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DIE SCHLANGE

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TITEL: Das Alte Testament

(aus dem Althebräischen, Altaramäischen und Altgriechischen von Martin Luther)

ORIGINALFASSUNG: ca. 440 v. Chr.



Und die Schlange war listiger denn alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von den Früchten der Bäume im Garten?

Wie sah die Schlange wohl früher aus, als sie beim Herrn noch nicht in Ungnade gefallen war?

Die Geschichte ist bekannt, es ist gewissermaßen die älteste Geschichte der Welt (auch wenn das natürlich überhaupt nicht stimmt, es ist sehr schwer, die Entstehungsgeschichte des Alten Testaments festzunageln). Adam und sein Weib – das zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal einen Namen brauchte – tollten nackt, unschuldig und glücklich durchs Paradies. Das klügste Tier im Garten war auch gleichzeitig das fieseste. Unter anderem konnte es sprechen und verführte die namenlose Frau zum Ungehorsam, nämlich dazu, die Früchte vom Baum der Erkenntnis zu pflücken und zu essen, obwohl der Herr ihnen das extra verboten hatte. Es war die Schlange.

Daraufhin erfand der Herr die Plagen Schwangerschaft und Arbeit. Vor allem aber machte er Adam und Eva Beine und nahm der Schlange die ihren weg. »Auf deinem Bauche sollst du gehen und Erde essen dein Leben lang« sagte er (»Eat that!«, rufen bis heute gehässige Sieger englischer Zunge). »Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.«

Vermutlich eher in umgekehrter Reihenfolge. Diesen letzten Satz jedenfalls musste er der Schlange wahrscheinlich nicht zweimal sagen, ihr prominentestes Opfer sollte die ägyptische Königin Kleopatra VII. werden.

Aber wie war das vorher? Wie viele Beine hatte die Schlange? Zwei, vier? War der erste Verführer des Christentums vielleicht ein Tausendfüßler?

Bald schon im Alten Testament bekommt die Schlange Gelegenheit, sich mit Zauberkunststückchen zu rehabilitieren. Als Moses sich fürchtet, das Volk Israels anzuführen und zu erretten, weil man ihm dies nicht zutrauen würde, lässt der Herr ihn seinen Hirtenstab zu Boden werfen. Er verwandelt sich in eine Schlange; als er die am Schwanz packt, wird sie wieder zum Stock.

Der »falschen Schlange« hilft das wenig. Spätestens im Neuen Testament identifiziert das Christentum sie endgültig mit Satan. Seither packen Mafiosi sie in Kartons und legen sie vor Türen Einzuschüchternder, um Zeichen zu setzen. Vor Apotheken windet sie sich lasziv und macht Werbung für die Pharmaindustrie.

Bei den alten Hopi-Indianern war die Schlange noch ein Fruchtbarkeits-symbol, wurde sie doch mit der Nabelschnur verglichen. Nun, dieses Verhältnis ist seit Langem vergiftet.

GATTUNG: Serpens satanicus

LEBENSRAUM: Paradies

SOZIALVERHALTEN: inakzeptabel

WWF-FAKTOR:

FABELTAUGLICHKEIT:

BEINE: hm, schlechtes Thema

ERSTES KUNSTSTÜCK: der Stocktrick

ERNÄHRUNG: Fersen

NATÜRLICHER FEIND: der Herr

Das Buch der Tiere

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