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Die Enthüllung
ОглавлениеDrei Tage nach dem Mord
»Wir machen das R I E S I G.« Gustav Fromm war außer sich. »Das ist ein Geschenk. So was bekommt man höchstens einmal in zehn Jahren. Höchstens, sag ich dir.« Fromm war eigentlich ein Scheiß-Chefredaktor, zu Höherem geboren, glaubte er von sich selbst, als zu einem Provinzblatt am Rand der Schweiz. Seine neoliberalen Ansichten machten ihn zwar zum Liebkind der Werbekunden aus Gewerbe und Industrie. Mit seiner Redaktion lag er sich aber regelmäßig in den Haaren, nicht nur politisch, sondern auch was Arbeitsethos wie Überstunden oder Bonuszahlungen anging. Oliver Tschanz schien die Euphorie seines Chefs nicht ganz zu teilen. »Was hockst du denn jetzt da wie sieben Tage Regenwetter. Weil Sonntag ist und du arbeitest? Pack schon mal die großen Buchstaben aus.« Tschanz rührte sich nicht.
»Von wem hast du denn den Tipp bekommen?«, fragte Fromm.
»Gustav, du weißt doch: Quellenschutz. Ich möchte dich und deine Freunde nicht in Verlegenheit bringen.« Damit spielte Tschanz auf die enge Verflechtung des Chefredaktors mit der Finanz- und Wirtschaftswelt an.
»Wie du meinst. Ich bedauere dein Misstrauen. Aber schütz du halt den Verräter. Denn die Geschichte ist zu gut, um deswegen einen Keil zwischen uns zu treiben, oder?« Fromm erhielt keine Antwort und fragte stattdessen: »Und das Ganze ist immer noch exklusiv?«
»Wenn du auf eine Bestätigung der Polizei oder Staatsanwaltschaft verzichten kannst …«
Fromm überlegte kurz. Was war das wert? Die Beamten aufscheuchen, auf die Gefahr hin, dass eine Stunde nach der Anfrage eine Medienmitteilung rausging und es alle hatten. Nein: Einmal in zehn Jahren wollte er eine Geschichte für sein Blatt allein. Er drehte sich ein weiteres Mal in seinem Bürostuhl, um etwas Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. »Mach’s! Ohne Bestätigung. Wenn du der Quelle vertraust, vertrau ich dir.«
Tschanz war überrascht von seinem Chef. »Ich geh noch schnell für kleine Jungs, hole einen Kaffee und mach mich an die Arbeit.« Fromm war die Reihenfolge zwar zutiefst zuwider. Aber er schwieg. »Uhrenvergleich: 17.13 Uhr. In zwei Stunden treffen wir uns wieder hier. Bereit zur Abnahme!«