Читать книгу Wünsch dich ins kleine Wunder-Weihnachtsland Band 1 - Martina Meier - Страница 13
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Die verzauberte Mauer
An einem ungemütlichen Wintertag am 22. Dezember machte sich Lina auf den Weg zur Kirche, denn in der Kirche war heute die Probe für die Weihnachtsaufführung. Sie freute sich schon sehr darauf, denn sie durfte dieses Jahr den Engel spielen.
Auf dem Weg machte sie eine merkwürdige Entdeckung: Eine Frau verschwand in der Mauer eines alten Hauses am Rande des Parks. Lina lief schnell zur Mauer, rutschte plötzlich aus und fiel hin. Da tat sich mit einem Mal eine Lücke in der Mauer auf und saugte sie wie einen Staubsauger ein. Vor Schreck schrie Lina auf und machte schnell die Augen zu. Mit einem lauten Krawusch landete sie auf ihrem Popo. Als sie die Augen wieder öffnete, war sie nicht mehr an der Mauer, sondern in einer Winter-Wunder-Weihnachtswelt gelandet. Staunend schaute sie auf den glitzernder Schnee unter sich, die Häuschen weiter hinten waren mit Kränzen geschmückt und es gab Tannenbäume, in denen Lichterketten hingen und dazwischen immer wieder Schokokringel, Marzipan und rot-weiße Schirmlollis.
„Einfach zauberhaft“, dachte Lina und bemerkte auf einmal das Papier in ihrer Hand. Es war ein Brief:
Liebe Lina!
Der Weihnachtsmann ist entführt worden! Wir brauchen deine Hilfe! Du musst ihn finden, denn wenn er bis zum 23. Dezember nicht gefunden wird, gibt es dieses Jahr keine Weihnachtsgeschenke für die Kinder! Nur du kannst uns helfen! Beeil dich!
Liebe Grüße
Die Weihnachtswichtel
Lina sagte: „Oh nein! Ich helfe!“ Schnell stand sie auf und lief los. Aber wo sollte sie nur anfangen, zu suchen? Sie lief zum Haus des Weihnachtsmanns. Hier waren keine Spuren zu sehen …
Halt! Da lag doch eine neongelbe Maske zwischen den Kaminscheiten. Ob die sie zum Weihnachtsmann führen konnte? Zum Glück hatte Lina ihre pinke Pinzette dabei. Damit hob sie die Maske auf und steckte sie in eine Tüte.
„Ob jemand in der Stadt diese Maske erkennt?“, fragt sich Lina und schon lief sie weiter und fragte an einem Crêpe-Stand nach. Doch der Verkäufer schüttelt mit dem Kopf. Auch bei der Bude mit den schönen bunten Socken und dem Stand mit den Holzfiguren schüttelte man nur die Köpfe.
An der letzten Bude erkannte der Verkäufer jedoch die Maske. „Ja, die kenne ich – ich hatte solche hier. Erst gestern habe ich die zwei letzten davon verkauft.“
Lina konnte es kaum fassen und fragte: „Wer hat die Masken denn gekauft und wann war das? Wissen Sie auch noch, wie der- oder diejenigen aussahen? Was hatten sie an?“ Die Worte sprudelten nur so aus Lina raus – so aufgeregt war sie. Fast fing sie vor Spannung an, zu hüpfen.
Der Verkäufer streifte sich mit den Handschuhen durch seinen Bart und brummt vor sich hin. „Mal überlegen … also, wenn ich mich recht erinnere, waren es ein kleiner dicker Mann und eine dünne große Frau, ein wirklich ulkiges Pärchen. Der Mann hatte schwarze Lederschuhe an und eine braune Hose mit schwarzen Flecken. Dazu trug er ein rotes Shirt mit einem Drachen darauf. Das fiel mir auf, weil er seine blaue Jacke um die Hüften gewickelt hatte und ich mich noch gewundert habe, dass der Kerl nicht friert bei der Kälte. Aber Fett wärmt ja, sagt man – hö hö hö.“
„Und was war mit der Frau? Was trug die?“, fragt Lina nach und dachte bei sich: „Ganz schön gutes Gedächtnis, der Typ. Alle Achtung!“
„Die Frau trug schwarze Stiefeletten mit blauen Strass-Steinen darauf, dazu eine rote enge Hose und ein bauchfreies Shirt. Außerdem eine Jeansjacke. Ihre Haare hatte sie hochgesteckt … ach und der Mann hatte lange blonde Haare.“
Lina fragte: „Wissen Sie, wo sie hingegangen sind?“
„Ja, ich meine, dass sie gesagt haben, dass sie in der Stadt ein Zimmer suchen wollten“, antwortete der Verkäufer.
