Читать книгу Wünsch dich ins kleine Wunder-Weihnachtsland Band 1 - Martina Meier - Страница 6
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Ein Weihnachtswiedersehen
Ich schlenderte durch die Einkaufspassage der New Yorker Innenstadt. In den Schaufenstern waren bunte Lichter und meistens las man den Schriftzug Merry Christmas. Rote Weihnachtsmänner säumten die Straße und begrüßten jeden, der an ihnen vorbeikam, mit einem strahlenden Lächeln. Ich steuerte einen kleinen, relativ schlicht geschmückten Laden an. Über dem Eingang prangte ein Schild mit der Aufschrift Tea – from all around the world. Ich mochte den Laden sehr. Die Inhaberin war eine Bekannte von mir und wir verstanden uns wirklich gut.
Die Glöckchen der Ladentür bimmelten, als ich eintrat, und eine Stimme rief durch den Raum: „May, Liebes! Ich habe mich schon gefragt, wann du mal wieder vorbeikommst!“
„Ms. Smith, ja, ich habe mich dazu entschlossen, Onkel Patrick ein Päckchen deiner Spezialmischung zu schenken. Ich möchte ihn über die Feiertage auf seiner Ranch in Georgia besuchen. Ich habe ihn als kleines Kind zuletzt gesehen und all die Jahre sind ohne meinen Lieblingsonkel verstrichen. Jetzt will ich ihn wieder besuchen“, überrollte ich die alte Dame mit einem Redeschwall.
„Das ist so eine wundervolle Idee, May!“, lächelte sie mich an.
„Ja, und ich hoffe, dass er es meiner Mutter verzeihen wird“, erzählte ich Ms. Smith. Doch meine Gedanken trübten sich, nach der anfänglichen Vorfreude kamen Bilder der Vergangenheit in meinem Kopf auf. Es war Heiligabend vor 13 Jahren, als Mum und Onkel Patrick miteinander stritten. Seitdem durfte ich meinen Onkel nie wieder besuchen. Doch nun war ich volljährig und meine Mutter konnte mir nichts mehr vorschreiben.
Ich winkte ein Taxi heran. Als es hielt, bat ich den Fahrer, mich nach außerhalb zur Ranch meines Onkels zu bringen. Zuerst sah man nur die weihnachtlich geschmückten Straßen, bis wir nach einer Stunde nur noch gerade Landstraßen und im Dunkeln eingeschlossene Felder überquerten.
Ich setzte einen Fuß in den weißen Schnee, als wir nach einer zweistündigen Fahrt am Ziel angekommen waren: an der Ranch von Onkel Patrick. Dem Fahrer gab ich doppeltes Trinkgeld, da mich wahrscheinlich nicht mal mehr meine besten Freunde am Weihnachtsabend hier rausgefahren hätten. Ich nahm meinen Koffer und meinen Rucksack und näherte mich der Haustür.
Nun, so kurz vor dem Ziel nagten doch Bedenken an mir: Würde er sich freuen, mich zu sehen? Doch da hörte ich den Motor des hinter mir startenden Autos und ich wusste, dass es kein Zurück mehr gab. So nahm ich all meinen Mut zusammen und drückte auf die Klingel. Innen läutete es und ich hörte die Schritte über das alte Dielenbrett knarren. Durch die Fenster strahlte Licht nach draußen und ich erkannte, dass die Tür, vor der ich stand, aus massivem Eichenholz bestand. Diese öffnete sich in dem Augenblick und ein schlaksiger etwa 50 Jahre alter Herr mit schwarzem, teilweise gräulichem Haar stand vor mir, doch ich erkannte ihn: Es war Onkel Patrick.
„May, bist du es wirklich?“ Die Augen meines alten Lieblingsonkels füllten sich mit Tränen.
„Wenn ich es dir doch sage!“, antwortete ich überglücklich.
Er nahm mich in den Arm und fragte: „Deine Mutter wollte nicht, dass du mich wiedersiehst, oder?“ Ich nickte. Seine Miene trübte sich, doch da fing er an zu erzählen: „Ich habe mich mit ihr in die Haare gekriegt. Als wir einmal gemeinsam auf dem Spielplatz waren, da bist du von einem sehr hohen Klettergerüst gefallen und musstest ins Krankenhaus. Als ich sie anrief, warf sie mir vor, dass ich mich nicht gut genug um dich kümmern könnte und ich dich niemals wiedersehen würde. Doch nun bist du da. Das ist unbeschreiblich schön!“
Ich lächelt und redete ihm ganz sanft zu: „Es ist wunderbar, meinen Lieblingsonkel wiederzusehen. Außerdem habe ich noch ein Weihnachtsgeschenk für dich.“ Damit übergab ich ihm die Spezialmischung von Ms. Smith.
Eine Woche blieb ich auf seiner Ranch. Ich half ihm beim Füttern der Hühner, beim Ausmisten der Ställe und beim Bürsten der Ponys.
Seit jenem Weihnachten besuche ich Onkel Patrick mehrmals im Jahr und wir haben jedes Mal sehr viel Spaß.
Nora E., 11 Jahre, München, Deutschland