei Berge entstanden, die später die Meeresoberfläche an zwei Punkten erreicht haben, das spätere südliche und nördliche Atoll. Da der Vulkanismus weiter aktiv war, haben sich die beiden Vulkane über dem Meeresspiegel weiter vergrößert. Später ist der Vulkanismus versiegt, aber die beiden Bergspitzen ragten jeweils einige Hundert Meter aus dem Meer. Die Erosion durch Brandung und Niederschläge hat die ruhenden Vulkane abgetragen, bis das Niveau der Meeresoberfläche wieder erreicht wurde. Gleichzeitig haben sich die beiden Atolle gebildet, aufgrund von schnell wachsenden Korallenstöcken. Von den beiden Vulkanen ist heute oberhalb der Wasseroberfläche nichts mehr zu sehen, aber die beiden Korallenriffe sind noch vorhanden.


Am Nachmittag gehen wir mit Maria im Kinderwagen und Tisza ohne Leine über die Hauptinsel West Island. Der Spaziergang ist für uns sehr wichtig, damit wir unsere Glieder, die in den letzten Wochen wenig Bewegung hatten, einsetzen können. Es gibt hier noch weniger zu sehen als in Port Hedland. Bei insgesamt nur ungefähr 600 Einwohnern verwundert mich das nicht. Es gibt aber einen Flugplatz, einige Hotels und ein paar Restaurants. Die meisten Leute, die wir hier sehen, sind australische Touristen. Als wir einen Supermarkt finden, geht Lisa hinein, während ich draußen mit dem Kind und dem Hund warte.


Glücklich, die Beine bewegt zu haben, steigen wir ins Boot. Lisa brät für uns zwei Fische in der Pfanne. Dazu gibt es Pellkartoffeln und Salat. Inzwischen stelle ich die Satellitenschüssel neu ein, da das Boot fest fixiert ist. Somit können wir jetzt unter anderem auch deutsches Fernsehen empfangen. Auf See können wir kein TV schauen, weil sich die Jacht bewegt.


In der Nachrichtensendung wird erzählt, dass im Zentrum von Paris eine schmutzige Bombe von Terroristen gezündet wurde. Es waren wohl Schläfer, die wegen dem Krieg der Religionen zugeschlagen haben. Die Zahl der Toten steht noch nicht fest, aber sie hält sich nach französischen Behördenangaben in Grenzen. Problematisch ist die radioaktive Verseuchung eines Stadtteils mit dementsprechend vielen Strahlenopfern, die sich wochenlang mit den typischen Symptomen der Strahlenkrankheit herumschlagen. Außerdem sind mögliche Spätfolgen jetzt noch gar nicht abschätzbar. Eine schmutzige Bombe ist eine konventionelle Sprengladung mit einem radioaktiven Außenmantel. Diese Bombe wurde in einem Kleinlaster mit einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen deponiert und ferngezündet. Durch die eigentliche Detonation werden im Allgemeinen nur wenige Passanten getötet, aber das radioaktive Material verteilt sich im Umfeld und verstrahlt einen ganzen Stadtteil. In einer dicht besiedelten Großstadt können 100.000 Menschen von so einer Bombe betroffen sein, sodass die Folgen enorm sind. Natürlich sind die Auswirkungen einer schmutzigen Bombe nicht mit den Folgen einer richtigen Atombombe zu vergleichen.


Uns hat es wirklich die Sprache verschlagen. Scheinbar eskaliert der Konflikt immer mehr und die Lage in den NATO-Ländern wird immer unsicherer. Ich öffne mir eine Büchse Foster-Bier.


„Ist das nicht schrecklich?“, frage ich Lisa.

„Es ist absolut furchtbar!“

„Die Terroristen haben ihre Drohungen tatsächlich umgesetzt und eine schmutzige Bombe in Paris gezündet“, sage ich.

„Ja, die armen Leute dort!“

„Und das in Paris, der schönsten Stadt in der Welt.“

„Vielleicht sollten wir doch nicht nach Mallorca, sondern zurück nach Port Hedland segeln!“

„Nein, auf gar keinen Fall“, sage ich.

„Okay! Das war ja nur so eine Idee!“

„Uns wird nichts passieren und Mallorca ist sicher.“

„Wenn du meinst!“

Maria ist schon lange in ihrem Kinderbett und schläft. Wir sitzen noch lange an Deck und trinken ein paar Bierbüchsen. Anschließend laufe ich mit Tisza noch eine Pinkelrunde. Dann krabbeln wir in die Koje und machen Liebe für den Weltfrieden. Ob das wohl gelingen wird?

S eekarte vom Segeltörn von Port Hedland zu den Kokosinseln

Kurswechsel im Indischen Ozean

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