Читать книгу Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 3 - Martina Meier - Страница 9
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Meine Weihnachtswünsche
Alle Jahre wieder wird es Weihnachten. Und alle Jahre wieder habe ich zwei große Wünsche. Mein größter Wunsch wäre, eine kleine Schwester oder einen kleinen Bruder zu bekommen. Aber ich denke, dass Mama und Papa kein neues Baby haben werden. Denn dann wäre es in den letzten zehn Jahren bestimmt schon auf die Welt gekommen. Zehn Jahre – so alt bin ich, Neele, nämlich schon.
Mein zweiter großer Wunsch ist ein Haustier. Egal welches. Ich liebe eigentlich alle Tiere. Doch wenn ich eins auswählen könnte, hätte ich am liebsten eine Katze.
Bald ist wieder Weihnachten und jeden Abend hoffe ich auf die Erfüllung meiner Weihnachtswünsche! Wie immer wollten Papa und ich am Tag vor Weihnachten einen Tannenbaum kaufen. Wir sind mit dem Auto in die Baumschule gefahren und haben alle Tannenbäume angesehen. Papa braucht immer sehr lange, bis er sich für einen Baum entschieden hat. Entweder sind sie zu groß oder zu klein. Haben zu viele oder zu wenig Zweige. Oder sie sind zu dick oder zu dünn. Nach einer Weile habe ich mich auf einen Baumstumpf gesetzt und gewartet.
„Wie wäre denn dieser?“, hat Papa gerufen und ich habe gerade „Cool“ geantwortet, als ich ein leises Maunzen hinter mir hörte. Langsam habe ich mich umgesehen und da habe ich es schon wieder gehört – das Maunzen. Weil ich aber nichts entdecken konnte, habe ich vorsichtig die Äste eines Busches auseinandergeschoben. Und dann habe ich sie gesehen, eingebettet in ein Nest aus Laub saßen dort zwei kleine Katzenbabys. Wie niedlich. Ein Kätzchen ganz weiß und das andere Kätzchen ganz schwarz.
„Papa, Papa“, habe ich gerufen. Da ist Papa gekommen und ich habe ihm die kleinen Kätzchen gezeigt. „Können wir die mitnehmen?“, habe ich gefragt.
Aber Papa hat den Kopf geschüttelt. „Die gehören doch wahrscheinlich zur Baumschule. Die Katzenmutter ist bestimmt gerade auf Futtersuche.“ Und dann hat Papa einfach weiter Weihnachtsbäume angesehen, ohne sich um die Katzenbabys zu kümmern.
Also habe ich Herrn Baumer gesucht. Eigentlich lustig, Herr Baumer ist der Besitzer der Baumschule und verkauft Weihnachtsbäume. Mutig habe ich ihn nach den Katzenbabys gefragt. „Nee – die gehören mir nicht. Hier laufen eine Menge wilder Katzen herum, die wir eigentlich gar nicht haben wollen“, hat er geantwortet.
Und da stand Papa plötzlich wieder hinter mir und hat gesagt: „Siehst du, das sind gar keine zahmen Hauskatzen, die Katzenmutter kommt gleich wieder und …“
„Allerdings, ich habe gestern Abend eine überfahrene Katze auf dem Parkplatz gefunden“, hat Herr Baumer Papa unterbrochen und mir zugezwinkert.
„Siehst du Papa, das war bestimmt die Katzenmama. Die Kätzchen sind jetzt Vollwaisen. Wenn wir sie nicht mitnehmen, verhungern sie.“
Papa hat nur den Kopf geschüttelt und seinen Tannenbaum bezahlt. Ich fand das gemein. Herzlos.
„Die müssen bestimmt erfrieren“, habe ich gesagt.
„Wir haben noch gar keine weihnachtlichen Temperaturen“, hat Papa geantwortet. Da wusste ich auch nicht mehr, was ich noch sagen sollte, und habe nur beleidigt geguckt.
Am Mittag bin ich noch einmal mit dem Fahrrad in die Baumschule gefahren. Die Katzen lagen noch immer in ihrem Laubnest und haben ganz leise gemaunzt.
„Bestimmt weinen die schon, weil ihre Mama nicht wieder kommt“, habe ich gedacht. Dann habe ich wieder Herrn Baumer gesucht und gefragt, ob ich die tote Katze mal sehen kann.
„Nee, die haben wir schon begraben“, hat Herr Baumer geantwortet.
„Wie sah sie denn aus?“, habe ich gefragt.
„Schwarz-weiß-gefleckt“, hat Herr Baumer geantwortet. Da war mir alles klar. Das konnte ja nur die Mama der Kleinen sein. Die Kätzchen hatten sich die Farbe geteilt. Eins weiß und eins schwarz. Und plötzlich war ich echt böse auf Papa.
Also bin ich wieder nach Hause geradelt und habe Mama und Papa erzählt, dass die Katzen noch immer in ihrem Laubnest liegen. Da haben Mama und Papa sich angesehen und dann hat Papa gesagt: „Wenn die Katzen dort in zwei Stunden immer noch ohne Muttertier liegen, holen wir sie.“
Und Mama hat genickt. „Schließlich ist Weihnachten“, hat sie gesagt.
