Читать книгу Wünsch dich ins Märchen-Wunderland - Martina Meier - Страница 26

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Träume werden wahr

Schaurig schön war sein Katzengesang

In Träume tief er sich wiegte

Ob seine Freundin sich zu ihm gesellt?

Noch war er da, der Mond, der die Nacht erhellt

Noch war er eine Sichel am Himmel,

von den Wolken verdeckt.

Als die Sterne blinzelten verschmitzt

Eine edle Haltung nahm er versonnen ein

Geschmeidig, sanft schlich er auf seinen samtenen Pfoten,

hinaus in die schaurig schöne Nacht

Jeden Abend stromerte der alte schwarze Kater Luk durch die Felder. Er suchte weder Spatz noch Maus. Einsam und traurig war er, seit seine Katzenfreundin Lil die Reise weit über den Mond hinweg angetreten hatte. Sie hatten fast ihr ganzes Leben zusammen verbracht. Beide mit seidenem Fell, kohlrabenschwarz. Manche Abenteuer hatten sie erlebt, Luchs, Fuchs und Marder besiegt. Ausgetrickst hatten die zwei sie alle. Lil entkam keine Maus, wenn auch nur zum Spielen. Sie war stets aktiv und keck, Luk dagegen durch und durch ein Träumer. Doch jeden Abend erzählte Luk, seiner Katzendame ein kleines Gedicht.

Ich sah dich, wunderschön anzusehen,

im silbernen Lichtstrahl liegen.

Nebelschwaden umhüllten dich.

Du rekeltest und strecktest dich.

Deine gelben Augen funkelten wie kleine leuchtende Sterne.

Dann erschrakst du fürchterlich,

der Bussard zog seine Kreise über dich.

Nun brauchst du dich nicht zu fürchten,

du liegst zufrieden in deinem Katzennest und schnurrst ganz leise.

Ich wünsche dir eine gute Reise ins Katzenschlaraffenland.

So beendete Luk jeden Abend sein Ritual, bevor auch er glücklich und zufrieden einschlief.

Nun war auch er alt geworden und hatte nur noch einen einzigen Traum. Nur einmal, ein einziges Mal, wollte er nach den glitzernden Sternen greifen. Auf dem Mond schaukeln und die Welt von oben bestaunen.

Auch an diesem Abend zog er voller Hoffnung los, um endlich seiner Freundin nahe zu sein. Er spürte genau, er würde sie bald wiedersehen. Es lag ein Zauber in der Luft. Kurz erschrocken über diese ihm fremde Energie, stellte er seine Nackenhaare auf.

Was war das bloß?

Die Abendluft schien zu knistern. Vor ihm schlugen kleine, klitzekleine Blitze ein. Ein greller Lichtstrahl zog ihn in den Himmel hinein.

„Juchhe, ich kann fliegen. Endlich wird mein Traum Wirklichkeit.“

Und wie aus dem Nichts saß Luk auf der Mondsichel, die Sterne zum greifen nah. Er schaukelte und sah sich die Welt von oben an. Es fühlte sich alles ganz leicht und bezaubernd an.

Ohne dass er es bemerkte, hatte sich Lil zu ihm gesetzt. Zärtlich und leise sprach sie ihn an. „Lange habe ich auf dich gewartet, doch nun hast auch du diese letzte Reise geschafft. Ich ahnte, dass wir uns hier treffen. Denn nur für Träumer, die an Wunder glauben, werden Wünsche wahr. Erzähl mir bitte ein Gedicht, ich habe es so vermisst.“

Und Luk erzählte sein letztes Gedicht.

Jeden Abend suchte ich dich

und erinnerte mich an deine gelben Augen.

Es war langweilig und trostlos ohne dich.

Einsam schlich ich durch Feld und Wald,

kein Mäuschen, kein Spatz konnte mehr mein Herz erfreuen.

Ich hatte nur noch einen Traum,

von den Monden herab die Welt zu sehen

und nach den Sternen zu greifen.

Mary Winkens und Gabriela-Alexandra Scharff: Weitere Infos unter www.autoren-im-team.de.

Wünsch dich ins Märchen-Wunderland

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