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Einleitung
ОглавлениеEin Mann steht seine Frau!
Papa macht Teilzeit, Mama Karriere und das Kind, was es will.
Matthias Veit
Impressum
Texte: © Copyright by Matthias Veit
Umschlag: © Copyright by Ulrike Veit
Verlag: Matthias Veit , Fleher Str.21
40223 Düsseldorf
anfrage@matthiasveit.de
www.ein-mann-steht-seine-frau.de
Druck: epubli, ein Service der
neopubli GmbH, Berlin
Printed in Germany
Eine Nacht im September 2013 ändert schlagartig mein Leben. Es ist die Nacht, in der unsere Tochter zur Welt kommt. Plötzlich hältst du ein kleines, verletzliches Menschlein im Arm und weißt sofort: Nie wird es etwas Wichtigeres in deinem Leben geben als dieses kleine Wesen und sein Wohlbefinden. Ob du es diesen Monat nochmal zum Sport schaffst und wann die Kölner endlich diese Rheinuferstraße untertunneln, das wird dir bis auf weiteres völlig egal sein. Plötzlich ist da ein Kind und das ist wirklich ein großes Glück, aber auch eine Riesenaufgabe. Werde ich ein guter Vater sein? Was muss ich tun, damit es dem Würmchen gut geht? Wie bekommen wir die Jobs und das neue Familienleben unter einen Hut? Diesen Fragen will ich nachgehen, aber auch von meinem Glück erzählen, dem Hamsterrad entkommen zu sein und das Leben mit den Augen eines Kindes neu entdecken zu dürfen statt es in vier bis fünf Konferenzen am Tag zu verschwenden.
Immer wieder wurde ich in den letzten Jahren auf meine aktive Vaterschaft angesprochen – von Freunden und Bekannten, aber auch von Journalisten und sogar einer Agentur im Auftrag des NRW-Familienministeriums. Auf diese Weise wurde mir klar, dass es bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch nicht weit her ist mit der Gleichberechtigung. Ein Vater, der im Job kürzer tritt, damit das Kind nicht zu kurz kommt, macht Schlagzeilen und bekommt Interview-Anfragen, ernsthaft? Sollte doch das Normalste von der Welt inzwischen sein. Ist es aber offenbar (noch) nicht. Und genau diese Erkenntnis hat mich dazu veranlasst, ein Buch zu diesem Thema zu schreiben. Vier Jahre lang habe ich unser Zusammenleben mit Kind dokumentiert, Tagebuch geführt, Gedanken festgehalten und andere Väter befragt, wie sie ihr Arbeits- und Familienleben organisieren und wo sie dabei an Grenzen kommen.
Herausgekommen ist dabei ein Buch über aktive Vaterschaft und deren positive Nebenwirkungen. Ich möchte damit Väter (und solche, die es noch werden) dazu ermuntern und ermutigen, ihren Kindern mehr Zeit zu schenken und so intensiver an ihrem Leben und Aufwachsen teilhaben zu können. Die Zeit lässt sich schließlich nicht zurück drehen! Das weiß ja auch eigentlich jeder. Und dennoch: Gehe ich in der Woche mit unserer Tochter nachmittags auf den Spielplatz, bin ich oft der einzige Mann, um mich herum nur Frauen. Gut, es gibt schlimmeres, natürlich, aber im Ernst: Wo sind die ganzen anderen Männer? Bin ich hier fehl am Platz, handle ich gegen die Natur? Aber hatten wir nicht vor, das heutzutage partnerschaftlich zu regeln? Warum reduzieren nicht mehr Männer ihre Arbeitszeit, wieso bleibt das weiterhin überwiegend an den Frauen hängen?
Natürlich will ich nicht allen Männern, die sich mit aller Kraft der Karriere widmen, pauschal einen Vorwurf machen. Auch ich wäre schließlich, wenn sich manches anders ergeben hätte, jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit immer noch in der „Mühle“ und würde freie Zeit mit Kind als puren Luxus empfinden, den man sich leisten können muss. Und meine Frau hätte – aus Rücksicht auf mich und unser Kind eher einen Teilzeit-Job. Eines würde sie mit hoher Wahrscheinlichkeit jedenfalls nicht machen: Karriere. Und so läuft das millionenfach in Deutschland: Frauen finden aus der Teilzeit-Falle nicht mehr heraus oder schaffen es gar nicht mehr zurück in den Job – die Männer strampeln derweil im Vollzeit-Hamsterrad um die Wette und halten es für eine Karriereleiter.
Erst durch das Kind ist mir bewusst geworden, dass ich das alles so nicht mehr will. Erst durch das Kind ist mir klar geworden, wie kostbar unsere Zeit ist. Wie wenig selbstbestimmt ich war. Berufstätigen Paaren, die vielleicht ein Kind erwarten oder sich zumindest schon einmal mit dem Gedanken beschäftigen, möchte ich davon erzählen, wie sich unser Leben durch die Tochter in den letzten vier Jahren verändert hat, wie es dazu kam, dass wir jetzt in neuen, ungewohnten Rollen beide aufblühen und welche Hindernisse wir auf dem Weg dorthin erst einmal Schritt für Schritt beseitigen mussten. Meine Stoßrichtung ist dabei nicht, Männer von ihrem Erfolg im Beruf abzuhalten. Mich treibt vielmehr die Frage um, warum die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch heute noch als ein Thema aus dem Bereich der Frauenpolitik wahrgenommen wird. Warum es immer noch primär die Mütter sind, die kürzer treten und ihrem Kind die Zeit schenken, die es verdient hat, um sich geborgen zu fühlen und sich mit der Welt vertraut zu machen. Warum in den letzten Jahren zwar viele Betreuungs- und Arbeitsmodelle diskutiert wurden, dabei aber kaum Druck entstanden ist auf uns Männer. Wenn Väter sich mit einbringen, im Job Rücksicht auf die Familie nehmen, zu Kompromissen bereit sind, sich für die besser dotierte Stelle, bei der auch Wochenenddienste anfallen, bewusst nicht bewerben, dann fällt das noch immer in die Rubrik „Löbliche Ausnahme“. Tritt die Mutter kürzer, gilt das hingegen nach wie vor als Selbstverständlichkeit. Der Mann, der alles gibt im Job, ist ein Erfolgsmensch. Macht die Frau es genauso, ist sie: eine egoistische Rabenmutter.
Ich will nicht verschweigen, dass sich inzwischen mehr Väter aktiv einbringen und zumindest mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen WOLLEN. Und darum geht es mir: Es wird wirklich Zeit, dass sie es auch KÖNNEN. Viele Väter fragen sich doch längst, warum sie auf so viel „Quality Time“ mit Kind verzichten und für wen sie sich im Job da eigentlich so krumm machen. Das materielle Wohl der Familie ist sicherlich ein wichtiger Aspekt. Aber vielleicht hat Papa neben Geld und Sachleistungen ja auch noch ein wenig Extrazeit im Gepäck für sich und seine Liebsten? Vielleicht ermuntert er seine Frau, beruflich wieder einzusteigen und aufzusteigen, verschafft ihr Freiräume, opfert Zeit, die er sonst in den Job investieren würde? Vielleicht spricht er seinen Chef beim nächsten Perspektivgespräch mal nicht nur auf die versprochene Gehaltserhöhung und das ausstehende Dienstwagen-Upgrade an, sondern erkundigt sich auch mal nach flexibleren Arbeitszeiten und Home-Office-Tagen? Damit auch der Papa die Kita mal von innen sieht? Menschenskinder, es wäre ein Anfang.