Und ich habe ganz fest die Daumen gedrückt, dass die Katzen dann immer noch dort liegen. Eigentlich ist das ja gemein, dass ich mir wünsche, dass die Kätzchen allein sind. Aber schließlich ist die Mutter ja sowieso schon tot.
Um drei Uhr sind wir alle zusammen wieder in die Baumschule gefahren. Mama hatte ihren Einkaufskorb und Papa seine Arbeitshandschuhe dabei.
„Was willst du denn damit?“, habe ich gefragt.
Da hat Papa geantwortet: „Das sind schließlich Wildkatzen.“
Als Herr Baumer uns gesehen hat, hat er angefangen zu lachen. „Wollt ihr die Kätzchen doch abholen? Das ist ja ein tolles Weihnachtsgeschenk für Neele.“
„Wir nehmen sie erst mal mit“, hat Mama gesagt. „Wir können sie ja nicht verhungern lassen. Und dann suchen wir ein gutes Zuhause für sie.“
„Aha“, hat Herr Baumer geantwortet und mir wieder zugezwinkert. Vorsichtig habe ich die Zweige zur Seite gebogen und da lagen sie noch in ihrem Laubnest. Meine beiden Kätzchen. Papa hat geseufzt, sich seine Arbeitshandschuhe angezogen und nach der schwarzen Katze gegriffen. Die war ganz erschreckt, konnte sich aber trotz Zappeln nicht aus Papas Griff befreien.
„Du drückst ihr ja die Luft ab“, habe ich empört gerufen.
„Lass mich mal“, hat Mama gesagt. „Ich hatte als Kind auch eine Katze.“ Dann hat sie sich hingehockt und ganz vorsichtig die Hand ausgestreckt. Das weiße Kätzchen hat daran geschnuppert und Mama hat die Katze ganz sanft in ihren Einkaufskorb gesetzt. Ohne zu drücken. „Die sind ja wirklich niedlich“, hat Mama geflüstert und Papa hat schon wieder geseufzt.
Zu Hause haben wir einen Pappkarton mit zwei kuscheligen Handtüchern ausgelegt und die Katzenbabys hineingesetzt.
„Die Kätzchen sind bestimmt schon drei oder vier Wochen alt“, hat Mama gemeint.
Und dann hat sie Dosenmilch aus der Küche geholt. Die Dosenmilch haben wir mit Wasser verdünnt. Ich durfte die Milch auf einen Unterteller gießen. Mama hat ihren Finger hineingesteckt und ihn der weißen Katze vor das Näschen gehalten. Das Kätzchen hat vorsichtig daran geschnuppert und anschließend ihre Hand abgeleckt. Das haben wir zusammen wiederholt und plötzlich ist das weiße Kätzchen aufgestanden und auf den Teller zugetapst. Das sah ganz lustig aus. Aber dann ist es blitzschnell umgefallen und genau im Teller gelandet.
„Du bist ja ein Keks“, habe ich gerufen. Mama hat gesagt, sie finde, dass Keks ein guter Name für das weiße Kätzchen sei und dass wir das schwarze Kätzchen Krümel nennen sollten, weil es auf der schwarzen Nase einen winzigen weißen Punkt hat, der wie ein kleiner Krümel aussieht.
„Krümel und Keks sind tolle Namen“, habe ich begeistert gerufen und laut in die Hände geklatscht. Da hat Keks sich wieder erschreckt und saß schon wieder in der Milch. Ich habe neue Dosenmilch in den Unterteller gegossen und plötzlich haben die kleinen angefangen, die Milch ganz allein aus dem Unterteller zu lecken.
Zwischendurch hat Papa aus dem Wohnzimmer gerufen, dass er jetzt den Baum schmückt. Aber Mama und ich sind lieber bei den Kätzchen geblieben. Mir war auch ohne Baum schmücken schon ganz weihnachtlich zumute. Denn plötzlich ist mir bewusst geworden, dass wir den Kätzchen vielleicht das Leben gerettet haben und da ist mir vor Glück eine Träne über die Wange gelaufen. Aber nur eine klitzekleine! Als Keks und Krümel satt waren, haben sie sich ganz dicht aneinander gekuschelt. Und da habe ich mich auch an Mama gekuschelt und gesagt, wie schön es doch ist, dass wir die Kätzchen ausgerechnet zu Weihnachten gefunden haben und so mein Weihnachtswunsch in Erfüllung gegangen ist und, dass wir deshalb zumindest ein Kätzchen behalten müssten.
„Weißt du was, Neele“, hat Mama geflüstert, „Wir behalten die beiden Katzengeschwister. Denn schließlich braucht jedes Kind seine eigene Katze. Eine für dich und eine für deinen Bruder.“ Und als sie mich angelächelt hat, wusste ich, dass morgen das schönste Weihnachten meines Lebens sein würde, da meine beiden Weihnachtswünsche endlich in Erfüllung gegangen waren.
Nicole Weinhardt ist 36 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Norddeutschland. Zur Familie gehören außerdem ein Pferd, eine Katze und zwei Kaninchen.