„Danke“, sagte Lina, lief wieder los und suchte in der Stadt nach Unterkünften, die gestern gebucht worden waren. In der Touristikinfo erfuhr sie, dass gestern drei Zimmer gemietet worden waren. Sie lief erst zu einer kleinen Jugendherberge – sie hieß Sonnenschein. An der Rezeption fragte sie: „Sind hier gestern eine große dünne Frau und ein kleiner dicker Mann angekommen?“
Der Mann hinter der Rezeption antwortete: „Nein, hier ist nur eine Frau mit Kinderwagen angekommen.“
Lina bedankte sich und ging zur nächsten Pension mit dem Namen Winter-Sandstrand. Sie fragte: „Sind gestern eine große dünne Frau und ein kleiner dicker Mann angekommen?“
„Ja, ein Mann und eine Frau sind hier angekommen, sie haben das Zimmer unter dem Dach, die Nummer des Zimmers ist 25“, sagte der Mann hinter der Theke.
Lina fragte: „Könnten Sie mich bitte zu diesem Zimmer bringen?“
Der Mann hinter der Theke antwortete: „Warum, das darf ich nicht.“
Lina bat: „Ich bin die Nichte von den beiden.“ Eine Lüge!
„OK“, antwortete der Mann da und kam hinter seiner Theke hervor. „Wir müssen die Treppe hoch“, sagte er.
Sie gingen zwei Treppen hoch und dann in den rechten Gang. Vor dem letzten Zimmer blieb er stehen. Lina bedankte sich und der Mann ging wieder runter.
„Was soll ich jetzt machen?“, dachte Lina. „Ich klopfe einfach.“ Als sie gerade klopfen wollte, wurde die Tür geöffnet und ein Mann und eine Frau kamen heraus. Lina konnte sich gerade noch mit einem beherzten Sprung hinter dem Sofa verstecken, das im Gang stand. Leise lief sie hinter den beiden her und belauschte ihr Gespräch.
Die Frau sagte: „Ich werde diesen Weihnachtsmann fertigmachen – er hat mir nämlich früher meinen Herzenswunsch nicht erfüllt!“
Und der Mann schimpfte: „Und mir hat er früher nicht mein Indianer-Kostüm gebracht, das ich mir zu Weihnachten gewünscht habe.“
Lina nahm mit ihrem Handy das Gespräch auf und erkannte, dass die Frau die gleiche Frau war, die sie an der Mauer gesehen hatte. Die beiden spazierten direkt auf ein Haus mit vergitterten und zugemauerten Fenstern zu und gingen hinein. Lina ging leise hinterher, stieß aber aus Versehen gegen eine Vase. Die Vase kippte um und zersprang in tausend Einzelteile. Es klirrte ganz laut.
Der Mann drehte sich und entdeckte Lina: „Was machst du denn hier?“, schnauzt er Lina an, dann fragt er die Frau: „Was sollen wir mit dem Mädchen machen?“
Die Frau antwortet: „Wir sollten die Kleine zu dem Alten sperren!“
Also packte der Mann Lina am Jacken Kragen und die Frau öffnete eine Geheimtür hinter dem Bücherregal. Dann schmiss der Mann Lina in den dunklen Raum hinein und die Frau verschloss sofort die Tür. Zum Glück hatte die beiden Lina nicht ihr Handy abgenommen, denn das hatte auch eine Taschenlampe.
