Читать книгу Der Heidekönig - Max Geißler - Страница 23

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Die Schlafstelle des Mannes, dessen Ruhm der Amsterdamer »Telegraaf« vor ein paar Stunden über die Welt gerufen hatte, enthielt ein Bett und daneben einen Gang. Über beiden war eine Decke, die war so gefährlich niedrig und schief, dass es Matheis Maris nicht einmal im Traum einfallen durfte, in seinem Bette sich aufzurichten. Jedennoch — das ungeheuere Erleben dieses Tages tastete sich hinter ihm hinein in die Finsternis der kleinen Kammer und redete auf ihn ein mit der verhaltenen Stimme des Lukas ter Meulen, und auch mit der bezwingenden Kraft: „Matheis Maris, du wolltest gestern und du willst morgen heimreisen? In deine Moorhütte willst du dich wieder verkriechen? Hinter den blauen Vorhängen des Himmels willst du dich wieder verstecken? Narr, Narr, du hast Mühe, die Sprache eines gebildeten Mannes zu verstehen, hast nicht die Kraft des Geistes, den Sinn dieser Sprache auszudenken, und willst in Dummheit verstocken?“

Der Tag schien schon hell durch das handgrosse Stück Glas, das als Fenster unter die Ziegel über dem Bettgang geklemmt war. Da lag Matheis Maris auf seinem Lager, die Hemdbrust geöffnet, die Hand auf dem wildschlagenden Herzen. „Hab’ ich nicht aus dem Paradiese schauen können bis ins Herz Gottes? Es ist keine Stunde gewesen in dieser letzten Woche, keine Stunde mit jenem seligen Weitblick! Sie sagen nun: ich sei ein Maler. Bin ich es nicht geworden aus der Eingebung Gottes, aus dem beseelten Erfassen der Einsamkeit, die man dort atmen hörte?“

Am anderen Morgen ging er in die Stadt mit dem Rucksack und dem derben Gehstock. Er stapfte dahin in seinen plumpen Schuhen und bäuerlichen Büxen, die aussahen wie zwei auf die Spitzen gestellte Zuckerhüte. Es lief ein staubiger Wind zwischen den Häuserzeilen, unfroh und übernächtig wie ein Strassenkehrer.

Unfroh und übernächtig war Matheis Maris. Er blieb vor vielen Türen stehen, an denen angeschlagen war, dass in diesem Haus ein Zimmer zu vermieten sei. Aber die Sehnsucht nach Licht, die Sehnsucht nach einem »Blick ins Herz Gottes« bedrängte ihn. Da lief er hinaus an die Säume der grossen Stadt.

Der Heidekönig

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