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Wenn das Krippenspiel im Chaos versinkt

Glücklich lief Alina über die verschneite Straße nach Hause. Es war der erste Advent, und wie jedes Jahr wurden am ersten Advent im Kindergottesdienst die Rollen für das Krippenspiel am Heiligen Abend verteilt.

Alina machte nun schon zum dritten Mal mit, doch dieses Jahr war alles anders. Dieses Jahr durfte sie die Maria spielen. Maria, die wollte sie letztes Jahr und das Jahr davor auch schon spielen, aber da hatte es immer nur zum Engel gereicht. „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude. Euch ist heute der Heiland geboren“, und so weiter.

Sie kannte den Text schon auswendig und hätte ihn nicht mehr lernen brauchen, doch sie freute sich sehr, dass sie dieses Jahr einen neuen Text, den Text der Maria, lernen durfte. Auch die Tatsache, dass Tom, ausgerechnet Tom, der größte Idiot und Klassenclown der 2b, den Josef spielte, hielt sie nicht von ihrer Freude ab. Singend sprang sie durch die Gassen der kleinen Stadt.

„Mama“, rief sie und sprang ihrer Mutter in die Arme, als die ihr die Tür öffnete, „ich spiele Maria!“

„Super, na endlich. Siehst du, ich habe dir doch gesagt, irgendwann wirst du auch die Maria spielen dürfen“, sagte ihre Mutter und freute sich für Alina mit.

„Aber ich brauche ein Kostüm“, erwiderte Alina und war schon auf dem Weg in das Zimmer ihrer Oma.

Aufgeregt riss sie den Kleiderschrank auf und fing an, ihn zu durchwühlen. Sie wusste genau, wonach sie suchte: das blaue lange Kleid und das rote Tuch darüber.

Als sie alles endlich gefunden hatte, zog sie es schnell an und betrachtete sich im Spiegel. Beide Kleidungsstücke waren ihr etwas zu groß, aber man konnte es mit einem Gürtel etwas hochbinden. Sie war so begeistert, dass sie gar nicht gemerkt hatte, dass ihre Mutter in der Tür stand.

Deshalb erschreckte sie sich, als ihre Mutter lachend sagte: „Na du kannst es ja wohl kaum erwarten.“

„Hilfst du mir beim Textlernen, Mama?“ Alina sah ihre Mutter fragend an.

„Natürlich. Ich will ja auch ein schönes Krippenspiel sehen am Heiligabend. Aber erst einmal wird das ganze Chaos hier beseitigt.“

Alina sah sich um. Erst jetzt bemerkte sie die ganzen Kleider und Jacken, die durch das halbe Zimmer verteilt auf dem Boden lagen. Sie sah hinauf in den Kleiderschrank. Er war fast leer, und sie musste lachen. Auch ihre Mutter fing an zu lachen.

In der folgenden Woche lernte Alina fleißig ihren Text, damit sie ihn bei der ersten Probe auch schon konnte. Obwohl es altmodische Sprache war mit komischen Wörtern, die Alina noch nie gehört hatte, fiel ihr das Textlernen gar nicht schwer. Sie konnte es bis zur ersten Probe kaum erwarten und war schon ganz aufgeregt.

Am zweiten Advent im Kindergottesdienst erzählte Kerstin, die Leiterin, eine kurze Geschichte passend zur Adventszeit, und sie sangen ein Lied. Alina kannte es schon aus der Schule und sang laut mit. Sie sang gerne und hatte auch schon mal bei einem Kindermusical mitgespielt.

Anschließend fingen sie dann endlich an zu proben. Alina hatte sich das Kleid schon zu Hause über ihren Pullover gezogen, doch dieses Mal wollten sie noch ohne Kostüme üben. Also begann Alina, sich das Kleid wieder auszuziehen. Dabei übersah sie allerdings Tom, der hinter ihr stand. Sie stieß ihn an, er geriet ins Wanken und fiel gegen den Tisch mit dem Adventskranz.

Eine der zwei brennenden Kerzen kippte zur Seite und das heiße Wachs tropfte auf das trockene Tannengrün. Der Kranz fing Feuer.

„Es brennt!“, schrie eines der Kinder panisch. Plötzlich rannten alle aufgeregt schreiend durcheinander, und Kerstin hatte große Mühe, den Überblick zu behalten. In der Zwischenzeit kamen schon andere Mitarbeiterinnen mit einem Eimer Wasser und schütteten ihn über den brennenden Adventskranz.

