Читать книгу Der Heidekönig - Max Geißler - Страница 28

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Weder Matheis Maris noch der Bildhauer Gerbrand van Aken wusste um diesen Stand der Dinge — wie denn ausser ter Meulen selber jedem Menschen jegliche klare Erkenntnis über ihn gebrach. Allenthalben galt dieser Gekreuzigte als der wahrhaft Selige auf Erden. Dafür sorgte sein bedachtsamer Ernst, seine üppigtragende Weisheit, seine massvolle Art und die Sicherheit, das Leben zu meistern. Er lebte wie die Blumen auf dem Felde, von denen gesagt ist, dass Salomo in seiner Herrlichkeit sich nicht mit ihnen vergleichen konnte. War ein Mensch in der Welt, dem nie etwas misslang? Nun ja, Lukas ter Meulen! War ein Mensch, der alles wusste, dem seine Tage gehorchten, dem keine Laune des Schicksals einen Stein in die Suppe warf? Wer anders, als Lukas ter Meulen!

So erschien er dem Bildhauer van Aken. Und van Aken hätte augenblicklich sein ganzes bisheriges Wirken als einen verhängnisvollen Irrtum abgeschworen, wenn er — in seiner anderen Art — nicht genau so unlöslich an sein Kreuz geschlagen gewesen wäre wie ter Meulen selber.

Kärglich entlohnt, halb vergessen von der Welt, ohne Aussicht, für seine Halbkunst je eine Betätigung zu finden — so alterte er hinein in das Leben, so alterte er in seine Not. Fadenscheiniger ward sein schwarzer Gehrock, der aus einer anderen Zeit kam. Rostiger und raucher ward sein Zylinderhut, sein Gesicht blässer, sein Leib hagerer. So stelzte er durch die Gassen der Stadt. Und da sich niemand um ihn kümmerte, hielt man ihn für einen Mann von verzwickter Einmaligkeit, bei dessen Anblick es die Menschen lächerte.

Wie schlecht es ihm ging — das ahnte ausser ter Meulen niemand; denn er war zu stumm und stolz, es zu verraten.

Der Heidekönig

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