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Ambrosius Bogbinder († 1536)
Aufrührer, Bürgermeister und Stadttyrann

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Ambrosius Bogbinder war ein Sohn des Kopenhagener Handelsherren und Bürgermeisters Hans Messenheim Bogbinder. Er dürfte ein Altersgenosse seines 1481 geborenen Jugendfreundes und späteren Königs Christian II. gewesen sein. Vermutlich trat er in das väterliche Handelsgeschäft ein, aber darüber ist nichts Näheres überliefert.

Nach der Flucht Christians II. aus Kopenhagen 1523 und der Anerkennung König Frederiks I. durch den Kopenhagener Rat gehörte Ambrosius Bogbinder zu den wenigen verbliebenen Anhängern Christians II. in Kopenhagen.

Er wurde in den Kopenhagener Rat aufgenommen und dort 1530 zum Kopenhagener Bürgermeister gewählt. Es war die Zeit der Reformation in Dänemark, und das Land war religiös tief gespalten. Auch Ambrosius Bogbinder schloss sich der neuen Lehre an und war schon bald deren lautester Vorsprecher in der Kopenhagener Bürgerschaft. Als sich der katholische Bischof von Roskilde, Joachim Rønnow, Ende 1530 weigerte, evangelische Gottesdienste an der Kopenhagener Domkirche zuzulassen, stürmte am 27. Dezember 1530 eine von Ambrosius Bogbinder angeführte Menschenmenge den katholischen Gottesdienst in der Frauenkirche und begann die Altarbilder und Heiligenfiguren zu zerschlagen. In der Folge blieb die Frauenkirche für nahezu ein Jahr für sämtliche Gottesdienste geschlossen. Ambrosius Bogbinder sah sich wohl auch als Folge des Bildersturms im Kopenhagener Rat mehr und mehr isoliert und musste, als Christian II. 1531 versuchte, seinen Thron von Norwegen aus zurückzuerobern, aus dem Kopenhagener Rat ausscheiden.

Als Frederik I. 1533 verstarb, sahen sich die Räte der fortgeschrittenen Handelsstädte Kopenhagen und Malmö mit einem katholisch dominierten, konservativen Reichsrat konfrontiert, der nun seinerseits keine Furcht mehr vor dem seit dem Vorjahr auf Schloss Sønderborg gefangen gehaltenen Christian II. haben musste. Der Reichsrat beschloss zunächst, die Wahl eines Königs für ein Jahr auszusetzen, weil der älteste Sohn Frederiks I., Herzog Christian, als überzeugter Lutheraner den katholischen Bischöfen nicht genehm war. Zugleich forderte der Reichsrat die Handelsstädte mit einem Beschluss heraus, der ausdrücklich die Herrschaft der Bischöfe in der Kirche bekräftigte und den Auftritt der nicht autorisierten Prediger verbot.

Die königslose Zeit des Jahres 1533 wurde zudem vom Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever genutzt, um mit dem Grafen Christoffer von Oldenburg einen Parteigänger Christians II. und Platzhalter für diesen ins Spiel zu bringen. Malmö und Kopenhagen schlossen sich 1534 Graf Christoffer an, was umgekehrt dazu führte, dass sich der jütländische Teil des Reichsrates hinter Herzog Christian sammelte und diesen als Christian III. zum neuen König wählte. Als Christoffer im Juni 1534 mit 1500 Landsknechten bei Kopenhagen landete, wurde er hier von Ambrosius Bogbinder und Jørgen Kock im Namen der Bürgerschaften von Kopenhagen und Malmö empfangen. Nach dem Einzug Christoffers in Kopenhagen wurde hier der gesamte bisherige Rat der Stadt seines Amtes enthoben und durch einen selbstbestallten neuen Rat unter Führung von Ambrosius Bogbinder ersetzt. Der neue Rat setzte zunächst mit harter Hand die vollständige Reformation an allen Kopenhagener Kirchen durch.

Nach der Niederlage Christoffers im Juni 1535 bei Øksnebjerg begann einen Monat später die Belagerung Kopenhagens und Malmös durch die Truppen Christians III. Die beiden Städte waren jedoch gut befestigt und verfügten über große Vorräte an Waffen und Proviant, sodass die Belagerer es nicht wagten, sie zu stürmen, sondern darauf warteten, die Städte auszuhungern.

In dieser Situation erwies sich Bürgermeister Ambrosius Bogbinder als brutaler Machthaber, der der Bürgerschaft abverlangte, der Belagerung so lange standzuhalten, bis durch Christian II. Entsatz von außerhalb käme. Nachdem offensichtlich wurde, dass damit nicht zu rechnen war, forderte die Bürgerschaft die Übergabe der Stadt an die Belagerer. Als dem nicht stattgegeben wurde, kam es zu Aufständen, die jedoch blutig niedergeschlagen wurden. Erst im Juli 1536, drei Monate nach Malmö, erfolgte die Aufgabe der Stadt. Zu diesem Zeitpunkt war die Bevölkerung Kopenhagens bereits völlig ausgehungert. Graf Christoffer und seine Landsknechte erhielten freien Abzug und verließen Dänemark. Christian III. hatte Mitleid mit der geschundenen Bevölkerung Kopenhagens und unterließ jegliche Verfolgung der aufrührerischen Bürger. Dies allerdings mit einer gewichtigen Ausnahme: Vor dem Rat der Stadt Kopenhagen wurde Anklage gegen Ambrosius Bogbinder wegen der Hinrichtung des Ratsherrn Jens Kammersvend erhoben. Als Ambrosius Bogbinder klar wurde, dass er hierfür ohnehin hingerichtet werden würde, vergiftete er sich.

Kopenhagen. Eine Biografie

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