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Absalon (ca. 1128 – 1201)
Streitbarer Gottesmann und Stadtgründer
ОглавлениеAbsalon wurde um 1128 im westseeländischen Fjenneslev auf dem Stammsitz seiner Familie, des Geschlechts derer von Hvide geboren. Die Hvides gehörten zu den größten Grundbesitzern Dänemarks und waren ein weit verzweigtes Adelsgeschlecht. Absalons Vater Asser Rig gehörte zu den mächtigsten Männern des Königreichs. Die Hvides hatten schon König Erik Ejegod während dessen Herrschaft (1095 – 1103) unterstützt. Als dessen Sohn Knud Lavard zu Weihnachten 1131 ermordet wurde, nahm Asser Rig Lavards erst im Todesjahr seines Vaters geborenen Sohn Valdemar als Pflegekind zu sich.
Absalon, dessen älterer Bruder Esbern Snare und der geringfügig jüngere Valdemar, der später als König den Beinamen „der Große” erhalten sollte, wuchsen in Fjenneslev wie Brüder auf. Als jüngerer Sohn der Familie wurde Absalon für die geistliche Laufbahn bestimmt. In Paris studierte er Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaft. Als er 1156 nach Dänemark zurückkehrte, war dort der Krieg um die Königsmacht in vollem Gange und Absalon gehörte zu den wichtigsten Anhängern Valdemars. Dieser entschied den Kampf schließlich durch seinen Sieg in der Schlacht bei Grade im Oktober 1157 für sich und einte Dänemark erneut unter seiner Herrschaft. Als Gefährte des siegreichen Königs wurde Absalon 1158 Bischof von Roskilde. Von nun an war er Valdemars erster wichtigster Berater in den Auseinandesetzungen der damaligen Zeit, sei es mit den klerikalen Machtansprüchen des römischen Papsttums, sei es mit dem deutschen Kaiser oder den räuberischen und heidnischen Wenden. In all diesen Fragen widmete sich Absalon rastlos der Festigung und Erweiterung der dänischen Königsmacht und des Ansehens seines königlichen Herrn und Freundes. Heutige Historiker spekulieren darüber, ob nicht Valdemars Größe vor allem darin bestand, Absalon gewähren zu lassen.
Im Übrigen war Absalon keineswegs nur ein Schriftgelehrter. Als Mann des Hochadels war ihm auch die Welt der Waffen wohlvertraut. Dabei stimmt das Gerücht natürlich nicht, er habe mit der Streitaxt in der Hand missioniert und seine Landsleute gewaltsam zum Christentum bekehrt. Die Dänen waren zu Absalons Zeit bereits seit rund 200 Jahren christianisiert. Anders sah dies bei den slawischen Wenden aus, die seit Jahrzehnten von den Küsten Mecklenburgs und Pommerns aus immer wieder zu Raubzügen gegen die dänischen Inseln aufbrachen. Absalon war davon überzeugt, dass die innere Sicherheit des dänischen Christentums, die Herrschaft seiner Kirche, die Unterwerfung und Christianisierung der heidnischen Wenden jenseits der Ostsee erforderte. So führte er als Feldherr dänische Heere gegen die Wenden, vertrieb sie von der seeländischen Südküste und kleineren dänischen Inseln in der südlichen Ostsee, wo sie sich festgesetzt hatten, und unternahm schließlich sogar dänische Strafexpeditionen gegen die wendisch besiedelte südliche Ostseeküste.
