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Udo Jürgens und die Fußballnationalmannschaft „Sempre Roma” (1990)

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Es war einmal ein Udo Bockelmann, der sich aus verständlichen Gründen „Jürgens“ nannte und alsbald gehobene Schlager schrieb. Sogar blasierte Kultursnobs zuckten gelegentlich beeindruckt mit der Braue, wenn er Alltagsrassismus besang oder frivol der frostigen Nacht ins Bettchen einer gewissen Señorita entfloh. Solche Sachen schrieb Bockelmann, jawohl. In seiner besten Zeit war er fast das Missing Link zwischen Roy Black und Jacques Brel. Und außerdem, klammheimlich geradezu, Österreicher. Das aber war dem Deutschen Fußballbund (DFB) glattweg entgangen, als man Udo eines Tages – es war das Jahr 1978 n. Chr., und die Fußball-WM in Argentinien stand an – zum gemeinsamen Singsang mit bundesdeutschen Balltretern bat. Es kam, was kommen musste: die LP „Buenas Dias Argentina“ nämlich und damit das schnelle Aus der deutschen Elf. Zuerst traf ein Wiener (!) namens Krankl entscheidend ins deutsche Tor, daraufhin einen österreichischen TV-Reporter fast der Schlag („Dor! Dor! I werd narrisch!“) und somit die bekannte Schmach von Cordoba die ganze hiesige Fußballnation – felix Austria, dank Udo. Zwölf Jahre gingen ins Land, in denen sich unser Fußball von Jürgens niemals ganz erholte. Weltmeister wurden immer die anderen, es reichte höchstens mal zum Vize – immerhin. Aber jetzt, man glaubt es kaum, haben sie ihn wieder aufgestellt (oh, deutsches Gedächtnis …!) „Sempre Roma“ heißt sein neuer Anschlag auf unseren Lieblingssport. Und Udo macht seine Sache wahrlich wieder gründlich. Mit einer Häme ohnegleichen lässt er da die Halbgötter in Shorts zu seichter Supermarktmucke etwas singen, das der Spiegel beschönigend „sinnarmes Geträller“ nennt, in Wahrheit aber auf schwachsinniges Kalauertum hinausläuft. Und das Schlimmste: Die offenbar nur hüftabwärts starken Männer scheinen es nicht zu merken. Ein Beispiel? Bitte sehr: „Der Teufel hat den Straps gemacht/um Spieler zu verführen.“ Das wird auf dieser Platte gesungen, ernsthaft. Von Möller und Mill, von Reuter und Riedle; selbst Klinsmann schämt sich nicht. Verballhornungen wie „Trainer lügen nicht“ oder „Wenn es kracht, Signorina“ folgen stante pede. Selbst Handke kriegt den Kasten voll mit „Die Angst des Schützen vorm Elfmeter“. Alles Hirnkleister, um unsere Jungs mental lahmzulegen, damit sie die Taktik nicht mehr kapieren und wieder gegen Österreich verlieren – und der tumbe Teamchef tut mit, statt den Saboteur umzugrätschen. Am Prater kann man den Sekt schon mal kaltstellen: Nach dieser Platte reicht es für uns wohl nur zum Viertelfinale. Arrividerci Roma. Unseren Kickern, deren chorähnliches Trachten ein verdienstvoller Tonmeister wenigstens gnädig ins akustische Abseits mischte, bleibt nach dem absehbaren Flop nur ein Trost: Italien bietet, Udos Primanerlyrik zufolge, viel mehr als Fußball, nämlich „Spiele am Strand/Mädchen zur Hand.“ Das wird auf dieser Platte gesungen. Ernsthaft.

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