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Archie Roach „Charcoal Lane” (1994)

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Vor zwei Jahren brachte ein Freund aus Australien einen Song mit, der jene Schlichtheit aufwies, die Meisterwerken immer eigen ist. Archie Roach sang die Suffballade „Charcoal Lane“ sanft und rau, mit der schlaffen Melancholie eines Mannes, der dem Tod nah gewesen war. Wie viele Aboriginies wurde er früh der Familie entrissen und in Pflegefamilien herumgereicht. Mit 13 war Archie ein Hobo auf Alkohol – Abschaum, der in der Gosse aufs Delirium wartete. Ihn rettete ein Lied: Jemand sang Bibelverse zu einer Hank-Williams-Melodie; Archie wurde Songwriter. Noch heute klingen seine Songs wie Hanks simple Countryweisen, doch sie handeln nicht von Erlösung, sondern von Straßendreck, von gesprengten Familien und Rassenjustiz. Und von Liebe, gefasst in naive Bilder, die so klar sind wie wahr: „Sitting here in a lonely old guest house/I’m sure that my life is all through/Scratching fleas and watching a grey mouse/I’m making love to the memory of you“. Roach ist ein flügelloser Phoenix aus der Asche, ein Mann jenseits des Hasses. Seine Songs brauchten vier Jahre von Australien bis Europa. Jetzt sind sie da.

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