„Das ist ja gerade noch mal gut gegangen“, sagte Kerstin erleichtert, als alle wieder auf ihren Plätzen saßen. Der Rest der Probe verlief ohne weitere Zwischenfälle, und auch wenn noch nicht alle ihren Text auswendig konnten, waren die Mitarbeiterinnen zufrieden. Auch Alina hatte die Probe großen Spaß gemacht und sie freute sich schon auf den nächsten Sonntag.

Eine Woche später wurde dann mit Kostüm geprobt. Da noch nicht jeder ein Kostüm dabei hatte, bekamen sie welche von Kerstin. Josef einen Mantel, die Hirten einen Mantel oder ein Fell und einen Hut und die Engel ein weißes Gewand mit Sternen.

Sie sahen alle toll aus und liefen in ihren Kostümen durch das Gemeindehaus. „Langsam, langsam“, versuchte Kerstin sie noch zu bremsen, doch da war es schon zu spät. Annika war ausgerutscht und in die Kulisse gefallen. Diese kippte um und landete mit einem lauten Knall auf dem Boden. Annika war zum Glück nichts passiert und sie kam lachend aus den Trümmern.

Kerstin und Petra stellten die Kulisse wieder auf, und die Probe begann. Alles ging gut, bis Tom als Josef an der Reihe war. Anfangs ging es flüssig vorwärts, doch dann geriet er ins Stocken und brachte auch Alina, die ihren Text eigentlich konnte, durcheinander.

In ihrem Kopf entstand das reinste Chaos, doch das ließ sie sich nicht anmerken und spielte so gut sie konnte weiter. Tom bekam nach der Probe als Hausaufgabe auf, seinen Text zu lernen, damit die nächste Probe nicht so ein Gestammel würde.

Anders als Alina es erwartet hatte, konnte Tom am nächsten Sonntag seinen Text, sodass das Stück komplett ohne Probleme geprobt werden konnte. Einzig und allein der Stern über Bethlehem, der eigentlich an der Krippe hängen sollte, war nicht auffindbar.

Kerstin jedoch war zuversichtlich und versprach, den Stern bis zur Generalprobe am Mittwoch gefunden zu haben. Bis zum Heiligen Abend waren es nur noch vier Tage, und Alina wurde immer aufgeregter, doch sie machte ihre Rolle gut, und Kerstin lobte sie.

Als Alina am Mittwoch zur Generalprobe in die Kirche kam, waren ein paar der anderen Kinder schon da und zogen ihre Kostüme an. Der Stern war wieder aufgetaucht und der Probe stand nichts mehr im Weg. Das dachten zumindest alle.

Jeder konnte seinen Text, die Kostüme waren fast alle da, der Stern war da und auch die Krippe stand sicher. Doch die Kinder waren aufgeregt und die Mitarbeiterinnen im üblichen Weihnachtsstress. Die Probe begann, langsam wurden die Kinder ruhiger.

Alles lief gut und am Ende des Stückes waren alle froh, dass nichts Nennenswertes mehr passiert war. Zum Schluss sangen alle zusammen ein Lied, als Alina und ihre Freundin Paula plötzlich merkten, dass die Bühnenerweiterung, die nur aus einfachen Holzlatten bestand, unter ihnen nachgab. Wenige Sekunden später brachen die Mädchen auch schon durch die Bühnenerweiterung und landeten unsanft auf den Fliesen.

„Auch das noch“, stöhnte Kerstin: „Wie sollen wir die bis morgen reparieren?“ Das fragten sich die anderen allerdings auch und konnten nur hoffen, dass es am nächsten Tag weniger chaotisch zugehen würde.

Am nächsten Tag war Heiligabend. Sie trafen sich alle eine halbe Stunde, bevor der Gottesdienst begann in der Kirche, um sich umzuziehen und die wichtigsten Sachen noch einmal zu besprechen.

Alina und die anderen waren alle sehr aufgeregt und konnten es kaum erwarten, dass der Gottesdienst begann. Dann ging es endlich los. Alles lief gut und ohne Zwischenfälle. Die Gemeinde war begeistert und von dem Chaos der Proben war nichts zumerken.

„Wenn das Krippenspiel im Chaos versinkt ...“, sagte Kerstin, und Alina vollendete ihren Satz: „... geht am Ende doch alles gut!“

Eins war klar: Dieses Krippenspiel würden sie alle so schnell nicht vergessen.

Jana Voßkuhle ist Schülerin und 17 Jahre alt. Die Sauerländerin liest und schreibt in ihrer Freizeit gerne, schauspielert und spielt Fußball. In Papierfresserchens MTM-Verlag erschien bereits eine Geschichte von ihr in der Anthologie „Fanhelden - Das sind WIR!“

Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 5

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