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Kong Hans (1455 – 1513)
Ein Bürgerkönig des Spätmittelalters

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Hans wurde unter dem Taufnamen Johann am 2. Februar 1455 im jütländischen Aalborg als dritter Sohn des dänischen Königs Christian I. (1424 – 1481) und dessen Frau Dorothea von Brandenburg geboren. Seine beiden älteren Brüder starben bereits als Kleinkinder, sodass er zum Thronerben aufrückte. Die dänischen Landsthinge huldigten ihm auf Veranlassung seines Vaters bereits 1467 als Thronfolger. 1478 heiratete er die Prinzessin Christine von Sachsen, mit der er sechs Kinder hatte. Der Erstgeborene Johann starb bereits 1480. Der im selben Jahr geborene Prinz Ernst lebte bis 1500. Erst der 1481 geborene Prinz Christian wurde Thronerbe und später auch König. Nach dem Tode Christians I. am 22. Mai 1481 folgte ihm Hans als zweiter König aus dem Geschlecht der Oldenburger auf den dänischen Thron nach. Am 5. Mai 1482 wurde er vom dänischen Reichsrat unter dem offiziellen Namen Johann I. auch formal als König von Dänemark bestätigt.

Johann war ein bürgernaher König, der sich in der Stadt wohlfühlte und als „kräftig um nicht zu sagen dick, jovial, direkt und anspruchslos sowohl in seiner Kleidung als auch in seinen Essgewohnheiten” beschrieben wird. Er war bar jeder Hoffärtigkeit und liebte es mit seinen Höflingen Karten zu spielen, mit guten Freunden Bier in der Badestube zu trinken und lebhafte Gespräche zu führen. Auch schätzte er das bürgerliche Leben und hielt sich gerne außerhalb des Hofes bei Kopenhagener Bürgern, wie etwa bei dem Handelsherrn und Kopenhagener Bürgermeister Hans Metzenheim Bogbinder und dessen Familie, auf. So ist es nicht verwunderlich, dass er beim Volk allgemein beliebt war und weithin nur König Hans genannt wurde.

Die ersten Jahre seiner Regierung waren von Verhandlungen bestimmt: Verhandlungen mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder Friedrich über die Herrschaft in Schleswig und Holstein, die 1482 zu einer gemeinsamen Belehnung beider Brüder mit den Herzogswürden führten. 1490 kam es jedoch zu einem komplizierten Teilungsvertrag, der die beiden Herzogtümer in zahlreiche kleine Herrschaften auflöste und gerade dadurch fester miteinander verzahnte. Mit den Hansestädten kam es zu Verhandlungen über deren Handelsprivilegien und die Passage durch den Øresund, mit Schweden und Norwegen verhandelte er über die Wiederbelebung des Unionskönigtums.

Während Hans 1483 auch zum König von Norwegen gekrönt wurde, zogen sich die Verhandlungen mit dem Reichsrat von Schweden und dem schwedischen Reichsverweser Sten Sture in die Länge. Nach dem endgültigen Scheitern dieser Verhandlungen schloss Kong Hans 1495 ein Bündnis mit dem russischen Zaren Iwan III. (1440 – 1505) und begann mit der Aufstellung eines für damalige Verhältnisse mächtigen Heeres und einer Flotte. Jeder zehnte Bauer Dänemarks wurde hierfür einberufen. Im Sommer 1497 marschierte Kong Hans in Schweden ein, schlug die Schweden bei Rotebro und konnte im Oktober 1497 in Stockholm einziehen. Noch im selben Jahr wurde er in Uppsala zum König von Schweden gekrönt.

1500 zogen Hans und sein jüngerer Bruder Herzog Friedrich gegen die Dithmarscher Bauern zu Felde, um diese ihren Herzogtümern zu unterwerfen. Das dänische Ritterheer erlitt jedoch am 17. Februar 1500 bei Hemmingstedt eine vernichtende Niederlage. Hans und Friedrich entkamen nur mit knapper Not nach Meldorf und flüchteten dann weiter in ihre Herzogtümer.

