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Aufruhr im Adventskalender

In 25 Tagen ist Weihnachten. Die letzten Adventskalender sollen gleich an die Supermärkte ausgeliefert werden. Schließlich sollen sie schon morgen bei Kindern und so manchem Erwachsenen an der Wand hängen. Aber was ist denn das für ein großes Durcheinander? Alle Bewohner der Adventskalender laufen und springen wild herum.

Jeder hat gerade gehört, in welchem Fach er stecken soll, und nun müssen alle ihren Platz finden. Du meine Güte! Ein grün-rot-blau-gelb gestreifter Ball hüpft aufgeregt von Bild zu Bild und probiert, in welche Form er passen könnte. Eine Glocke klingt bei jedem Schwung: Ding Dong! Ding Dong! Das Licht der Kerze flackert, so schnell rennt sie von Tür zu Tür.

Wer ist denn das? Eine Tanne schreitet elegant durch die Bilder. Sie weiß sehr genau, wo ihr Platz ist. Sie ist dunkelgrün, groß, mit vollen Zweigen, und sie geht mit erhobenem Wipfel und geradem Stamm. Sie ist mit Lametta und bunt glitzernden Kugeln behangen und sieht einfach bezaubernd aus. Ein Schneemann auf einem Schlitten saust vorbei und hält seinen Hut fest, während er zu dem Schlitten sagt: „Ich hoffe unsere Türen liegen nebeneinander, das wird ein Spaß!“

Nun hat jeder seinen Platz. Sie sind hinter 24 Türen verteilt. Der LKW rollt los. Die Auslieferung in die Supermärkte hat begonnen. Dann wird es dunkel.

Als alle wieder aufwachen, hängt der Kalender bereits bei einem Jungen im Kinderzimmer an der Wand über dem Schreibtisch. Wer von euch jetzt glaubt, dass alle nun still in ihren Fächern liegen, bis der Junge ihre Türen öffnet, der täuscht sich ordentlich. Sofort gibt es wieder ein Durcheinander. Also Ordnung kann man das wirklich nicht nennen.

Die Glocke putzt sich mit einem weichen Tuch von oben bis unten, damit sie wieder glänzt. Der Engel spielt mit dem Ball, dem Pilz und dem Hufeisen verstecken, was den Halbmond ziemlich ärgert. Er ist meistens schlecht gelaunt.

Dann ist der Glocke auf einmal kalt: „Kann nicht mal jemand die Tür vom Stiefel schließen?“, fragt sie.

„Wollen wir Plätze tauschen?“, fragt die Schneeflocke, „ich habe es gern kalt.“

„Nein, ich will hierbleiben, ich will nicht umziehen.“

„Du kannst dich an meinem Feuer wärmen“, bietet die Kerze der Glocke an. Damit ist sie einverstanden.

Dass die Tür vom Stiefel schon länger offen steht, fällt ihnen jetzt erst auf. Wo ist der Stiefel überhaupt? Das ist das erste Mal, dass jemand fehlt.

In den nächsten Tagen verschwinden die Zuckerstange, die Puppe und das Geschenk. Sie sind gern allein geblieben, deshalb fiel es den anderen zuerst nicht auf, dass sie nicht mehr da waren.

Doch nun herrscht große Aufregung. Sie kommen zusammen, blicken sich verwundert an, und plötzlich reden alle gleichzeitig.

Dass sie die Puppe, den Stiefel, die Zuckerstange und das Geschenk gar nicht so richtig kennengelernt haben, finden alle traurig. Es weiß auch niemand, wo sie hin sind. Die Glocke hat Angst. Sie findet es schrecklich, nicht zu wissen, was als Nächstes kommt. Und allein ist sie auch nicht gern.

