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Die Sonne schien, die Stadtautobahn war gut befahrbar und die vor dem Kleiderschrank verlorene Zeit war fast wieder herausgeholt. Wenn jetzt noch das Meeting erfolgreich verlief, war aus einem mäßigen Morgen doch noch ein toller Tag geworden.

Seine Verärgerung über Julias Gezicke hatte sich während der Fahrt gelegt. Auch über den absurden Gedanken, sie könne ihn betrügen, hatte er auf halber Strecke nur noch lachen können. Julia war nun wirklich nicht der Typ für eine heiße Affäre.

Mit Schwung öffnete er die Tür zu seinem Büro: »Guten Morgen, Felizitas!«, meinte er gut gelaunt. Seine Assistentin sah mit einem Lächeln auf. »Guten Morgen Herr Baker!«

»Mediterraner Style!«, beantwortete er die unausgesprochene Frage, die mehr als offensichtlich in ihrem Blick lag. »Eine Hommage an die spanischen Partner.«

»Ein roséfarbenes Hemd und ein beigebraunes Sakko sind mediterran?«

»Nicht?«

»Sie sind der Boss …«

»Prima, dass wir das geklärt haben. Sind die anderen schon da?«

»Konferenzraum zwei.« Felizitas reichte ihm ein Dossier. Roman nickte. »Seien Sie so nett und besorgen Sie mir Blumen. Rote Rosen vielleicht oder nein, lieber irgendetwas Buntes, Frisches, Fröhliches. Und üppig bitte.«

»Ärger im Paradies?« Felizitas sah ihn mitfühlend an. »Was haben Sie angestellt?«

»Ich habe gar nichts angestellt!«, sagte er entrüstet. »Meine Frau ist sauer, dass unser Ausflug zu ihrem Klassentreffen wegen den Spaniern ausfallen muss.«

»Ich verstehe …«

»Ich nicht!«, bekannte Roman. » Aber ich bin ja auch »nur« ein Mann. Also, ich verlasse mich auf Sie, Felizitas. Ansonsten bin ich dann jetzt in diesem Meeting.« An der Tür wandte er sich noch einmal um. »Und wenn Hongkong sich meldet …«

»Gebe ich Ihnen sofort Bescheid«, beendete Felizitas seinen Satz. Sie deutete auf eine Akte neben dem Telefon. »Ich habe bereits Vorbereitungen getroffen. Sie können ganz unbesorgt sein.«

»Sie sind unbezahlbar, Felizitas!«

»Ich werde Sie bei den nächsten Gehaltsverhandlungen daran erinnern«, entgegnete die junge Frau.

»Bis später!« Eilig verließ Roman den Raum. Noch auf dem kurzen Weg zum Konferenzraum warf er einen Blick in das Dossier. Felizitas hatte vorbildliche Arbeit geleistet. Es war immer wieder erstaunlich, was sie aus seinen Notizen herauszuholen wusste. Alles war übersichtlich dargestellt, angemessen formuliert und durch weitere Rechercheergebnisse ergänzt. Die kleine Unstimmigkeit aus dem Memo war auch nicht mehr ersichtlich. Sie hatte es bei der Ausarbeitung natürlich selbst gemerkt.

Es gab in der Kanzlei keine Assistentin, die auch nur ansatzweise so gut recherchieren konnte wie Felizitas. Das kam ihm immer wieder, besonders bei schwierigen oder unübersichtlichen Vertragsverhandlungen, zugute. Meist wusste er schon zu Anfang mehr über die Gegenseite, als dieser lieb sein konnte. Auch jetzt hatte Felizitas ein paar interessante Details zutage gefördert.

Über Romans Gesicht huschte ein siegessicheres Lächeln, das in dem Moment verschwand, als er die Tür zum Konferenzraum öffnete. »Buenos dias, meine Damen und Herren! Bitte entschuldigen Sie meine Verspätung!« Mit weit ausholenden Schritten durchquerte er den Raum und nahm an der Kopfseite des Konferenztisches Platz. Unbeeindruckt von den abwartenden Blicken der Anwesenden zog er seinen Stift aus der Brusttasche der Jacke und legte ihn beinahe liebevoll neben das Dossier. Er griff nach der Kaffeekanne und goss sich ein, tat einen Löffel Zucker dazu und rührte bedächtig um. Nur das Anschlagen des Metalls an dem dünnen Porzellan war zu hören.

Roman sah in die Runde. »Kaffee ist ein wunderbares Getränk. Es belebt Körper und Geist.« Andächtig hob er die Tasse an und führte sie an die Lippen. Nachdem er kurz genippt hatte, meinte er: »Ich danke Ihnen für Ihre Geduld.« Die Angesprochenen nickten verbindlich. Roman war zufrieden. Schwungvoll schlug er das Dossier auf, nahm den zuvor so bedächtig abgelegten Stift in die Hand und lehnte sich ein wenig zurück. »Dann lassen Sie uns beginnen! Zeit ist Geld, und beides wollen wir keinesfalls verschwenden.«

Auch Schmetterlinge können sterben

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