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The Rattles „Painted Warrior” (1990)
ОглавлениеVon deutschem Boden ist, im Gegensatz zu anderen Dingen, so gut wie nie ein wichtiger rockmusikalischer Impuls ausgegangen. Als Ausnahme sei die elektronische Musik erwähnt, die sich dank Tangerine Dream und Klaus Schulze europaweit und darüber hinaus verbreiten konnte. Ansonsten: sklavische Nachahmung angloamerikanischer Vorbilder, oft mehr schlecht als recht. Selten glänzte man mit originär deutschen Tugenden (?), beschränkte sich lieber auf chamäleonartige Mimesis. Das galt schon in den 60ern für die Rattles, die mit Achim Reichel immerhin über einen charismatischen und stimmgewaltigen Sänger verfügten. Damals war Beat angesagt; heute, auf ihrem zweiten Comebackalbum „Painted Warrior“, liefern sie ebenso Zeitgemäßes: hundertfach gehörten Mainstreamrock, den man glatt vorüberrauschen ließe, säuselten einem Reichel & Co. nicht (manchmal gar in Prince’schem Falsett) unablässig gängige Chiffren der Rock’n’Roll-Historie ins Ohr. „Tutti frutti“, „Suzie Q.“ und so weiter, alles gruppiert um neues, modisch aufgepepptes Material, das sich saft- und kraftlos, doch solide produziert dahinschleppt. Anbiederisch und ohne Belang. Und beim discohaft verhunzten Klassiker „Keep on running“ müsste man glatt über die Höchststrafe nachdenken.