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Mein Mann, der Weihnachtsmuffel

Wenn man möchte, könnte man mich als richtigen Weihnachtsfetischisten bezeichnen, denn ich liebe Weihnachten. Das wurde mir vererbt – mütterlicherseits.

Mein Mann jedoch ist das genaue Gegenteil von mir, ein Weihnachtsmuffel. Und das ist auch vererbt – ebenfalls mütterlicherseits.

Als meine Kinder und ich vom Tannenbaumkauf zurückkamen, stand meine Schwiegermutter, die im Haus nebenan wohnt, bereits am Fenster. Mir schwante Böses. Im Sturzflug kam dieser Grinch herausgeeilt, um mir zu verkünden, dass unser diesjähriger Baum kleiner als der vorherige sei. Ich runzelte die Stirn, während ich das gute Stück mithilfe meiner beiden Kinder vom Autodach hievte.

„Kann sein“, räumte ich ein. Mir sträubten sich die Nackenhaare, als ich ihr hämisches Grinsen bemerkte.

„Du wirst Stunden brauchen, um den zu schmücken, und genauso lang, um ihn wieder abzuschlagen“, feixte sie, als hätte sie gerade sechs Richtige im Lotto.

„Wann kauft ihr denn euren Baum?“, wollte ich wissen und das Lächeln breitete sich noch weiter aus.

„Ich nehme den vom letzten Jahr“, erklärte sie gut gelaunt. „Der steht noch geschmückt, wie er war, im Keller. Da puste ich den Staub ab und in zwei Minuten steht er im Wohnzimmer. Und genauso schnell ist er auch wieder weg. Keine Arbeit, kein lästiger Dreck!“

Ich ging in mich. Tatsächlich. Letztes Jahr hatte sie in einem Billigdiscounter einen bereits fertig geschmückten Baum ergattert. Er war ungefähr dreißig Zentimeter groß und mit Minilämpchen versehen, deren Stecker man nur noch in die Steckdose stecken musste und schon konnte Weihnachten kommen – und genauso schnell auch gehen.

Ich tat es dem Baum gleich und verschwand so zügig ich konnte. Am Abend musterte mein Mann den Baum, der noch auf dem Balkon im Wassereimer stand und auf seinen großen Auftritt wartete.

„Der ist aber größer als der vom letzten Jahr“, raunte er, „die Kinder sind doch jetzt alt genug, da brauchen wir keinen großen Baum mehr.“ Er erntete von mir einen bösen Blick und verzog sich auf seine Couch, während ich Rudolf und einen Schneemann in den Garten stellte. Der Weihnachtsmuffel sah mir vom Fenster aus eine Weile zu und ich bemerkte seinen genervten Blick, den ich, weil ich darin schon eine gewisse Übung habe, einfach ignorierte.

Die nächsten Tage schmückte ich die Wohnung.

Mein Mann schüttelte verständnislos den Kopf. „Alles Kitsch!“, fand er.

Ich backte Plätzchen und Kuchen, machte heißen Kakao mit Schlagsahne, entzündete die erste Kerze auf dem Adventskranz und die Kerzen der Weihnachtspyramide, deren Figuren sich friedlich im Kreis drehten. Ich hatte alles etwas abgedunkelt und die Weihnachtsmusik angeschaltet. Die Augen der Kinder leuchteten zufrieden, nur Grinch zwei aß grimmig sein Gebäck. „Ah“, stöhnte er, „jetzt müssen wir diese nervige Musik wieder vier Wochen lang ertragen.“

Zwei Wochen später verpackte ich die Geschenke und versteckte sie so gut, dass ich fürchtete, einige später selbst suchen zu müssen.

„Wir können doch das Osterpapier nehmen“, schlug mir mein Mann vor, als das Weihnachtspapier nicht ganz ausreichte, die Kinder würden es sowieso sofort abreißen. Ich verdrehte die Augen und seufzte schwer. Ich hatte gerade die Fenster mit Weihnachtsmotiven beklebt, als die ersten Flocken meine angeschlagene Laune erheblich besserten. Gegen Nachmittag hatte bereits eine mehrere Zentimeter dicke weiße Pulverschicht alles überzogen, was sonst hässlich und trist aussah – die Straßen, Bäume, Laternen und Schilder. Kinder liefen vergnügt umher und bewarfen sich mit Schneebällen, meine beiden waren auch dabei. Es war ein schöner Anblick, den ich genoss ... bis mein Mann nach Hause kam.

„Verdammt“, knurrte er, „jetzt ist auf den Straßen kein Vorankommen mehr und Schneeschaufeln darf ich auch noch.“

Dann war es endlich soweit. Die Kinder waren schrecklich aufgeregt, während mein Mann im Jogginganzug auf der Couch lag und mich fragend ansah, als ich ihm, mit einem Blick auf die Uhr, verkündete, dass es langsam Zeit würde. Er schnaufte und erhob sich schwerfällig. Doch er zog sich um.

Als es klingelte und unser Besuch erschien, war es bereits dunkel. Der Tannenbaum stand majestätisch auf seinem Platz und erstrahlte im hellen Kerzenschein. Ich bimmelte mit dem Glöckchen, das die Bescherung einläutete, während der CD-Player Oh du Fröhliche spielte. Die Augen der Kinder leuchteten vor Freude, aber halt! Nicht nur die der Kinder. Mein Mann hatte sein Geschenk ausgepackt und plötzlich hatte sich etwas geändert. Der Grinch war verschwunden, hatte sich klammheimlich aus dem Staub gemacht. Mein Weihnachtsmuffel strahlte über das ganze Gesicht, ja er sang sogar fleißig mit und sein breites Lächeln reichte bis zu seinen Augen, als er mir mein Geschenk reichte.

Meine ständigen Andeutungen waren auf fruchtbaren Boden gestoßen und so strahlten wir um die Wette.

Und wer hätte es gedacht? Er küsste mich und sagte: „Schatz, das ist das schönste Weihnachten, das wir je hatten.“

Keine Ahnung, was an diesem Fest anders, als an denen zuvor gewesen war, aber ich stimmte ihm gerne zu und hoffte, dass der Grinch für immer Reißaus genommen hatte.

Martina Schneider, 45 Jahre alt, wohnhaft in Köln, veröffentlichte bereits ein paar ihrer Kurzgeschichten. Wenn sie nicht schreibt, liest sie gerne oder spielt Gitarre. Sie ist Bürokauffrau und hat zwei studierende Kinder.

Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 3

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