Lina machte die Taschenlampe an und als sie im Raum rumleuchtete, sah sie den Weihnachtsmann auf einem Stuhl sitzen. Er war gefesselt und geknebelt. Sie lief schnell zu ihm hin und nahm ihm den Knebel aus dem Mund und löste die Fesseln.
Der Weihnachtsmann sagte zu Lina: „Ich danke dir für deine Hilfe, aber wie sollen wir jetzt hier rauskommen?“
„Ich habe gesehen, wie die Frau die Tür geöffnet hat. Vielleicht ist hier in der Mauer auch so ein Stein, den man rausziehen muss“, antwortete Lina.
Der Weihnachtsmann und Lina machten sich auf den Weg zur Mauer. Lina sagte: „Wir sollten erst lauschen, ob sie noch da sind und erst dann den losen Stein suchen. Am besten wir fangen mit dem Suchen auf der linken Seite an.“
Als sie keine Geräusche mehr im Haus hörten, fingen sie an, auf der linken Seite die Steine zu untersuchen. Als die beiden fast alle Steine auf der linken Seite probiert hatten, fand der Weihnachtsmann einen Stein, der lose war. Lina nahm den Stein und zog ihn raus. Und gleich schwang die Wand zur Seite auf und helles Licht fiel in den Raum. Die beiden mussten sich sogar die Augen zuhalten, weil das Licht so sehr blendete, denn wenn man so lange in einem dunklen Raum war, war schon das normale Tageslicht sehr hell.
Dann schlichen die beiden an der Hausmauer weiter und sahen bald darauf den Mann und die Frau. Der Weihnachtsmann und Lina schlichen sich an und warfen sich auf sie. Lina sagte schließlich: „Wir müssen die Polizei anrufen.“
Der Weihnachtsmann stimmte ihr zu. „Ja, aber erst fesseln wir sie, ich habe meine Seile mitgenommen!“
Also nahmen sie die Seile und banden die beiden Grinche zusammen an eine Laterne. Dann rief Lina die Polizei an. Die kam auch sofort.
„Heute ist unser Glückstag!“, sagte die Polizistin. „Das sind zwei Verbrecher, die schon lange gesucht werden. Ich danke euch.“ Die Polizisten nahmen die beiden mit.
Der Weihnachtsmann war kaputt, aber auch sehr glücklich darüber, wieder frei zu sein. „Möchtest du als Belohnung dafür, dass du mich gerettet hast, in der Nacht zum 24. Dezember mit mir die Geschenke verteilen?“
„Au ja!“, freute sich Lina.
Dann gingen der Weihnachtsmann und Lina zu seinem Haus. Beide wurden von den Weihnachtswichteln mit heißem Kakao und Lebkuchen empfangen. Als es dunkel war, sagte der Weihnachtsmann: „Wir müssen los, die Wichtel haben den Schlitten fertig beladen.“
Lina freute sich richtig, dem Weihnachtsmann helfen zu können. Vor lauter Freude leuchten ihre Wagen ganz rot. Als sie fertig waren, brachte der Weihnachtsmann Lina noch zum Tor, das die Winter-Wunder-Weihnachtswelt von der normalen Welt trennte. „Von hier aus kommst du wieder schnell und sicher nach Hause. Nimm dir ein Glöckchen vom Schlitten. Es ist ein ganz besonderes Glöckchen: Wenn du das Glöckchen klingelst, kannst du immer herkommen. Und nochmals vielen Dank für deine Hilfe, Lina!“
„Danke dir, Weihnachtsmann, für das Glöckchen. Ich werde bestimmt wiederkommen.“ Dann ging Lina los und verschwand im Tor.
Plötzlich aber lag sie vor einer Mauer im Gras und öffnet ihre Augen. „Habe ich geträumt?“, fragt sie sich.
Noch ganz verwirrt meinte sie, ein helles Glöckchen zu hören, wie vom Schlitten des Weihnachtsmanns ...
War alles wirklich nur ein Traum?
Svantje R., 11 Jahre, Sandkrug bei Oldenburg, Deutschland