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Pioniere I: Zum 25. Geburtstag holte Flyer nochmals seine Oldies raus.


Pioniere II: Bernhard Sprenger baute das erste europäische E-Bike.

WEG VOM REHA-IMAGE

Daran erinnert sich auch der Branchenkenner Gunnar Fehlau, der heute gern E-Bike fährt und dies auch fördert. Doch anfangs hatte er zu den Spöttern gezählt, wie er heute reumütig einräumt. Er berichtet vom Ende seiner ersten Probefahrt auf einem Flyer: »Wieder im Kreise der Gleichgesinnten, attestierte ich, die Räder sähen aus wie Krankenversicherung und führen sich genauso. Ich nahm Haltung an und proklamierte, auf absehbare Jahre noch ausreichend fit zu sein und deshalb kein solches Ding – es Fahrrad zu nennen, weigerte ich mich – zu brauchen, ich würde aber sehr wohl meinen älteren Vater fragen, ob er Interesse hätte.« Obwohl Fehlau heute noch fit genug ist, mit reiner Muskelkraft die von ihm ins Leben gerufene Grenzsteintrophy zu fahren, ist er längst zum E-Bike-Fan geworden: »Das Fahrrad war für mich seit Anbeginn ein Mittel zur Freiheit. Wenn der Motor nun die Leidenschaft Radfahren vom Leiden befreit, so ist das durchaus ein Gewinn an Freiheit.«

Auch Claus Fleischer von Bosch eBike Systems hat erfahren, wie es ist, wenn man seiner Zeit voraus ist: »Als wir vor zehn Jahren angefangen haben, war es noch peinlich, als U50 auf einem Pedelec gesehen zu werden.« Als ambitionierter Mountainbiker erfuhr er selbst noch vor wenigen Jahren, dass Sportler das E-Bike als einen »Verrat am Fahrrad« einstuften. Dieses Urteil hat sich offensichtlich stark gewandelt, wie die Abstimmung an den Ladenkassen der Fahrradhändler zeigt. Nach einer Statistik des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) wurden 2019 1,36 Millionen elektrounterstützte Fahrräder verkauft, das ist ein Plus von 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2020 setzte das E-Bike seinen Wachstumskurs weiter fort. Die Menschen, die wegen der Corona-Pandemie nicht reisen durften, schwangen sich in den Sattel ihres neuen E-Bikes und endeckten ihre Heimat neu.

Inzwischen ist das E-Bike – so stellt nicht nur Claus Fleischer fest – in der Mitte der Gesellschaft angekommen: »Das Pedelec hat sich zum Lifestyle-Fahrzeug entwickelt, das einen Beitrag zum Umweltschutz und zur Gesundheit des Fahrers leistet.« Da kann man kaum widersprechen. In vielen Städten herrscht dicke Luft, wortwörtlich und im übertragenen Sinn. Staus sind in deutschen Großstädten während des Berufsverkehrs vielfach zum Standard geworden. Das produziert Stress für jeden einzelnen Autofahrer und schlechte Luft für alle Menschen in der Stadt. Während Stadtplaner noch grübeln, wie das Verkehrsproblem zu lösen ist, hat bei vielen Betroffenen bereits ein Umdenken eingesetzt. Die Zahl der Berufstätigen, die vom Wohnort zur Arbeitsstätte mit dem Fahrrad pendeln, nimmt zu. Auch in dieser Hinsicht wirkte die Pandemie wie ein Katalysator.


Unterschätzt: Die Flyer-F-Serie (2000-2003) hatte noch nicht den erwarteten Erfolg.

AUF KURZSTRECKEN UNSCHLAGBAR EFFEKTIV

Auf Kurzstrecken innerhalb der Stadt ist das Fahrrad unschlagbar effektiv. Das E-Bike fährt im Stadtverkehr im Durchschnitt nicht langsamer als ein Pkw, außerdem muss man keine Zeit für die Parkplatzsuche vergeuden. Beim Einkaufen lässt sich das Bike meist direkt vor der Ladentür parken. Und wenn größere Einkäufe anstehen oder der Nachwuchs in die Kita gebracht werden muss, lässt sich das mit einem Fahrradanhänger oder einem Lastenrad bewerkstelligen.



Verkehrswende: Junge Menschen steigen im Alltag und im Urlaub gern aufs E-Bike um.

Natürlich kann man all dies mit einem Fahrrad ohne Motorunterstützung tun. Aber: Mit elektrischem Rückenwind besiegt man leichter den inneren Schweinehund. Die Motorunterstützung senkt schlicht die Hemmschwelle, das Fahrrad zu nutzen. Claus Fleischer weiß aus einer Studie, dass E-Biker im Vergleich zu den anderen Radfahrern ihr Bike zwei- bis dreimal öfter nutzen und dabei die doppelte bis dreifache Strecke zurücklegen. Und wer mit Motorunterstützung durch die Stadt zum Geschäftstermin radelt, kommt nicht verschwitzt an. Gerade in Städten mit anspruchsvoller Topografie wie beispielsweise Stuttgart sind das alles wichtige Argumente für ein E-Bike.

Etwa die Hälfte aller E-Biker nutzt ihr Gefährt in der Freizeit und freut sich darüber, beim Sonntagsausflug mal spontan links oder rechts von der geplanten Strecke abzubiegen. Denn werden nicht unterwegs mit hängender Zunge liegen bleiben. Der Motor wird notfalls zur Heimweghilfe. Auch ältere Menschen, oder solchen, die ein paar Kilos zu viel haben, nimmt der E-Antrieb die Scheu, sich mal wieder in den Sattel zu schwingen. Sie brauchen keine Angst zu haben, an der nächsten Steigung gleich absteigen zu müssen oder aus der Puste zu kommen. Auf dem E-Bike halten sie ihr Herz-Kreislauf-System im Rahmen ihrer körperlichen Möglichkeiten in Schwung. Wer sich dann im Laufe der Zeit durch regelmäßiges E-Biken Kondition antrainiert hat, stellt einfach die Unterstützungsstufe zurück – oder auch mal ganz ab.

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