Als sie das sagt, spricht auf einmal die Tanne zu allen: „Niemand von uns weiß, wann er den Kalender verlässt und was dann ist, aber wir können das Beste daraus machen. Wir können zusammen spielen, lachen, tanzen, gemeinsam einschlafen, uns angucken, nichts sagen, in den Arm nehmen, herumtollen, einander erzählen, was wir vorher gemacht haben. Wir können füreinander da sein.“

Die Glocke fragt ängstlich: „Bald ist das alles hier vorbei? Aber was wird denn dann?“

„Wieso vorbei, ich komme dann in einen anderen Kalender, ist doch klar. So geht es immer weiter“, sagt die Orange, und murmelt noch hinterher: „Vorbei! Na so was. Es ist doch nicht vorbei.“ Sie schüttelt noch ihre Schale, als sie sich auf das Schaukelpferd schwingt.

Das gefällt der Glocke schon etwas besser, wieder in einen anderen Kalender zu kommen. Der Schneemann aber sagt: „Na, ich denke, ich komme als Nächstes dahin, wo ein paar riesige Berge sind, damit ich den ganzen Tag dort mit anderen Schneemännern die Berge herauf- und herunterlaufen kann. Hey, Schlitten, willst Du mit?“

Der Schlitten will mit, ist ja klar. „Ich mache etwas ganz anderes, wenn ich hier aus dem Kalender komme“, ruft der Wichtel, und der Nikolaus sofort hinterher: „Ich auch!“

Die zwei sind sich einig. Die beiden haben immer viel zu tun gehabt. Sie haben ganz viele Geschenke gebastelt, die Werkstatt aufgeräumt, immer die Säcke vollgepackt, schwer getragen und dafür gesorgt, dass kein Kind davon etwas mitbekommt. Nein, sie wollten jetzt etwas Neues erleben.

Sie alle merken, dass jeder an etwas anderes glaubt, was nach dem Adventskalender passieren wird. Und so öffnet sich jeden Tag eine neue Tür, und sie werden immer einer weniger. Da sie aber festgestellt haben, dass immer erst am Morgen jemand den Kalender verlässt, haben sie angefangen, sich am Abend vorher zu verabschieden.

Manchmal singen sie ein Lied gemeinsam. Das Kleeblatt kann unglaublich viele Lieder auswendig, aber der Engel kennt auch einige. Oder der Pfefferkuchen erzählt eine Geschichte über Gewürze, heiße Backöfen und Pfefferkuchenhäuser. An einigen Tagen sitzen sie auch nur zusammen. Dann scheinen die Kerze und der Halbmond, und niemand sagt ein Wort.

Das Hufeisen und das Schaukelpferd wünschen sich an einem Abend etwas bei der Sternschnuppe, für den Fall, dass einer von ihnen am Morgen den Kalender verlässt. So vergehen die Tage, und sie werden immer weniger, bis schließlich nur noch die Glocke übrig ist.

Den letzten Tag und die letzte Nacht ist sie allein. Sie geht noch einmal von Tür zu Tür, die nun alle offen stehen bis auf eine. Sie erinnert sich bei jedem Bild, das sie anschaut, was sie alles gemeinsam erlebt haben.

Dann muss sie lachen, und es erklingt wieder ihr Ding Dong! Ding Dong! Das war eine schöne Zeit gewesen. Sie hatten einander getröstet, miteinander gelacht, auch mal gezankt und manchmal war es einfach ruhig. Die Glocke weiß immer noch nicht, was am Morgen auf sie wartet, wenn sich ihre Tür öffnet. Deshalb ist sie aufgeregt und ein kleines bisschen unsicher, aber Angst hat sie keine mehr. Sie ist auch traurig, aber das gehört dazu. So ist das eben, auch im Adventskalender.

Simone Funk wurde 1974 in Kiel geboren und lebt seit 2002 mit ihrem Mann in Köln. Sie engagiert sich ehrenamtlich im Ambulanten Deutschen Kinderhospizverein. In ihrer Freizeit liest Simone Funk viel, schreibt Lyrik und Kurzgeschichten, geht gern auf Reisen. Sie liebt die Erholung in ihrem Garten, Kochen und Sport. Bisher erschien von ihr das Gedicht „Eisblumen“ im Lyrikletter der Zeitschrift „Kaskaden“.

Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 5

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