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Ein persönliches Wort an meine Leserinnen und Leser

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In den letzten Jahren durfte ich an über zehn Buch-Projekten persönlich mitarbeiten. Jedes Mal empfand ich mich eher als Co-Autor denn als Verfasser. Die Ideen, Offenbarungen und Erkenntnisse, die ich da in Worten und Sätzen niederschrieb, setzten sich wie einzelne Puzzleteile zusammen, und dabei mischte jedes Mal der Himmel enorm mit.

Seitdem ich unter die Schriftsteller und Autoren berufen wurde, verstehe ich das Geheimnis der Inspiration noch viel besser. So manches Mal habe ich auf dem Bildschirm meines Laptops eine Passage nachgelesen, die ich gerade frisch aufgeschrieben hatte. Während die Worte in mir nachklangen, konnte ich nur staunen: Ja, das sind meine Redewendungen und Formulierungen. Ja, so rede und ticke ich. Zum Teil waren es auch Gedanken, die sich schon mehrfach in mir kristallisiert hatten – als Endergebnis nach einem Bibelstudium und vielen gelesenen Büchern, Recherchen im Internet oder zahlreichen fruchtbaren Gesprächen mit Freunden.

Was aber dann am Schluss dabei herauskam, war für mich oft selbst so überraschend-verblüffend und aufregend-inspira­tiv, dass mich da wohl der Heilige Geist mit Offenbarung geküsst haben muss. Ich bin selber stets aufs Neue „fett gesegnet“ durch diesen schöpferischen Akt, an dem mich mein Abba-Vater teilhaben lässt. Und ob ihr es glaubt oder nicht, ich lese meine „eigenen“ Bücher selbst immer wieder und lerne stets Neues hinzu.

So ist es mir auch mit meinem aktuellen Buch ergangen. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals ein Buch mit solch „revolutionären“ Gedanken zum Thema Gemeinde schreiben würde. Wer mich kennt, weiß, dass ich keiner bin, der gerne Kontroversen oder Kritik auf sich zieht. Ich liebe Harmonie und Synergien. Deshalb bitte ich zuallererst, mir glaubhaft abzunehmen, dass ich zu keinem Zeitpunkt einen Streit provozieren will, nach dem Motto: Wie hältst du es mit deiner Zugehörigkeit zu einer Gemeinde oder Kirche? Mir liegt es fern, so vermessen zu sein, dass ich es nun besser wüsste als 2000 Jahre Kirchengeschichte mit all den diversen Ausprägungen, die der Leib Jesu durchlebt und angenommen hat.

Aber warum dann gerade jetzt dieses Buch über „Exodus und Metamorphose der Gemeinde Jesu im 21. Jahrhundert“?

Nun – ich liebe Jesus. Ich liebe den drei-einen, lebendigen Gott. Und ich liebe die Menschenkinder, die er liebt. Ich liebe meine Glaubensgeschwister in der Gemeinde Jesu und auch diejenigen, die mit Gott nichts am Hut haben.

Folglich: Dieses Buch ist kein ANTI-Buch. Es richtet sich nicht gegen jemanden persönlich oder gegen eine bestimmte Konfession oder Denomination. Es klagt nicht an und erhebt sich nicht als Richter über andere. Vielmehr will es Verständnis wecken, die Zeichen der Zeit deuten lernen und das Wort für diejenigen ergreifen, die oftmals kein Gehör finden oder keine Stimme besitzen.

Ich habe ein PRO-Buch geschrieben – aus Liebe für die Vielen, deren Leben sich so anfühlt, als seien sie aus einem langen Schlaf aufgewacht. Einige haben jahrzehntelang in Kirchen und Gemeinden mitgearbeitet, oftmals sogar in leitender Funktion. Und auf einmal passen sie nicht mehr in das alte, gewohnte Bild von Gemeinde Jesu, das sie selbst so lange aktiv mitgemalt und mitgestaltet haben.

Das ist ein Phänomen, das sich weltweit in fast allen christlichen Gemeinden und Kirchen abspielt und beobachten lässt. Die globale Corona-Pandemie hat diese Entwicklung nur noch verstärkt. Zu Tausenden verlassen Menschen ihre bisherigen Kirchenstrukturen. Ein Exodus (Auszug) hat begonnen.