Absalon auf dem Højbroplatz
Als Dank für all diese Dienste belieh Valdemar das Bistum Roskilde mit der am Sund zwischen Seeland und Amager gelegenen Siedlung Havn und deren Umgebung. Der Sund zwischen den beiden Inseln bildet hier einen der wenigen Naturhäfen an der seeländischen Ostküste, sodass sich hier schon vor mehr als 100 Jahren Fischer angesiedelt hatten. Absalon erkannte den Nutzen dieses Naturhafens auch für Handelszwecke und ließ hier 1167 auf einer kleinen vorgelagerten Insel, dem heutigen Slotsholmen, eine Burg zur Verteidigung von Hafen und Ansiedlung errichten. Saxo Grammaticus erwähnt in seiner Geschichtsdarstellung in diesem Zusammenhang den Namen der Siedlung erstmals als „Kaufmannshafen”, im damaligen Dänisch des Mittelalters „Køpmannæhafn”, womit wir uns dem heutigen Stadtnamen schon bedeutend genähert haben. Absalon begnügte sich aber nicht damit, das Gebiet gegen einen Angriff von der See her zu schützen, sondern umgab die vorhandenen Siedlungen auch mit einer 2,5 km langen Wallanlage, die das Stadtgebiet für nahezu 500 Jahre bis in die Zeit Christians V. begrenzen sollte.
Auch wenn Absalon seine Stadtschöpfung besonders am Herzen gelegen haben mag, so ließ ihm das politische Tagesgeschäft zunächst nur wenig Zeit sich in Kopenhagen aufzuhalten. So eroberte er 1169 Rügen und zerstörte die wendische Kultstätte am Kap Arkona. Die Inselbewohner wurden zwangsgetauft und die Insel dem Bistum Roskilde unterstellt. Von strategischer Bedeutung war, dass Dänemark mit Rügen erstmals ein Sprungbrett zum Festland südlich der Ostsee besaß. 1170 folgte die Heiligsprechung Knud Lavards und die Salbung von Valdemars Sohn Knud zum künftigen Herrscher Dänemarks durch den Erzbischof von Lund Eskil. Nach Eskils Tod im Jahre 1178 wurde Absalon dessen Nachfolger als Erzbischof des damals dänischen Erzbistums Lund. Zugleich behielt er aufgrund einer päpstlichen Ausnahmegenehmigung aber auch das Bistum Roskilde, sodass er die beiden bedeutendsten Ämter der dänischen Kirche in Personalunion vereinte.
Als Erzbischof von Lund setzte Absalon auch kirchliche Reformen durch, was in Schonen zum offenen Aufruhr gegen ihn führte. König Valdemar musste eingreifen, um den Streit zugunsten seines Pflegebruders und engsten Gefährten beizulegen. Als Valdemar I. wenige Jahre später 1182 verstarb, war der neue König Knud erst 19 Jahre alt. Praktisch führte Absalon nun für etwa ein Jahrzehnt die Geschäfte des Landes.
Absalon wahrte sein ganzes Leben hindurch die Interessen seines Geschlechts der Hvide wie auch seine eigenen. Als er sich 1192 von seinen Ämtern zurückzog, gingen beide Bistümer an junge – geistlich hochqualifizierte – Angehörige seiner Familie über. Sich selbst behielt er Kopenhagens Burg als Lehen auf Lebenszeit vor. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Absalon auf der Burg von Kopenhagen oder im Kloster Sorø unweit seines Geburtsortes Fjenneslev. Ostern 1201 verstarb er in Sorø, wo er auch begraben ist.
Absalons Burg in Kopenhagen hatte keinen Bestand für die Ewigkeit. Bereits im 13. Jh. wurde sie wiederholt erobert und zerstört. Das endgültige Aus kam dann 1368: Nachdem die Hansestädte die Burg erneut erobert hatten, ließen sie sie ein Jahr später bis auf die Grundmauern abbrechen. Diese 1907 bei Ausgrabungen im Zusammenhang mit dem Bau des heutigen Schlosses Christiansborg wieder entdeckten Grundmauern kann man heute zusammen mit den Fundamenten des späteren Schlosses von Kopenhagen in Kellerräumen unter Schloss Christiansborg besichtigen.
Heutige Kopenhagenbesucher können Absalon aber auch als Denkmal am Højbroplatz zu Gesicht bekommen, wo er in Rüstung und mit Streitaxt in der Hand von einem sich aufbäumenden Pferd nach Slotsholmen hinübersieht. Den Sockel des Denkmals umgibt zudem ein halbmeterhohes Relief, das einen Schwarm glänzender Heringe darstellt.