Daraufhin brach 1501 ein erneuter Aufstand der Schweden unter Sten Sture aus. Am 6. Mai 1502 kapitulierten die letzten, ausgehungerten dänischen Verteidiger des Stockholmer Schlosses nach neunmonatiger Belagerung. Weitere dänische Bemühungen in den Folgejahren zur Rückgewinnung der schwedischen Königskrone schlugen fehl. 1508 löste Russland den Bündnisvertrag mit Dänemark und verbündete sich stattdessen mit Schweden. Kong Hans gab daraufhin weitere Bemühungen auf, die Schweden in die Union zurückzuzwingen.

In den Jahren nach 1500 widmete sich Kong Hans vor allem dem Aufbau einer stehenden Flotte unter königlichem Kommando. Um 1510 ließ er auf Slotsholmen erste Werkstätten zum Betrieb einer Werft errichten und siedelte hier Schiffsbauer an. 1510 ernannte er Henrik Krummedige zum Flottenvorsteher, was allgemein als Gründungsdatum der Dänischen Marine angesehen wird. Der Aufbau einer ständigen dänischen Kriegsflotte kostete Lübeck und die übrigen Hansestädte die Seeherrschaft in der westlichen Ostsee und den Sunden. Als die Hansestädte 1510 Dänemark wieder einmal den Krieg erklärten, vermochte die dänische Flotte ein Heer nach Lolland überzusetzen, das die Lübecker bei Nakskov schlug. Im August 1511 schlug eine dänische Flotte von 20 Schiffen die Lübecker erneut in einer Seeschlacht bei Bornholm. Im Frieden von 1512 erhielten die Hansestädte zwar noch einmal ihre alten Handelsprivilegien bestätigt, mussten sich aber mit der freien Fahrt für alle handeltreibenden Nationen durch den Øresund einverstanden erklären. Kopenhagen selbst zählte zu dieser Zeit etwa 10.000 Einwohner und war damit Dänemarks größte Stadt.

Dass Kong Hans bei aller Jovialität auch ein gefährlicher Mann war, musste zumindest sein Reichshofmeister Povl Laxmand erfahren, der 1502 auf dem Gelände des Kopenhagener Schlosses ermordet und nach seinem Tode von Hans des Hochverrats angeklagt wurde. Nachdem diese Anklage durch Urteil des Landsthings bestätigt worden war, zog Hans Laxmands Güter zugunsten der Krone ein. Dieser Vorgang erregte nicht nur großes Aufsehen, sondern trug auch zu einem gebrochenen Verhältnis zumindest des dänischen Hochadels zur Königsmacht bei.

Dies war Kong Hans jedoch egal, denn er hatte ohnehin kein gutes Verhältnis zum Adel Dänemarks. Diesem zog er eindeutig die Welt des Bürgertums vor. In den letzten Jahren seiner Herrschaft hielt sich Kong Hans weniger im Schloss als vielmehr in seinem städtischen Anwesen auf. Es handelte sich um ein unweit des Østerports(Osttores) gelegenes Gebäude, das zunächst als Østergård (Osthof) bezeichnet wurde. Ursprünglich war es der Sitz der bischöflichen Vögte in Kopenhagen gewesen, die selber nicht in der Burg residierten, sondern ein eigenes Wohn- und Amtsgebäude besaßen. Mit dem Übergang Kopenhagens in königlichen Besitz fiel auch der Østergård an die Krone. Um 1500 nahm sich Kong Hans hier seinen Wohnsitz. Das Gebäude wurde nunmehr Vingård (Weinhof) genannt, weil der König im Garten des Anwesens Wein anbauen ließ und sich zumindest an den Trauben erfreute. Da der Vingård nahe dem damaligen Ufer zum Sund lag, hatte Kong Hans von hier aus auch einen guten Blick auf die auf Slotsholmen entstehende Schiffswerft.

Es wird erzählt, dass der Flottenbau sein Denken derart beherrschte, dass selbst auf dem Sterbebett im Februar 1513 seine letzten Gedanken der Werft in Kopenhagen gegolten haben sollen, wo er gerade ein neues Schiff in Auftrag gegeben hatte.

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