Schnell war und ist man leider dabei, diese Leute als Nörgler, Unverbindliche oder Gemeindelose zu diffamieren, als „Abgefallene und Ungläubige“. Man warnt vor ihnen. Oder man warnt sie selber, dass sie ohne Gemeindezugehörigkeit in die Irre laufen und ihren Glauben verlieren würden. Doch Rat-Schläge und Vor-Verurteilungen können nicht sehen und verstehen, was gerade geschieht.

Eine Metamorphose (Umgestaltung) hat begonnen. Die Gemeinde am Anfang des 3. Jahrtausends nach dem ersten Kommen Jesu befindet sich in einer neuen Phase der Verwandlung.

Die absolute Mehrheit dieser Exodus-Leute entfernt sich nicht von Jesus oder von der Brautgemeinde. Ganz im Gegenteil. Sie wollen noch näher zu Jesus hin und suchen nach authentischer geistlicher Gemeinschaft. Ich nenne das: die Gemeinschaft der Erwartungsvollen. Sie leben ganz und gar nicht ohne Gemeinde. Vielmehr sind sie auf dem Weg dorthin.

Wenn ich nun von diesem Prozess der weiteren Verwandlung der Gemeinde Jesu in meinem Buch berichte, dann ist es nicht mein Anliegen, diejenigen unter uns zu verärgern oder zu verunsichern, die mit großer Freude und persönlichem Engagement in einer der bisherigen Formen von Kirche oder Gemeinde ihr geistliches Zuhause gefunden haben. Es geht nicht um falsch oder richtig. Das Alte ist nicht per se überholt und verkehrt; genauso wenig, wie das Neue auch nicht gleich besser und gottgefälliger sein muss.

Ich wünsche mir einen respektvollen Umgang miteinander und ein besseres gegenseitiges Verstehen – auf beiden Seiten des Weges. Diejenigen, die neu aufbrechen, weil sie sich von Gott so geführt sehen, brauchen nicht zu beurteilen oder zu verurteilen, was ihre Geschwister anbelangt, die im Bestehenden bleiben. Und diejenigen, die ihre Heimat in den bisherigen Strukturen und Gefäßen christlicher Ekklesiologie gefunden haben, sollten aufhören, andere Glaubensgeschwister an der Weiterreise zu hindern.

Es wird sicherlich noch eine Zeit brauchen, einander wahrzunehmen, anzunehmen und besser zu lieben, aber ich bin überzeugt, dass kein Weg daran vorbeiführt. Es tut sich etwas Neues im Königreich Gottes. Das ist nicht Menschenwerk, sondern ein Rufen und Werben des Heiligen Geistes.

Vor zweitausend Jahren begann Jesus seine Gemeinde zu bauen, indem er sprach:

Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahegekommen. Tut Buße (metanoeo) und glaubt (pisteuo) an das Evangelium! (Mk 1,15).

Das griechische Wort metanoeo bedeutet: umkehren, einen neuen Weg einschlagen; umdenken, neudenken, auf einer höheren Meta-Ebene weiterdenken.

Und hinter dem Wort pisteuo steht: eine Vertrauens-Liebes-Beziehung mit jemandem eingehen (und zwar mit Jesus); nicht an ein System oder Prinzip gebunden sein, nicht an etwas glauben, sondern jemandem persönlich Vertrauen schenken.

• Werden wir es schaffen – mit Gottes Hilfe – einander anzunehmen, wie Christus uns angenommen hat?

• Können wir es aushalten, dass wir ein und dieselbe Ausgangssituation völlig unterschiedlich erleben und bewerten?

• Wollen wir überhaupt die anderen, die so anders leben, glauben und unterwegs sind, verstehen lernen und einander ergänzen?

Wir brauchen einander!

Die ganze Welt ist am Anfang des neuen Jahrtausends in eine beschleunigte Phase rasanter Verwandlungsabläufe eingetreten. Nichts bleibt so, wie es einmal war. Alles ist in Veränderung.

• Sollte sich da nicht auch das Erscheinungsbild von Gemeinde Jesu verändern müssen?

• Wie sieht Kirche für Leute von heute aus?

• Und wo gehöre ich selber hin in diesem Suchbild?

Ich lade meine Leserinnen und Leser ein, auf den folgenden Seiten mit mir zusammen dem nachzuspüren, was der Geist Gottes den Gemeinden heute dazu sagen will. Und ich bin gewiss, dass jeder, der sich Gott auf diese Weise – mit offenem Herzen und hungrigem Geist – nähert, eine Antwort des Himmels bekommen wird.

Matthias Hoffmann

Sommer 2021

Gemeinschaft der Erwartungsvollen

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