Читать книгу Wünsch dich ins Märchen-Wunderland - Martina Meier - Страница 25

Оглавление

*

Der Katzenmond

Es waren einmal zwei Katzen, die sich innig liebten. Beide waren sie schwarz wie die Nacht und verfolgten jeden Abend, wenn die Menschen in ihren Betten schliefen, den Lauf des Mondes am Sternenhimmel.

„Was es wohl auf dieser großen gelben Käsescheibe da oben gibt?“, fragte Purzel und strich sich mit einer Pfote über das dicke Bäuchlein. „Ich wette, da fließen Milch und Katzenfutter in Strömen!“

„Meinst du wirklich?“, fragte Pünktchen, die zierliche Katzendame an seiner Seite. „Das würde ich zu gerne mal sehen! Ich hab mich schon immer gefragt, wie es dort oben wohl so ist.“

Purzel sah Pünktchen in die großen grünen Augen. Das Mondlicht spiegelte sich in ihnen wie in einem spiegelglatten See. Kurzerhand fasste er einen Entschluss: „Ich werde dich dort hinbringen, Pünktchen! Du wirst sehen! Du wirst die erste Katze auf dem Mond sein.“

Begeistert schlug Pünktchen die Tatzen zusammen und kuschelte sich mit ihrem flauschigen Köpfchen an Purzels Schulter. „Wirklich? Das wäre so toll! Aber wie willst du das anstellen?“

„Lass das mal meine Sorge sein“, sagte Purzel und betrachtete gebannt die golden glänzende Scheibe am Himmel, vor die sich gerade eine dicke Wolkendecke schob. Fast sah es aus, als ob sich der Mond unter seine Kuscheldecke verkrochen und zum Schlafen hingelegt hätte.

Noch am selben Abend unternahm er gleich den ersten Versuch, zum Mond zu fliegen, und schnallte sich eine Sprungfeder unter jede seiner Tatzen. Die Federn hatte er aus dem Bettgestell der Menschen stibitzt, die er und Pünktchen sich als Herrchen hielten. Sicher würden die nicht einmal bemerken, dass sie fehlten. Dann kletterte er wippenden Schrittes, so gut es ging, auf das Trampolin der Nachbarn und fing an, darauf herumzuspringen. Er hatte schon eine ganz ansehnliche Höhe erreicht (sogar die umliegenden Hausdächer hatte er schon von oben sehen können), als er mit den Sprungfedern so schief auf dem Trampolin aufkam, dass er schnurstracks durch das Fenster der Müllers krachte. Pünktchen stockte der Atem. Ängstlich hielt sie sich die Augen mit den Pfötchen zu.

„Nichts passiert!“, rief Purzel aus dem zu Bruch gegangenen Schlafzimmerfenster, der schon viel schlimmere Stürze überlebt hatte, ohne dabei eines seiner neun Leben verbraucht zu haben.

In den folgenden Nächten bekam Pünktchen ihren Kater kaum noch zu Gesicht. Stundenlang schloss er sich in seiner Werkstatt ein und schraubte und schweißte an einem Gerät, mit dem sie zum Mond fliegen würden.

Als es endlich fertig war und er es ihr vorführen wollte, betrachtete die es zunächst misstrauisch. „Bist du sicher“, fragte sie, „dass das … nun ja … sicher ist?“

Purzel lächelte breit und schob sie ein Stück weit mit seiner Pfote zur Seite. „Gar keine Frage“, sagte er. „Aber du solltest vielleicht noch etwas weiter zurückgehen.“

„Noch weiter.“

„Noch weiter.“

„Perfekt! Alles bereit zum Testflug.“

Darauf setzte er sich seine stylishe Fliegerbrille auf, zündete den Stapel Silvesterraketen an, den er sich auf den Rücken geschnallt hatte, und breitete seine Vorderbeine aus, an die er seine selbst gebauten Flügel angelegt hatte.

„Drei, zwei, eins ...“

Zzzzzzzzz-schhhh.

Gerade hatte Pünktchen ihm noch viel Glück wünschen wollen, da war er auch schon mit einem lauten Zischen in die Luft geschossen. „Armer Purzel!“, dachte sich Pünktchen, als sie dabei zusah, wie die Raketen auf dem Rücken des Katers eine nach der anderen explodierten und die dunkle Nacht mit bunten Farbblüten erhellten.

Aber Purzel hatte Glück. Kurz darauf landete er völlig verkohlt in einem Brennnesselbusch. Diesmal jedoch hatte er mit ziemlicher Sicherheit eines seiner neun Leben verbraucht.

Wie viele hatte er überhaupt noch übrig gehabt? Allzu sicher war er sich nicht mehr. Also entschied er sich dazu, dass er einen anderen Weg finden musste, um Pünktchen ihren Traum zu erfüllen. Der Kater zerbrach sich wochenlang den Kopf darüber, aber es wollte ihm einfach nichts einfallen. Doch dann, eines Nachts, kam er an einer Bäckerei vorbei und sah im Schaufenster etwas, das ihm vor Aufregung die Schnurrhaare kribbeln ließ.

Keine zwei Tage später führte Purzel sein Pünktchen mit verbundenen Augen in den Garten, von wo aus sie so gern den Mond bei seinen Wanderungen über den Nachthimmel beobachteten. Doch was Pünktchen dort an diesem Abend vorfand, verschlug ihr glatt die Sprache. Es sah aus wie ein sichelförmiger, gelb leuchtender Mond. Nur für sie auf die Erde herabgebracht. Er war umringt von lauter kleinen Sternen, die zwischen den Grashalmen verstreut lagen.

„Was ist das?“, fragte sie.

„Das?“, flüsterte Purzel ihr sichtlich stolz zu. „Das ist das größte jemals gebackene Croissant der Welt. Ich habe es mit einer Farbe bemalt, die in der Nacht leuchtet. Genauso wie die ganzen Weihnachtssterne hier.“

„Wow“, schnurrte Pünktchen und strahlte. „Das ist so süß von dir!“ Sie sah hinauf. „Sogar eine kleine Laterne hast du an dem Zipfel oben angebracht.“

„Ja“, sagte Purzel und sprang auf die untere Hälfte seines Katzenmondes. „Selbst die Mäuse von der anderen Straßenseite haben mitgeholfen und die Löcher reingebissen.“ Er reichte ihr die Pfote und half ihr zu sich hoch.

„Danke, Purzel!“, sagte Pünktchen und schmiegte sich an ihren Kater. „Dank dir weiß ich jetzt endlich, wie es auf dem Mond ist. Und es ist schöner, als ich es mir jemals hätte vorstellen können.“

Ben Berlin: Weitere Informationen zum Autor unter www.ben-berlin.de

Wünsch dich ins Märchen-Wunderland

Подняться наверх